Ausgeschieden: Für Sabine Lisicki ist das Turnier in Stuttgart schnell zu Ende. Foto: dpa

Während die Fedcup-Spielerinnen zuversichtlich sind, scheidet Sabine Lisicki frühzeitig aus. Wie schlecht es derzeit um die Wimbledonfinalistin von 2013 bestellt ist, zeigt der Blick in die Statistik.

Stuttgart - Die Hallenuhr auf dem Centre-Court zeigte 22.28 Uhr, als eine Blondine im violetten Tennisdress mit gesenktem Haupt vom Platz schlich. Der Leidensweg der Sabine Lisicki geht also weiter: Während sich die restlichen deutschen Spielerinnen auf eine tolle Tenniswoche beim Porsche Grand Prix freuen, ist die 26-Jährige bereits in Runde eins draußen.

Mit 6:7 (4:7) und 3:6 verlor die 26-Jährige am Montagabend ihr Auftaktmatch gegen die Ungarin Timea Babos. Dabei leistete sich Lisicki zu viele eigene Fehler. Wie schlecht es um die Wimbledonfinalistin von 2013 derzeit bestellt ist, zeigt allein der Blick in die Statistik: in diesem Jahr liegt die Einzelbilanz von Lisicki bei lediglich fünf Siegen in 16 Matches.

Nach dem Sieg in Schale geworfen

Während Lisicki betrübt von dannen zog, haben andere mehr zu lachen: Also hatte sich das siegreiche Fedcup-Quintett nach seinem großen Sieg in Transsilvanien noch einmal in Schale geworfen. Doch lange hat die Siegesfeier am Sonntagabend im „Avocado“, einem Restaurant mit schickem Loungebereich im Herzen von Cluj, nach dem 4:1-Auswärtssieg in Rumänien und dem damit verbundenen Verbleib in der Weltgruppe 1 nicht gedauert. Um 22 Uhr waren alle Spielerinnen im Bett. Und das, obwohl dieser Erfolg laut Bundestrainerin Barbara Rittner doch „so viele positive Energien freisetzt“.

Ihre Kräfte allerdings, die können ihre „Tennis-Mädels“, wie Rittner so gerne sagt, in dieser Woche in Stuttgart noch gut gebrauchen. Immerhin ist der Porsche Grand Prix das bedeutendste Ereignis auf deutschem Boden – und ausnahmslos das Lieblingsturnier von Angelique Kerber, Andrea Petkovic, Julia Görges sowie von Annika Beck, die in Cluj gemeinsam die deutschen Farben vertreten hatten. Damit die Vier, die nun auf eigene Rechnung kämpfen, möglichst bequem an den Neckar kommen, hat der Sponsor auch gleich Montagfrüh um 8.30 Uhr einen Privatflieger geschickt.

Kerber, das neue Tennisdarling

Also machte Angelique Kerber, der neue Tennisdarling der Nation, einen ausgeschlafenen Eindruck, als sie um 15 Uhr das Pressepodium betrat. „Stuttgart ist etwas ganz Spezielles für mich. Die Fans sind unglaublich“, sagte die Titelverteidigerin, die seit ihrem Sieg bei den Australian Open maximal vermarktet wird. „Ich habe inzwischen viel Erfahrung, wie sich die neue Aufmerksamkeit anfühlt.“

Doch auf dem Court muss Kerber, die nach einem Freilos in Runde eins auf Annika Beck treffen könnte, erst zeigen, ob sie dem Rummel auch mental gewachsen ist. „Sie hat jetzt wieder eine ganz andere Ausstrahlung, tritt selbstbewusster und präsenter auf“, sagt der ehemalige Wimbledonsieger Michael Stich über die 28-Jährige, die nach ihrem Coup von Melbourne zunächst etwas geschwächelt hatte. Klar ist: nach den Jahren der Scharapowa-Festspiele, die nach einem positiven Dopingtest suspendiert ist, hat das Turnier bei insgesamt acht deutschen Spielerinnen seinen eindeutigen Kassenmagneten.

Mehr als eine Nebenfigur

Obwohl Kerber die Hauptrolle besetzt, ist Andrea Petkovic schon allein aufgrund ihres Charismas alles andere als eine Nebenfigur. Das Publikum liebt seine „Petko“. Allerdings: der rote Sand von Stuttgart ist nicht gerade der Lieblingsbelag der Darmstädterin, die im Einzel-Ranking auf Platz 30 abgerutscht ist. Seit 2012 ist sie beim Porsche Grand Prix nicht über die zweite Runde hinausgekommen. Zudem hat die eloquente Petkovic zuletzt drei Erstrundenniederlagen in Indian Wells, Miami und Charleston hinnehmen müssen. „Der Sieg im Fedcup war wichtig für uns“, sagt Petkovic – und er war wichtig für sie: Denn gegen Monica Niculescu hatte die 28-Jährige den entscheidenden dritten Punkt geholt. Das sorgt für Rückenwind.

Immerhin ist Annika Beck auch eine Kandidatin für den Part der Kronprinzessin hinter Kerber. Auf Platz 40 der Welt ist die Hobby-Geigerin aus Bonn schon geklettert – Tendenz steigend. Während Beck inzwischen offensiver spielt und hoch hinaus will, hat Julia Görges bereits bewiesen, dass sie auf absolutem Topniveau bestehen kann. 2011 besiegte sie im Stuttgarter Finale die damals amtierende Nummer eins, die Dänin Caroline Wozniacki. „Ich freue mich riesig auf Stuttgart“, sagt die „Jule“ aus Bad Oldesloe, die norddeutsche Gelassenheit ausstrahlt – und als Doppelspezialist im Fedcup-Team gefragt ist.

Siegemund erlebt ihren zweiten Frühling

„Ich habe mich stetig nach vorne gearbeitet. Vielleicht werde ich ja auch mal für den Fedcup berufen“, sagt die Lokalmatadorin Laura Siegemund, die mit 28 Jahren ihren zweiten Frühling erlebt. Durch ihren 6:4, 6:3-Sieg über Polona Hercog ist die Metzingerin ins Hauptfeld eingezogen. Die Mühlen der Qualifikation überstanden hat auch die junge Hamburgerin Carina Witthöft (6:3, 6:4 über Ana Konjuh), die mit 21 Jahren ihre Karriere noch vor sich hat. Auch die kraftvolle Anna-Lena Friedsam hat ihre Wildcard gerechtfertigt, sie zog mit dem 6:3, 6:3 über Johanna Konta in die zweite Runde ein.