Dass der Autobauer Interesse am Gewerbegebiet Südwest zeigt, begrüßen die Stadträte von Kornwestheim. Allerdings würden sie gerne erfahren, was die Firma dort genau vorhat. Die Nachbarn in Stuttgart-Stammheim gehen schon jetzt auf die Barrikaden.
Kornwestheim - Noch existiert es nur auf dem Papier, das Gewerbegebiet Südwest zwischen der Solitudeallee und dem Containerbahnhof in Kornwestheim. Aber das soll sich flugs ändern. Wie berichtet, ist die Stadtverwaltung mit der Firma Porsche im Gespräch, die sich für die 20 Hektar Fläche interessiert. Gespräche muss die Stadt Kornwestheim allerdings auch mit der Stadt Stuttgart führen, der seit einem Gemarkungstausch eine Ecke der fraglichen Fläche gehört. Dabei dürfte es speziell um die Frage gehen, wie die Gewerbesteuern aufgeteilt werden, sollte es zu einem gemeinsamen Gewerbegebiet kommen.
Verhaltene Freude
Die Vorsitzenden der im Kornwestheimer Gemeinderat vertretenen Fraktionen geben sich, nachdem die Pläne bekannt geworden sind, abwartend. Entscheidend sei, so sagen sie übereinstimmend, was Porsche auf dem Areal plane und wie viele Arbeitsplätze dort entstehen sollen. „Einem Parkplatz werden wir sicherlich nicht zustimmen“, sagt Hans Bartholomä (CDU/FDP). Er begrüßt die Überlegungen und Gespräche. Dieses Gewerbegebiet zu entwickeln, sei überfällig, so der CDU-Stadtrat. Ralph Rohfleisch (Grüne/Linke) ist verärgert – und zwar darüber, dass im Vorfeld nicht allgemein festgelegt worden sei, welche Bedingungen die Stadt mit dem Verkauf von Gewerbeflächen verknüpft. So hätte festgezurrt werden können, welche Erwartungen die Stadt zum Beispiel bei der Schaffung von Arbeitsplätzen habe.
Rohfleisch warnt davor, zum „Hinterhof der Region“ zu werden, der nur noch Lagerflächen zur Verfügung stellt. Wer immer sich im Gewerbegebiet Südwest, das nach Ansicht der Grünen im Flächennutzungsplan kleiner ausgewiesen werden sollte, ansiedeln werde, müsse für eine entsprechende Wertschöpfung sorgen, so Rohfleisch.
Gabi Walker (Freie Wähler) hat „grundsätzlich nichts dagegen, dass Porsche nach Kornwestheim kommt“. Allerdings gebe es noch zu viele ungeklärte Fragen – und daran sei auch die Stadt mit Schuld. „Wir haben überhaupt keine Vorstellung, wie oder was da entstehen soll“, sagt Walker. „Es gab keine Präsentation und keine Kommunikation dazu.“ Die entscheidende Frage, die sich für Walker stellt, ist die nach dem Verkehr: Diesen ausschließlich über die A 81 und die B 27a zu leiten, hält sie zwar für möglich, aber nicht ideal, durch die Stadt sei es unmöglich. Zudem gilt es für die Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler weiterhin die entscheidenden Fragen zu klären, wie viele Arbeitsplätze entstünden, wie groß die neue Anlage werde und wie die konkreten Pläne von Porsche überhaupt aussähen – also was dort produziert werden soll. „Ich habe gehört, dass Porsche Leipzig Interesse hat“, sagt Walker.
Bedenken wegen Naturschutz
Auch die SPD ist dem Autobauer nicht abgeneigt. „Das ist ein seriöses Unternehmen, mit dem die Arbeit, zum Beispiel die Transporte, die es von Kornwestheim aus organisiert hat, immer reibungslos geklappt hat“, sagt der Fraktionsvorsitzende Hans-Michael Gritz. Allerdings gelte es im aktuellen Stadium, in dem noch nicht wirklich viel bekannt sei, Vorsicht walten zu lassen. Wie die Freien Wähler treibt auch die SPD die Frage nach der Verkehrsanbindung um, denn der Nordostring ist für sie weiterhin tabu. Zudem mahnt Gritz, die ökologischen Themen, dabei vor allem den Nachbarschaftsschutz – auch für die angrenzenden Stammheimer – zu bedenken.
Stammheim macht mobil
Unter diesen regt sich bereits jetzt großer Widerstand. Der dortige Bürgerverein kündigte in einer Mitteilung an, die „vorgesehenen Planungen mit aller Kraft zu bekämpfen“. Durch ein neues Gewerbegebiet würden sich die Lebensbedingungen der Stammheimer Bevölkerung nochmals gravierend verschlechtern, lässt der Verein wissen. Schon jetzt seien über 300 Beschwerden Stammheimer Bürger im Kornwestheimer Rathaus eingegangen.
Für die Anwohner ist ebenfalls der Verkehr das größte Problem: Die B 27a sei schon jetzt völlig überlastet, ein adäquater Lärmschutz auch durch den Containerbahnhof und zahlreiche Gewerbe- und Industriegebiete nicht mehr zu gewährleisten. Der Verein wirft der Stadt vor, die Interessen der Anwohner nicht Ernst zu nehmen. Aber: „Solche Projekte werden nicht mehr widerstandslos über die Köpfe der betroffenen Anwohner hinweg entschieden werden können.“ Das habe man auch im Stuttgarter Rathaus deutlich gemacht.