Einige Eier aus den Nestern der Leonberger Gänse werden mit Attrappen ausgetauscht. Foto: Stadt Leonberg

80 Graugänse leben im Leonberger Park – und sorgen so fleißig für Nachwuchs, dass das Ökosystem in Gefahr ist. Ein neues Konzept soll dafür sorgen, dass jedes Gänsepaar nur noch zwei Küken großzieht.

So mancher Besucher mag sich beim Anblick der rund 80 Graugänse, die im Leonberger Stadtpark leben, freuen. Für die Verwaltung ist die schiere Zahl der gefiederten Tiere aber inzwischen zum Problem geworden – denn es sind zu viele, was weitreichende Folgen für das städtische Ökosystem haben könnte.

 

Gegen diese Überpopulation gibt es jetzt ein ungewöhnliches System, mit dem sich die Gänsezahlen auf ein umweltverträgliches Maß einpendeln sollen. Dafür muss Stadtjäger Frank Beutelspacher im Stadtpark erst einmal auf Eiersuche gehen: „Wir tauschen die Eier in den Gelegen aus, bevor sie ausgebrütet werden“, erklärt er. Besonders gerne brüten die Vögel auf den kleinen Inseln im Parksee, dort liegen die meisten Nester. Im größten Nest fand der Stadtjäger über 20 Eier.

Nur noch zwei Küken pro Gänsepärchen

Der Stadtjäger und seine Kollegen haben für das Austauschen der Eier nur ein kurzes Zeitfenster. Denn in der Regel legen die Gänse über mehrere Tage zwischen sieben und neun Eier und fangen erst dann mit den Brüten an, sodass alle Küken gleichzeitig schlüpfen. Vor Beginn der Brutzeit werden einige der Eier vorsichtig mit ausgeblasenen, mit Kalk gefüllten Exemplaren ausgetauscht. Dabei wird ganz bewusst nicht jedes Ei ersetzt. „Gänse brauchen einen gewissen Bruterfolg“, betont Beutelspacher. „Bleibt dieser aus, suchen sie sich eine andere Brutstätte und beginnen erneut.“

Zwei Blässhühner brüten gerade ebenfalls auf einer Stadtparkinsel. Foto: Stadt Leonberg

Für ein stabiles Ökosystem soll jedes Gänsepaar künftig nur noch zwei Jungtiere aufziehen. Würde man das nicht regulieren, so die Stadtverwaltung, würde sich die Population unkontrolliert vermehren – und wiederum zu einigen Problemen führen. Denn durch den Gänsekot verschlechtert sich die Wasserqualität des Parksees. Algen breiten sich aus, entziehen dem Wasser Sauerstoff und gefährden so Wasserinsekten und Fische. Durch das Kippen des Sees würde vielen weiteren Tieren die Nahrungsgrundlage wegbrechen, zum Beispiel zwei Blässhühnern, die aktuell auf den Inseln brüten.

In der Brutzeit können Gänse aggressiv werden

Ganz vertreiben will man die Gänse durch die Tauschaktion nicht: „Wir wollen die Gänse auch weiterhin im Stadtpark haben, nur nicht mehr in dieser Menge“, erklärt Beutelspacher. „Das Problem lässt sich nicht von heute auf morgen regeln, dafür benötigen wir Zeit.“

Laut Stadtverwaltung hat die Maßnahme derweil auch einen direkteren Einfluss auf die Besucher des Parks. Denn Gänse, die keine Scheu mehr vor Menschen zeigen, können besonders in der Brutzeit aggressiv auftreten. Man solle die Tiere im Übrigen auch nicht füttern – die Zusatzstoffe vieler Lebensmittel, Brot und Kekse etwa, schaden der Verdauung der Gänse und führen zu Krankheiten.

Sorgen, dass die Gänse kein Futter finden, muss sich niemand: Stadtjäger Frank Beutelspacher beobachtet die Tiere regelmäßig – auch mithilfe von Wildtierkameras – und kennt daher ihre Nester und Tagesrouten genau. Besonders beliebt bei den Gänsen ist das Leobad, dessen kurz gehaltenes Gras eine ideale Nahrung in der Gänsediät sind.