Zu Bosch könnte sich perspektivisch Porsche gesellen – das hängt von der Entscheidung der Schwieberdinger ab. Foto: Archiv/Werner Kuhnle

Zum geplanten Gewerbeschwerpunkt mit Porsche-Standort in Schwieberdingen, zu dem im Juli ein Bürgerentscheid ansteht, gibt es am Donnerstag eine Info-Veranstaltung. Ein Interview mit Bürgermeister Nico Lauxmann.

Schwieberdingen - Die Frage, ob es an der B 10 in der Nachbarschaft zu Bosch ein neues Gewerbeareal geben wird – für das bereits die Firma Porsche ihren Hut in den Ring geworfen hat – treibt die Schwieberdinger um. Mitte Juli liegt die Entscheidung, ob sie ein Wirtschaftswachstum in diesen Dimensionen auf ihrer Gemarkung haben wollen, in der Hand der Bürger. Was sie angesichts des Vorhabens beschäftigt, können sie diesen Donnerstag bei einer Informationsveranstaltung loswerden, die jedoch mitten am Tag anberaumt ist. Bürgermeister Nico Lauxmann (CDU) erklärt, weshalb sich die Kommune für diesen Termin entschieden hat.

Herr Lauxmann, warum veranstalten Sie eine hochkarätig besetzte Bürgerinfo mitten unter der Woche und zu Uhrzeiten, zu denen ein normal arbeitender Mensch nicht teilnehmen kann?

Der Informationstag ist ja nur eine von mehreren Möglichkeiten, sich persönlich über den Bürgerentscheid zu informieren. Die Informationsversammlung am 11. April in der Turn- und Festhalle hat um 19 Uhr begonnen, und die Bürgerversammlung am 27. Juni ist ebenfalls an einem Abend um 19 Uhr. Beide Veranstaltungen sind ebenso wie das Bürger-Hearing hochkarätig besetzt. Es ist uns wichtig, verschiedene Formate für die persönliche Information anzubieten.

Bei der Bürgerinfo haben 700 Plätze in der Turn- und Festhalle nicht ausgereicht. Wie viele Plätze wird es beim Bürger-Hearing geben?

Der Saal hat 15 Sitzplätze mit Mikrofon und 60 bis 80 Sitzplätze, von denen aus man Fragen stellen kann, außerdem gibt es eine Vielzahl an Stehplätzen. Die Türen des Rathauses und des Saales sind an diesem Tag für jeden weit geöffnet, die Veranstaltung läuft über sechs Stunden. Der Informationstag soll es auch Menschen, die möglicherweise nicht vor 750 anderen sprechen möchten, ermöglichen, Fragen zu stellen und für sie persönlich wichtige Informationen zu gewinnen. Wir gehen davon aus, dass Fragesteller nach einer gewissen Zeit ihren Platz zugunsten eines anderen tauschen. Ich vermute, dass der persönlichere Rahmen auch Gelegenheit für einen tiefen Diskurs bietet.

Was ist bei diesem Anlass an Informationen zu erwarten, das nicht schon bei der ersten Bürgerinfo oder kürzlich beim Diskussionsabend des Naturschutzbundes gesagt worden wäre? Gibt es neue Fakten oder konkretisierte Aussagen zu Themen wie Verkehr, Flächenverbrauch, Emissionen oder Umweltbilanz?

Die Bürger erhalten die Möglichkeit, nochmals ihre ganz persönlichen Fragen in diesem besonderen Rahmen zu stellen. Informationsbedürfnisse unterscheiden sich. Diesem Umstand tragen wir mit dieser Veranstaltung Rechnung.

Die Mehrheit der Gemeinderäte und auch Sie selbst sind für die Porsche-Ansiedlung, trotzdem legen Sie die Entscheidung in die Hände der Bürger. Was, wenn die Schwieberdinger gegen Porsche stimmen?

Bei dem Bürgerentscheid geht es, anders als Ihre Fragestellung suggeriert, nicht um eine Abstimmung für oder gegen die Ansiedlung eines Unternehmens, sondern es geht um die mögliche Realisation des Regionalen Gewerbeschwerpunktes. Und damit um die Frage, ob Schwieberdingen eine wirtschaftliche Weiterentwicklung möchte. Wenn die Mehrheit der Bürger mit ,Nein’ stimmen sollte, dann wird sich die Gemeinde auf die ohnehin im Flächennutzungsplan vorgesehene Nutzung konzentrieren. Das sind die Flächen für die gewerbliche Weiterentwicklung von kleineren Unternehmen und Handwerksbetrieben aus unserer Gemeinde und die mögliche Erweiterungsfläche der Firma Bosch.

Wäre das eine persönliche Niederlage für Sie?

Schwieberdingen steht vor der womöglich wichtigsten Fragestellung der vergangenen Jahrzehnte. 50 Jahre nach der Ansiedlung von Bosch sehen wir erneut eine historische Weggabelung. Es geht nicht um Sieg oder Niederlage, schon gar nicht für mich, sondern es geht um die wirtschaftliche Weiterentwicklung der Gemeinde. Wenn sich die Bürger gegen den Regionalen Gewerbeschwerpunkt entscheiden, wird er nicht realisiert. Eine andere Nutzung ist dann ausgeschlossen. Aber noch einmal: Es ist keine Entscheidung zu fällen für oder gegen ein Unternehmen.

Bürger-Hearing
Die Info-Veranstaltung findet am Donnerstag, 6. Juni, von 9 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr im Ratssaal Schwieberdingen, Schlosshof 1, statt. Damit möglichst viele Menschen zum Zuge kommen, sind maximal zwei Fragen mit je zwei Minuten Sprechzeit zugelassen. Ein externer Moderator leitet den Ablauf des Hearings. Die Gemeinde bittet darum, Sitzplätze spätestens nach einer Stunde freizugeben, falls der Andrang zu groß sein sollte.

Gesprächspartner
Auf Fragen antworten Nico Lauxmann (Bürgermeister), Manfred Müller (Erster Beigeordneter), Matthias Fuchs (IG Metall), Gunther Matthäus (Gruppe für ökologische Gutachten), Thomas Kiwitt (Leitender Technischer Direktor des Verbandes Region Stuttgart), Matthias Lutz (Leiter Standortmanagement beim Verband Region Stuttgart) und Walter Rogg (Geschäftsführer Wirtschaftsförderung der Region Stuttgart).

Bürgerversammlung
Am 27. Juni um 19 Uhr gibt es in der Turn- und Festhalle Schwieberdingen eine Bürgerversammlung zum Thema.

Bürgerentscheid
Am 14. Juli stimmen die Schwieberdinger über den Regionalen Gewerbeschwerpunkt ab.