Die Suche nach dem verschollenen Sportwagen-Veredler Uwe Gemballa in Südafrika geht

Die Suche nach dem verschollenen Sportwagen-Veredler Uwe Gemballa in Südafrika geht weiter. Während der Insolvenzverwalter seine Firma in Leonberg unter die Lupe nimmt, wird deutlich, dass Gemballa nicht zum ersten Mal das wirtschaftliche Aus droht.

Von Alexander Ikrat

und Wolf-Dieter Obst

LEONBERG. Die Last bleibt an ihr hängen. Uwe Gemballas Ehefrau ist eine zentrale Figur in dem rätselhaften Fall, der seit zwei Wochen die deutsche und südafrikanische Polizei beschäftigt und inzwischen auch einen Insolvenzverwalter auf den Plan gerufen hat. Die 52-Jährige hat zwar seit kurzem keine Prokura mehr für die Gemballa Automobiltechnik GmbH & Co KG, aber sie hat veranlasst, dass am Montag ein Antrag zur Eröffnung des Insolvenzverfahrens gestellt wurde. Ihr Mann ist seit 9. Februar in Johannesburg verschwunden.

Angaben dazu macht die 52-Jährige nicht. Nicht, dass sie Anfragen für ein Gespräch oder eine Stellungnahme abschlägig bescheiden würde - sie lässt sie unbeantwortet. Die Tage sind schwer für sie. Vor ihrer Wohnung in Halbhöhenlage, von der ein Panoramablick über die Stadt und auf den Turm des Firmengebäudes in der Ferne fällt, erfährt man am Mittwoch auch nur, dass sie nicht da sei. Ihre Anwälte teilen mit, sie seien an ihre Schweigepflicht als Berater gebunden: "Keine Auskunft."

Ehemalige Geschäftspartner von Uwe Gemballa staunen derweil über das Insolvenzeröffnungsverfahren, das am Montag vom Amtsgericht Ludwigsburg für Gemballas Firma eingeleitet wurde. "Es ist unglaublich, wie sich die Geschichte wiederholt", sagt einer, der anonym bleiben will.

Nicht zum ersten Mal ist der Porsche-Veredler gehörig ins Schleudern geraten, hat Firmen aufgegeben und umgehend neue gegründet. Wie zum Beispiel beim Konkurs der Gemballa Automobilinterieur GmbH in den 90er Jahren - ein Verfahren, das erst im Jahr 2001 abgeschlossen war.

Bis Februar 1990 hatte die Firma ihren Sitz an Gemballas erstem Standort im Leonberger Gewerbegebiet Ramtel, als die Gesellschafterversammlung beschloss, in den Korntal-Münchinger Stadtteil Kallenberg zwischen A 81 und Stuttgart-Neuwirtshaus umzuziehen. Die Firma hatte eine ähnliche Größe wie die heutige. Aus dem damaligen Umfeld des Unternehmens ist zu hören, dass Uwe Gemballa auf Druck der Mehrheitseigner aus der Geschäftsführung der Gemballa Automobilinterieur ausschied.

Schon im August 1990 gründete der laut Handelsregistereinträgen vom Kaufmann zum Designer gewandelte Tuning-Experte - erneut in Leonberg - eine neue Firma mit einem vergleichbaren Geschäftszweck. Aus "Entwicklung, Herstellung und Vertrieb von hochwertig ausgestatteten Fahrzeugen und Fahrzeugteilen" wurde "Entwicklung, Design, Produktion bzw. Umrüstung und Vertrieb von Fahrzeugen und Fahrzeugteilen". Uwe Gemballa hatte die Rechte über seinen Namen mit der alten Firma vorübergehend verloren, die neue nannte er G.-Topline Automobiltechnik GmbH.

Obwohl er nicht mehr die Mehrheit der 1982 gegründeten Gemballa Automobilinterieur GmbH hielt, musste sich der Leonberger als verantwortlicher Geschäftsführer ab dem 30. März 1992 einem Konkursverfahren stellen - wie heute war ebenfalls das Amtsgericht Ludwigsburg damit befasst. Das Konkursverfahren zog sich über neun Jahre bis in den Juli 2001 hin.

Parallel dazu tunte sich Gemballa auch mit G.-Topline zurück in die erste Riege der Porsche-Veredler. "Wie ein Stehaufmännchen", sagen Bekannte, "er tut mit einer unendlichen Energie immer neue Dinge auf." Nachdem er wieder an die Namensrechte gekommen war, firmierte Gemballa das Unternehmen im Frühjahr 1999 um - in die heutige Gemballa Automobiltechnik GmbH & Co. KG, stellte sie unter das Dach der Gemballa Verwaltungs GmbH und siedelte sich am heutigen Firmensitz im Gewerbegebiet Hertich an.

Damit nicht genug. Im Dezember 2004 fügte er einen Baustein hinzu: Die Gemballa Automobil GmbH, die wieder dem Geschäftszweck "Entwicklung, Design und Vertrieb von Fahrzeugen und Fahrzeugteilen" dienen sollte. Den Sinn und Zweck dieser Firma wollte am Mittwoch weder am Firmensitz in Leonberg noch beim Insolvenzverwalter in Stuttgart jemand erklären.

Dass nun - am 5. Februar 2010 und drei Tage vor dem Eintreffen Gemballas in Südafrika - die neue Firma Gemballa Sport Cars GmbH & Co. KG beim Amtsgericht Stuttgart ins Handelsregister eingetragen worden ist, hinter der ebenfalls Uwe Gemballa steht, erinnert viele in seinem Umfeld an diese Zeiten. Nach Informationen unserer Zeitung wickelt der Porsche-Tuner neue Projekte wie den Mistrale auf Basis des Panamera bereits über diese neue Firma ab - während das alte Unternehmen in tiefen Zahlungsschwierigkeiten steckt und von der Insolvenz bedroht ist.

Aber selbst für die Insider ist der Südafrika-Fall ein Rätsel. Die deutschen Polizisten wollen bis Freitag in Johannesburg ermitteln. "Es ist aber nicht ausgeschlossen", sagt der Böblinger Polizeisprecher Eckard Salo, "dass sie länger bleiben."