Noch ist vom Lackierwerk nichts zu sehen, momentan laufen die Erdarbeiten. Fertig werden soll die Lackiererei in der zweiten Jahreshälfte 2018. Foto: Bernd Zeyer

Die Arbeiten am Karosseriewerk, an der Lackiererei, an den zentralen Werkstätten und auf anderen Baustellen laufen auf Hochtouren. Hintergrund ist „Mission E“, das erste Elektroauto der Firma, das im Jahr 2020 in Serie gehen soll.

Zuffenhausen - Wie viele Bagger, Kräne, Maschinen und Bauarbeiter momentan in Zuffenhausen beschäftigt sind, lässt sich nicht sagen, noch nicht einmal schätzen. Ziemlich sicher dürfte aber sein, dass die meisten von ihnen auf einer der vielen Großbaustellen der Firma Porsche zu Gange sind. Das Zauberwort hinter dem emsigen Baustellen-Treiben lautet „Mission E“. Das erste Elektroauto der Sportwagenschmiede soll 2020 in Serie gehen. Laut dem Porsche-Vorstandsvorsitzenden Oliver Blume ist geplant, dass jährlich 20 000 Elektroautos in Zuffenhausen vom Band laufen. Um diese ehrgeizigen Pläne in die Tat umsetzen zu können, müssen die dafür notwendigen Bauprojekte rechtzeitig fertig werden.

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: 20 000 Tonnen Stahl, 35 000 Kubikmeter Beton, 134 000 Kubikmeter Erdaushub, mehr als 14 000 Quadratmeter Grundfläche. Das neue Karosseriewerk, das momentan an der Otto-Dürr-Straße in den Himmel wächst, soll Ende 2017 fertig werden und 2018 in Betrieb gehen. Momentan, das erzählt Porsche-Pressesprecher Lukas Kunze, liege dort, ebenso wie bei sämtlichen anderen Großprojekten, alles im Zeitplan. Rund 400 Millionen Euro steckt Porsche in das Projekt. Nicht nur die Karosserien für das Elektroauto, auch diejenigen für die Modelle 911 und 718 sollen dort montiert werden.

Ihre Farbe bekommen werden die Elektrofahrzeuge (und nur die) einige hundert Meter weiter im neuen Lackierwerk, das südlich der Nordseestraße entsteht. Noch ist von der Lackiererei nichts zu sehen, die Bagger sind mit Erdarbeiten beschäftigt. Auch das Gebäude der Zeugen Jehovas steht noch, die Abrissbirne wartet allerdings schon. Der Zeitplan sieht vor, dass die Lackiererei in der zweiten Jahreshälfte 2018 einsatzfähig ist. Erschlossen werden soll sie über die Otto-Dürr-Straße, die Porsche gekauft hat. Sie ist für den Kfz-Verkehr gesperrt, Radler und Fußgänger können sie nach wie vor und auch in Zukunft nutzen. Momentan werden in der Straße Versorgungsleitungen verlegt. Sie kommen aus Richtung Porscheplatz, der für die Leitungen extra einen kleinen Tunnel bekommen hat. Im Zusammenhang damit ist auch ein Teil der Schützenbühlstraße noch bis zum 20. Dezember gesperrt.

Eine neue Unterführung verbindet die Werkshälften

Zurück zur Otto-Dürr-Straße: An ihrem westlichen Ende hat Porsche eine neue Unterführung unterhalb der Bahntrasse gebaut. Sie soll dem internen Verkehr dienen und die beiden Werkshälften nördlich (Lackiererei, Karosseriewerk) und südlich (dort nutzt Porsche Teile des Alcatel-Geländes und hat auch das ehemalige Daimlergelände nördlich der Marconistraße gekauft) der Bahnlinie miteinander verbinden. Was den Kfz-Verkehr angeht, ist der Durchlass für die Öffentlichkeit tabu. Radler und Passanten hingegen werden ihn von 2017 an nutzen dürfen. Damit verkürzt sich für sie beispielsweise der Weg von Neuwirtshaus zum Naherholungsgebiet auf der Schlotwiese ganz erheblich. Zudem soll durch die Unterführung die bislang einzige Einfahrt zum Industriegebiet rund um das Alcatel-Gelände, die über die Lorenzstraße erfolgt, entlastet werden.

Wo ab 2019 die zentralen Werkstätten von Porsche stehen sollen, türmen sich derzeit noch riesige Erd- und Abraumhalden. Wie groß das 75 000 Quadratmeter umfassende Areal tatsächlich ist, wird erst durch einen Blick von oben deutlich. Eigentlich war geplant, dass Porsche die Daimlergebäude weiterhin nutzt. Deren Baustruktur war aber so schlecht, dass Abriss und Neubau als einzig vernünftige Lösung erschienen. Mittlerweile sind alle der fünf Jahrzehnte alten roten Backsteingebäude verschwunden und die Erdarbeiten sind in vollem Gange.

Wenn Arbeiter, Bagger und Kräne die Baustellen in rund drei Jahren wieder verlassen haben, wird sich nicht nur die Infrastruktur, sondern auch das äußere Erscheinungsbild der betroffenen Grundstücke nachdrücklich verändert haben. Aus der Sicht von Porsche bringt das nur Vorteile. „Das Industrieareal wird von 2020 an so modern und effizient wie nie zuvor sein“, sagt Lukas Kunze. Dass Anwohner sich Gedanken darüber machen, was die Firma für ihren Zuffenhäuser Stammsitz plant und welche Auswirkungen auf die Nachbarschaft das haben könnte, darüber ist man sich bei Porsche bewusst. Kunze betont, dass man die Bürger auf dem Laufenden halten wolle. Deshalb wird es am Freitag, 20. Januar, eine Informationsveranstaltung geben. Die Einladungen dafür werden in diesen Tagen in die entsprechenden Briefkästen geworfen. Ein Thema soll auch das Parkraummanagement sein. Porsche hatte hierfür eine Studie in Auftrag gegeben, die am 20. Januar vorgestellt wird.