Ein Filmstar zu Besuch im Porsche-Museum. Foto: Porsche

Das Porsche-Museum wird fünf Jahre alt – und bekommt Besuch von einem Filmstar. Wir sprachen exklusiv mit Sally, dem Porsche 911er, aus dem Zeichentrickfilm „Cars“. Am Wochenende wird gefeiert.

Das Porsche-Museum wird fünf Jahre alt – und bekommt Besuch von einem Filmstar. Wir sprachen exklusiv mit Sally, dem Porsche 911er, aus dem Zeichentrickfilm „Cars“. Am Wochenende wird gefeiert.
Miss Sally Carrera, herzlich willkommen in Stuttgart. Wie gefällt es Ihnen hier?
Wie so viele meiner amerikanischen Landsleute stamme ich von Einwanderern ab. Ich freue mich, endlich einmal an der Geburtsstätte meiner Ahnen zu sein.
Ihr Urahn, der P 1, wurde gerade in einer Scheune in Österreich wiederentdeckt. Freuen Sie sich auf eine Begegnung mit ihm?
Ja, ich hoffe sehr, wir treffen uns im Porsche-Museum und können ein bisschen plaudern. Vielleicht können wir sogar eine kleine Ausfahrt zusammen unternehmen.
Gewiss über die deutsche Autobahn!
Nun, der P 1 mit seinen fünf PS kann da wohl nicht mithalten – im Gegensatz zu mir mit meinen 320 PS. Aber ich muss nicht schnell fahren. Und es ist auch egal, wohin. Hauptsache fahren, unterwegs sein, den Wind und die Straße spüren. Wie sagt mein Erfinder John Lasseter: Das perfekte Fahrgefühl hängt nicht von der Geschwindigkeit ab.
Aber Hand auf den Motor, sind Sie noch nicht über die Autobahn gerast?
Ganz ehrlich? Ich hab’s mal getestet. Zu Hause in Kalifornien darf ich ja nur knapp 100 Kilometer in der Stunde schnell fahren. Aber eigentlich bin ich ja nicht mehr auf der Überholspur unterwegs, das hatte ich früher als Anwältin in Los Angeles zur Genüge. Deshalb habe ich mich in das Kaff Radiator Springs an der Route 66 zurückgezogen und ein Motel eröffnet. Ich habe es restauriert. Man muss das Alte bewahren.
Aber Sie selbst sind doch ein moderner Sportwagen . . .
Ja, und ich finde, ich bin ziemlich gut gelungen. Ich habe eine schmale Taille und perfekte weibliche Formen. Deswegen habe ich ja auch die Rolle in dem Film „Cars“ bekommen. Perfektion kennzeichnet aber leider nicht alles, was neu ist. Nehmen Sie nur die modernen Autos, die sehen doch alle gleich langweilig aus. Die kleinen sind alle rund, die großen alle kastig. Und wie böse die gucken! Da habe ich immer Angst, die wollen mir an die Stoßstange bumsen.
Vielleicht wollen die nur Ihr Tattoo aus der Nähe betrachten . . .
Welches Tattoo?
Nun tun Sie mal nicht so unschuldig. Ich rede von Ihrem Arschgeweih.
Hm, darüber spreche ich nun wirklich nicht gerne. Das ist eine Jugendsünde, für die ich mich ein bisschen schäme. Übrigens war eigentlich ausgemacht, dass sie es nicht im Film zeigen! Andererseits erinnert das Tattoo mich immer daran, wie froh ich bin, von der Überholspur auf den Standstreifen gewechselt zu haben.
Aber Sie sind doch ein berühmter Filmstar, und das Wochenende wird sicher turbulent . . .
Normalerweise meide ich den roten Teppich auch. Und ich trinke nur noch bleifrei. Aber weil das Porsche-Museum Fünf-Jahr-Jubiläum feiert, mache ich mal eine Ausnahme. Ich hoffe, nach dem rauschenden Fest brauche ich nicht zu viel Politur, um wieder glatten Lack zu haben.
Kommen Sie in Begleitung?
Nein, mein Freund Lightning McQueen, der Rennwagen, rast gerade wieder durch die Weltgeschichte. Das Abschleppauto Hook gabelt gerade wieder olle Schrapnellen auf und meine italienischen Freunde, Luigi und Guido, beide große Ferrari-Fans, wachen bei Michael Schuhmacher im Krankenhaus. Auf diesem Weg auch von mir alles Gute – und schnelle Genesung.
Apropos Michael Schumacher, Sie haben ja mit vielen Berühmtheiten gedreht: Schumacher und Fernando Alonso liehen den Autos ihre Stimmen, Randy Newman und Sheryl Crow sangen die Filmmusik.
Ja, zur Musik von Sheryl Crow cruise ich immer durch die Berge. Das ist cool. Und mit Randy Newmans Lied „Short People“, also kleine Leute, ärgere ich immer die zu kurz geratene Knutschkugel: Luigi, den alten Fiat 500.
Haben Sie eigentlich die Frau, die dem Filmauto Sally als Inspiration diente, je kennengelernt?
Ja, die Dame heißt Dawn Welch und hat ein Rock-Café in dem Städtchen Stroud an der Route 66. Ich fahre dort ab und zu vorbei und trinke ein Kännchen Öl. Wir arbeiten beide gemeinsam daran, dass die Touristen nicht über die neuen Highways rasen, sondern gemütlich über die Route 66 tuckern.
Was ist den so besonders an der Route 66?
Sie war die erste Fernstraße Amerikas und verbindet Chicago und Los Angeles. Früher fuhren alle dort lang. Heute sterben die Städtchen aus, die an dieser Straße liegen. Wie auch Radiator Springs zu einer Geisterstadt zu verkommen drohte, bevor Lightning McQueen dort zufällig liegen blieb. Er hat unsere Dorfstraße aufgerissen und war zunächst ein ziemlicher PS-Protz.
Aber Sie haben ihn gezähmt . . .
Wenn man so will. Er ist wie so viele Machos. Viel PS, wenig Hirn. Aber ganz liebenswert, wenn man unter die harte Blechschale schaut. Gut, er ist keine Leuchte – wie auch, er hat ja nicht mal Scheinwerfer. Nur aufgeklebte Lichter, weswegen ich ihn gern neckisch „Sticker“ nenne. Das bringt seine Rennreifen wieder auf den harten Boden der Realität zurück.
Das heißt, Sie haben daheim das Lenkrad fest im Griff?
Nun ja, wir führen zusammen ein Hotel und ein Motel, da müssen alle mit anpacken. Mit Lightning ist es nicht einfach, er behauptet immer, die Bremsspuren in den Schlafgaragen nicht zu sehen. Typisch Mann.
Im Putzen sind die Stuttgarter mit ihrer Kehrwoche unschlagbar. Auch beim Autoputzen. Stuttgart ist eine Autostadt. Die grüne Stadtspitze mag das Fahrrad allerdings lieber.
Es gibt ja auch ein Porsche-Fahrrad. Stuttgart gefällt mir: Ich bin auch ein sehr sauberes Auto. Mein Freund Fillmore, ein VW-Bus aus den alten Hippie-Tagen, besitzt einen Biokraftstoff-Shop, der verschiedene Geschmacksrichtungen bietet. Dort tanke ich immer – absolut klimaneutral.
Haben Sie eigentlich eine grüne Plakette?
Nein, aber grünblaue Augen. Gilt das?
Bestimmt. Hatten Sie eigentlich schon eine Führung im Porsche-Museum?
Gerade sind dort diese Supersportwagen zu sehen. Da sind schon flotte Flitzer dabei. Manch einer geht mir schon unter die Motorhaube und lässt meine Stoßdämpfer erzittern. Mit der Verständigung war es allerdings schwierig. Was sprechen die eingeborenen Autos denn für eine Sprache? Ich dachte eigentlich, mein Deutsch sei noch ziemlich gut. Mir rief einer hinterher: „Hallo süße Krott, du hosch ab’r ä recht’s Fahrgsch’tell!“ Was heißt das?
Das wollen Sie nicht wirklich wissen. Aber es ist so etwas Ähnliches wie ein Kompliment.
Na ja, ich bin das ja gewöhnt. Diese Hintlerweltler-Pick-ups und Bauern-Jeeps in meiner Heimat sabbern auch immer aus ihrem Kühlergrill, wenn sie mich sehen. Aber ich kann mich wehren. Und bin als Anwältin ja auch nicht auf den Mund gefallen.
Werden wir Sie noch einmal in einem Film sehen?
Ich weiß noch nicht, ob mir mein Beruf als Hotelier dafür noch Zeit lässt. Und es hängt freilich auch vom Drehbuch ab.
Für den Termin in Stuttgart haben Sie Ihr Hotel aber alleine gelassen?
Klar, ich will, sexy wie die Monroe, „Happy Birthday, Porsche-Museum“ ins Mikro hauchen. Zudem ist es wichtig, nicht zu vergessen, wo man herkommt.
 
Das Porsche-Museum feiert

Sally Carrera fährt am Samstag um 11 Uhr in die Ausstellung des Porsche-Museums in Zuffenhausen, Porscheplatz 1.

Zur Feier des Fünf-Jahr-Jubiläums an diesem Wochenende haben alle Besucher freien Eintritt. Das Museum ist von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Führungen finden am Samstag um 14 Uhr und 16 Uhr, am Sonntag um 10, 12, 14 und 16 Uhr statt.

Es ist nicht nur Sally zu sehen, sondern auch die Zeichentrickfilme mit ihr. „Cars“ ist am Samstag und Sonntag jeweils um 14 Uhr zu sehen, „Cars 2“ jeweils um 16 Uhr.