Produktplanerin Petra Locskai beobachtet jeden Handgriff bei der Montage. Der erste 911er Serienmotor des neuen Modells hat drei Liter Hubraum und 370 Pferdestärken. Foto: Zeyer

Am Mittwoch ist der erste Serienmotor für den neuen Porsche 911 vom Band gelaufen.

Zuffenhausen - Kurz nach 13 Uhr ist es so weit: Der Motor mit der Nummer 501 hat das Ende der Produktionsstraße erreicht. Obwohl an diesem Mittwoch rund 250 Boxer-Motoren im Zuffenhäuser Porsche-Werk produziert werden, ist dies ein ganz besonderer Augenblick. Es ist der erste Serienmotor für den neuen Porsche 911, der am kommenden Dienstag auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt präsentiert wird. Dass das erste Serienexemplar einer Motoren-Baureihe die Nummer 501 trägt, hat bei Porsche Tradition.

Eigentlich hätte das Aggregat schon einige Stunden früher fertig sein sollen. Da man bei Porsche aber auf Nummer sicher geht (bei allen Motoren), musste die Nummer 501 eine Zusatzschleife auf einem speziellen Produktionsband drehen, um nochmals gründlich durchgecheckt zu werden. „Qualität geht vor Stückzahl“, beschreibt Markus Engelhard, Fertigungsleiter der Boxermotoren, den Grundsatz. Neben Boxermotoren werden in Zuffenhausen auch V-Motoren gefertigt.

Pro Tag werden in Zuffenhausen 250 Boxermotoren gebaut

Läuft alles glatt, dauert die Produktion eines Boxermotors rund viereinhalb Stunden. Alle 2 Minuten und 50 Sekunden läuft ein solches Triebwerk vom Band. 200 der täglich 250 gebauten Triebwerke „heiraten“ in Zuffenhausen, 50 im Porsche-Werk in Osnabrück. Als Hochzeit wird im Fachjargon der Arbeitsschritt bezeichnet, bei dem Motor und Antrieb in die Karosserie eingebaut werden. Die Hochzeit (und zwar in Zuffenhausen) für die Nummer 501 steht am Dienstag an – zeitgleich zur Presse-Präsentation des neuen 911ers in Frankfurt.

Rein äußerlich bekommt die Neuauflage des Sportwagen-Klassikers einige eher dezente optische Auffrischungen. Die eigentliche Revolution findet unter dem Blech statt: Alle 911er werden künftig mit Turbomotoren ausgerüstet. Mehr Leistung, weniger Verbrauch, bessere Abgaswerte, so beschreibt Petra Locskai, Produktplanerin der neuen Motorengeneration, die Vorteile dieser Technik. Die junge Frau achtet am Mittwoch mit Argusaugen darauf, dass bei der Produktion alles glatt läuft.

Christian Will, Werksleiter Aggregate und Komponenten, ist sehr zufrieden. Einen neuen Motor in die Produktionslinie zu integrieren, so erläutert er, sei immer eine große Herausforderung. Dass nicht alle Porschefans darüber erfreut sind, dass der Klassiker künftig nur noch mit Turbomotor zu haben ist (kritisiert werden unter anderem Sound und Leistungsvermögen), sieht Will locker. Technisch ließen sich sämtliche Gegenargumente entkräften, zudem habe es bislang bei jedem 911-Generationswechsel Diskussionen gegeben, beispielsweise bei der Umstellung von Luft- auf Wasserkühlung. Will jedenfalls ist von den Tugenden des Turbomotors überzeugt und hat auch selbst schon einige Runden im neuen 911er gedreht. Für ihn ist klar: „Wenn man drin sitzt, bekommt man leuchtende Augen.“