Auf dem Areal Adestraße/Porschestraße (gelb umrandet) soll eine neue Logistik- und Montagehalle errichtet werden. Außerdem ist vorgesehen, das Gelände neu zu ordnen Foto: Porsche

Im Zusammenhang mit der Produktion ihres ersten Elektroautos baut die Firma Porsche ihren Stammsitz weiter aus. Trotz der neuen Bauvorhaben und zusätzlicher Mitarbeiter sollen Lärm-, Luft- und Verkehrsbelastung in Zuffenhausen nicht steigen.

Zuffenhausen - Mit großer Mehrheit haben die Bezirksbeiräte in ihrer jüngsten Sitzung zwei Bebauungsplänen zugestimmt, in denen es um Projekte der Firma Porsche geht: Auf dem Areal Ade-/Porschestraße möchte der Autohersteller eine große Logistik- und Montagehalle bauen. Dafür müssen alte Gebäude abgerissen werden, zudem soll das 3,5 Hektar große Gelände neu geordnet werden. Eine neue Lackiererei soll auf dem Gelände Nordseestraße/Schwieberdinger Straße entstehen. Auch hier ist vorgesehen, alte Gebäude abzureißen und das Grundstück neu zu ordnen. Im Zusammenhang damit möchte Porsche auch die Otto-Dürr-Straße kaufen und ins Werksgelände integrieren (wir berichteten). Hintergrund für die beiden Projekte ist die „Mission E“, die Produktion des ersten rein elektrisch angetriebenen Fahrzeuges am Stammsitz Zuffenhausen.

Die neue Logistik- und Montagehalle soll südlich der Bahnlinie Kornwestheim – Korntal zwischen Adestraße und Porschestraße errichtet werden. Drei Stockwerke sind geplant. Da es zwischen Porschestraße und Bahntrasse einen Höhenunterschied von elf Metern gibt, soll die Halle zu den Bahngleisen hin 17 Meter hoch sein, an der Porschestraße hingegen 28 Meter. Für den Neubau, das erläuterte Robert Schneider von der Architekten-Partnerschaft ARP, seien sowohl Dach- als auch Fassadenbegrünung vorgesehen. Die Gebäudehöhe werde laut Klimagutachten keine wesentlichen negativen Umweltfolgen nach sich ziehen. Sowohl Porsche- als auch Adestraße sollen ausgebaut werden, zudem ist eine separate Anlieferungsspur geplant.

Auf Nachfrage aus verschiedenen Bezirksbeiratsfraktionen ging Robert Schneider auch kurz auf das Thema Lärm ein. Schalltechnische Untersuchungen hätten ergeben, dass die Anlieger nicht mit höherem Produktionslärm rechnen müssten, und die Lärmbelastung durch den zusätzlichen Anlieferungsverkehr werde „praktisch nicht wahrnehmbar“.

Für „Mission E“ werden ein Lackierwerk und eine Montagehalle gebaut

Für den Elektro-Porsche wird auch ein neues Lackierwerk gebaut. Es soll südlich der Bahntrasse auf dem Gelände Nordseestraße/Schwieberdinger Straße errichtet werden. Auch in diesem Fall plant der Automobilhersteller, das 16,8 Hektar große Gebiet neu zu ordnen. Erschlossen werden soll es über die Otto-Dürr-Straße, die Porsche kaufen möchte. Fußgänger und Radfahrer werden sie aber auch künftig benutzen können. Das neue Lackierwerk wird mit einer Verbindungsbrücke für Fördertechnik mit den anderen Werksgebäuden über die Schwieberdinger Straße bis über die Adestraße verbunden.

Angesprochen in der Bezirksbeiratssitzung wurde auch das Thema Parken. Durch die anstehenden Arbeiten, das erläuterte Manfred Klima von der Porsche-Bauabteilung, verliere man 800 bis 1000 Stellplätze. Sie sollen eins zu eins ersetzt werden, außerdem sollen noch zusätzliche Plätze hinzukommen. Insgesamt ist von 1500 neuen Parkplätzen die Rede. Alle werden auf bereits vorhandenen Parkflächen eingerichtet: Bereits fertig ist ein Parkplatz für 182 Autos an der Ecke Strohgäustraße/Adestraße. Erweitert wird zurzeit das Parkhaus von Werk 4 an der Lorenzstraße, das einen sechsgeschossigen Anbau mit 1100 Plätzen bekommt. Auf dem Gewann Rücken schließlich entsteht ein neues Parkgebäude für 350 Fahrzeuge.

Doch die rund 1000 neuen Mitarbeiter für die „Mission E“ müssen nicht nur irgendwo parken können, sondern auch erst einmal zur Arbeit kommen. Schon heute sind die Straßen rund ums Porsche-Werk oft überlastet: „Am Kreisverkehr vor dem Porschemuseum stehen die Kollegen manchmal bis zu einer Stunde“, berichtete der Betriebsratsvorsitzende Uwe Hück, als er vor kurzem gemeinsam mit Porsche-Chef Oliver Blume und Oberbürgermeister Fritz Kuhn im Stuttgarter Rathaus das Mobilitätskonzept des Autobauers vorstellte. Das zielt darauf ab, dass die Mitarbeiter besser ihre Arbeitsplätze erreichen und zudem die Nachbarn von Lärm und Gestank entlastet werden. „Wir wollen den Anwohnern etwas Gutes tun, indem wir die Autos erst gar nicht nach Zuffenhausen reinholen“, sagte Hück. Er betonte, die Menschen einzubeziehen und ihre Sorgen ernst nehmen zu wollen: „Wir wollen kein Stuttgart 21 in Zuffenhausen.“

Ein Mobilitätskonzept soll den Straßenverkehr entlasten

Das Konzept umfasse mehr als ein Dutzend Maßnahmen, die dazu beitragen sollen, die Belastungen für Anwohner und Mitarbeiter so gering wie möglich zu halten, erklärte Oliver Blume. Dazu gehören beispielsweise eine Mitfahrer-App und ein neues Parkleitsystem, die Einführung des VVS-Jobtickets, Fahrräder und Pedelecs für Fahrten innerhalb der Werke sowie der Ausbau des Bus-Shuttle-Angebots zwischen den Werken. Zudem berechtigt der Firmenausweis nicht nur zur Fahrten im VVS bei Feinstaubalarm, sondern grundsätzlich während der Arbeitszeiten auch für Fahrten mit der S-Bahn zwischen dem Stammsitz in Zuffenhausen und Weilimdorf. Dort hat Porsche mittlerweile die Büroflächen der früheren Ernst&Young-Zentrale bezogen. Rund 500 Mitarbeiter sind aktuell dort tätig, bis zu 2000 würden dort Platz finden, erklärt Porsche-Sprecher Lukas Kunze.

Denkbar ist auch, dass Pendler auf dem Weg nach Zuffenhausen ihr Auto künftig schon in Weilimdorf abstellen und mit der S-Bahn weiterfahren. Das könnte auch den Vicinalweg durch das Naturschutzgebiet Greutterwald entlasten, für dessen Schließung sich Naturschützer seit geraumer Zeit stark machen. Doch dazu war im Rathaus wenig Neues zu erfahren: Sowohl das Thema Vicinalweg als auch der Verkauf der Otto-Dürr-Straße würden noch vom Gemeinderat behandelt, sagte OB Kuhn. Und auch was die Verkehrsplanung rund ums Porsche-Werk angeht, ist noch Geduld gefragt. Derzeit würden die Bewegungen vor Ort analysiert, sagte Porsche-Chef Blume: „In den nächsten Monaten wird es noch diverse Maßnahmen geben, um den Verkehr zu reduzieren.“