Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück rechnet bis 2020 mit bis zu 2000 neuen Jobs durch die Produktion von Elektroautos. Foto: Lichtgut/Oliver Willikonsky

Der Stuttgarter Sportwagenhersteller Porsche startet vor der Einführung des Elektroautos Taycan die größte Qualifizierungsoffensive in der Unternehmensgeschichte. Insgesamt werde ein deutlich zweistelliger Millionenbetrag investiert, kündigt Betriebsratschef Uwe Hück an.

Stuttgart - Der Stuttgarter Sportwagenbauer Porsche bereitet für die Produktion des Elektroautos Taycan ein umfangreiches Schulungsprogramm vor. „Insgesamt investiert Porsche einen deutlich zweistelligen Millionenbetrag, um die Beschäftigten mit der Qualifizierungsoffensive fit für die Zukunft zu machen“, sagte Uwe Hück, Gesamtbetriebsratschef von Porsche unserer Zeitung. „Porsche gibt dafür so viel Geld aus wie noch nie.“ Bei einem Elektroniker beliefen sich die Kosten für sechs Monate Schulung auf bis zu 18 000 Euro pro Mitarbeiter. „Eine Qualifizierungsoffensive in dieser Größenordnung gibt es bei keinem anderen Automobilhersteller“, sagte Hück.

Auch nach den Betriebsferien sind Sonderschichten geplant

Das Unternehmen steckt mitten in einem fundamentalen Wandel. Neben klassischen Sportwagen produziert Porsche künftig auch reine E-Fahrzeuge, die mit digitalen Assistenzsystem ausgestattet sind. Der Taycan soll als erster reiner E-Sportwagen von Porsche Ende 2019 auf den Markt kommen. „Also müssen wir alle Mitarbeiter – egal ob sie 18 oder 60 Jahre alt sind – befähigen, auch die Autos der Zukunft zu bauen“, so Hück. Der Autobauer arbeitet zugleich mit Hochdruck daran, seine Fahrzeuge nach schärferen Abgasvorschriften zu zertifizieren. Weil die Prüfstände knapp sind, kommt es zu Verzögerungen; Porsche muss sein Modellangebot vorübergehend einschränken. „Wir haben mit großen Herausforderungen zu kämpfen“, sagt Hück. „Aber ich kann auch sagen, die Fahrzeuge, die wir im Angebot haben, laufen so saumäßig gut, dass wir wegen der starken Nachfrage nach den Betriebsferien sogar Sonderschichten fahren müssen.“ Demnach sollen die Porsche-Mitarbeiter an acht zusätzlichen Samstagen arbeiten. „Und das müssen wir auch, weil wir auch gewaltige Investitionen stemmen müssen.“

Bis 2020 rechnet der Betriebsrat mit bis zu 2000 zusätzlichen Jobs

Aus Unternehmenskreisen heißt es, dass Porsche bei den Investitionskosten für den Taycan über Plan liege. Der Sportwagenbauer hatte angekündigt, fast zwei Milliarden Euro in den Ausbau der Standorte Zuffenhausen und Weissach investieren zu wollen. „Und der aktuelle Bauboom in Stuttgart sorgt dafür, dass die Handwerker knapp und die Preise hoch sind, weshalb wir auch mögliche Mehrkosten einkalkulieren müssen“, so Hück.

Der Gesamtbetriebsratschef geht davon aus, dass Porsche für seine Elektrooffensive auch mehr Personal wird einstellen müssen als bislang geplant. „Nach meiner Einschätzung kann es möglicherweise sein, dass wir bis 2020 sogar bis zu 2000 Menschen zusätzlich einstellen, weil es vom Taycan auch Derivate mit Elektroantrieb geben soll“, so Hück. Ursprünglich hatte Porsche geplant, 1200 neue Jobs in Zuffenhausen zu schaffen. Derzeit verhandelt der Betriebsrat mit dem Arbeitgeber darüber, dass 600 befristet Beschäftigte fest angestellt werden sollen. Insgesamt beschäftigt Porsche mehr als 30 000 Mitarbeiter.