Der Cayenne ist das zweitwichtigste Modell von Porsche. Foto: Porsche

Beim Cayenne könnte bald die Entscheidung für einen Verzicht auf den Diesel fallen. Damit würde Porsche den Abschied vom Selbstzünder beschleunigen.

Stuttgart - Vor zehn Jahren vollzog Wendelin Wiedeking auf der Automesse IAA eine scharfe Kehrtwende. Immer wieder hatte der damalige Porsche-Chef zuvor kategorisch ausgeschlossen, dass die Wagen der Sportwagenmarke jemals von einem Selbstzünder angetrieben würden. Der Diesel sei zu schwer, zu lahm, biete zu wenig Fahrspaß und passe deshalb nicht zum Image der Marke, begründete Wiedeking diese grundsätzliche Ablehnung. Auf der IAA bestätigte Wiedeking dann im Herbst 2007, dass man prüfe, den Cayenne als ersten Porsche auch mit einem Dieselmotor auf den Markt zu bringen. Bei Audi, BMW und Mercedes-Benz waren Geländewagen mit Dieselmotoren damals bereits in Europa der Renner. Im Februar 2009 kam der Diesel-Cayenne dann auf den Markt.

Heute gibt es neben dem Cayenne auch den kleineren Geländewagen Macan sowie die sportliche Limousine Panamera mit Selbstzünder. Der Cayenne könnte nun das erste Modell werden, mit dem Porsche sich wieder vom Diesel verabschiedet, und zwar schon bald: Die neue Cayenne-Generation feiert bereits Ende dieses Monats im Stuttgarter Porsche-Museum Weltpremiere, steht dann Mitte September auf der Automesse IAA im Rampenlicht und soll Ende des Jahres auf den Markt kommen.

Porsche-Betriebsratschef Hück verlangt Schlussstrich beim Diesel

Noch Mitte Juli hatte Porsche-Chef Oliver Blume in einem Interview angekündigt, dass der neue Cayenne ebenso wie der gerade erst erneuerte Panamera auch als Dieselvariante angeboten werden solle. Erst für die Generation danach ließ Blume alles offen. Der Porsche-Chef bestätigte, dass man sich generell mit dem Thema Dieselausstieg beschäftige und für die einzelnen Modelle verschiedene Szenarien durchspiele. Eine Entscheidung kündigte Blume für Ende des Jahrzehnts an. Für den Betriebsratschef Uwe Hück steht die Entscheidung dagegen schon fest. „Porsche hat sich entschieden, beim Diesel auszusteigen“, sagte Hück vor Kurzem. Dies sei aus Sicht der Arbeitnehmervertreter der einzige mögliche Schritt nach der Dieselaffäre.

Für den Cayenne könnte die offizielle Entscheidung für den Ausstieg nun, wie in Unternehmenskreisen zu hören ist, vor der geplanten Markteinführung der Dieselvariante im nächsten Frühjahr fallen. Die Entscheidung ist nicht einfach, weil die Wagen mit Selbstzünder trotz Abgasaffäre und drohenden Fahrverboten gerade in Deutschland stark gefragt sind. Rund 80 Prozent der hierzulande verkauften Cayenne-Modelle sind mit Diesel ausgestattet. Zudem ist der Cayenne, gemessen am Absatz, nach dem kleineren Geländewagen Macan das zweitwichtigste Modell. Insgesamt liegt die Dieselquote beim weltweiten Porsche-Absatz nur bei 15 Prozent.

Der nächste Macan kommt vielleicht nur als Elektromobil

Für die nächste Generation des Macan gibt es dem Vernehmen nach Überlegungen, diesen Geländewagen nur noch mit Elektroantrieb anzubieten. Diese Entscheidung, so ist im Unternehmen zu hören, dürfte davon abhängen, wie rasch die Elektromobilität vorankommt. In der gesamten Autobranche wird derzeit gerätselt, wann den Stromern der Durchbruch gelingen könnte. Es gibt Schätzungen, wonach dies in der ersten Hälfte des nächsten Jahrzehnts erfolgen könnte.

Porsche will, wie zu hören ist, möglichst spät entscheiden, ob der nächste Macan auch mit Verbrennungsmotor entwickelt werden soll. Falls darauf verzichtet würde, könnten hohe Entwicklungskosten gespart werden. Damit hätte Porsche dann allerdings nur den Cayenne als Geländewagen mit Verbrenner. Der Autohersteller arbeitet derzeit mit Hochdruck an einer ganzen Reihe neuer Modelle mit Elektroantrieb. Als erstes Modell soll 2019 der Sportwagen Mission E auf den Markt kommen.

Der Verkauf bestimmte Cayenne-Modelle mit Diesel musste eingestellt werden

Der Diesel-Cayenne steht derzeit besonders unter Druck, weil in dem von Audi zugekauften Motor zunächst in den USA und seit Kurzem auch in Deutschland verbotene Abschalteinrichtungen im Abgassystem entdeckt wurden. Der Verkauf auf dem US-Markt wurde deshalb bereits Ende 2015 gestoppt. Vor Kurzem hat Verkehrsminister Alexander Dobrindt auch hierzulande einen Verkaufsstopp für bestimmte Cayenne mit Dieselmotor verhängt. Zudem muss Porsche eine technische Lösung für die Nachbesserung entwickeln, dem Kraftfahrt-Bundesamt präsentieren und nach der Genehmigung einen Rückruf starten. Diese Genehmigung kann Monate dauern. Auch beim Macan gibt es Ärger, nachdem das Kraftfahrt-Bundesamt eine umstrittene Abschalteinrichtung entdeckte. Derzeit läuft ein als „freiwillig“ deklarierter Rückruf.

Trotz zunehmender Probleme mit den von Audi gelieferten Motoren will man bei Porsche offiziell nichts von einer Verstimmung zwischen den beiden Töchtern des VW-Konzerns wissen. „Wir pflegen eine sehr gute Zusammenarbeit mit Audi, sie ist enger als je zuvor“, teilte das Unternehmen kürzlich mit und wies darauf hin, dass Audi und Porsche derzeit gerade gemeinsam an der Entwicklung eines Baukastens für Elektroautos arbeiten. Betriebsratschef Hück dagegen schoss Audi kürzlich in einem Interview scharf an. „Audi hat uns kranke Motoren geliefert. Ich werde es nicht zulassen, dass Porsche durch die Tricksereien von Audi in Gefahr gerät“, wetterte Hück.