Anne Sievers (Founder, Designer von Tapylon) stellt OB Frank Nopper ihr „modular jewellery system“ vor. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Das Pop-Up-Kaufhaus Brycke in Stuttgart versucht neue Wege zu gehen – auf kleinsten Verkaufsflächen finden sich hier Händler, Designer und Produzenten zusammen, um ihre Kräfte zu bündeln. Denn für jeden Einzelnen wäre ein Ladenstandort in der City zu teuer.

Die „Brycke“ (gesprochen „Brücke“) ist ein Kaufhaus der etwas anderen Art. Der Name verweist zwar auch auf den Standort an der Straße „Neue Brücke“ am Joseph-Süß-Oppenheimer-Platz. Aber eben nicht nur: Geht es nach den Machern des Projekts, soll die temporäre Ladenfläche für Start-Ups im Idealfall auch selbst beim Brückenschlagen helfen: zu anderen Kreativen, zu innovativen Ideen und natürlich auch zu neuen Kunden.

Am Freitag war der offizielle Startschuss

Obwohl das Kaufhaus schon seit ein paar Wochen geöffnet hat, war erst am Freitag offizieller Startschuss. Die Idee, eine einzige, gar nicht so große Ladenfläche in Innenstadtlage aufzuteilen und an gleich mehrere junge Händler zu vermieten, wird in vielen Großstädten schön seit längerem praktiziert. In Stuttgart dürfen aktuell 30 Start-Up-Einzelhändler für drei Monate ihre Produkte an diesem Standort präsentieren und verkaufen. Danach sollen die Mieter wechseln.

Bernhard Grieb, Leiter der städtischen Abteilung Wirtschaftsförderung, die für das Projekt verantwortlich zeichnet, beschreibt anlässlich der Eröffnungsfeier das Kaufhaus als „einen Ort, an dem Ideen ausprobiert werden können“. Mit dem Ypsilon in „Brycke“ soll das Kaufhaus im Internet leichter zu finden sein: „Würde man bei Google nach ‚Brücke in Stuttgart‘ suchen, fände man ganz viele Bauwerke, die über den Neckar führen.“

Für jeden Einzelnen wäre ein Ladenstandort zu teuer

Gemeinsam etwas auf ganz andere Art und Weise zu machen, scheint ein zentraler Gedanke des Konzepts zu sein. Auf kleinsten Verkaufsflächen finden sich hier ein Lieferdienst für regionale Lebensmittel, ein Hersteller für vegane Naturkosmetik, eine ukrainische Modedesignerin, die Macherin eines Schwäbischen Wortspiels oder ein Produzent von Kleinkinderkleidung aus Wolle.

Allen gemeinsam ist, dass für jeden Einzelnen ein Ladenstandort in der City zu teuer wäre und nicht jeder der Kleinunternehmer sich immer persönlich vor Ort um die Kunden kümmern könnte. Das soll in der Brycke gemeinschaftlich organisiert werden.

Wie Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU) am Freitag betont, soll das Projekt, das zunächst auf ein Jahr begrenzt ist, „in die Zukunft unserer Innenstadt weisen“. Und tatsächlich könnte die Idee hinter dem „Pop-up-Space“ mit angeschlossenem Café noch von sich reden machen: So findet sich im Untergeschoss des Ladens eine sogenannte „Vision Hall“. Hinter dem Begriff verbirgt sich ein Ort, an dem sich Menschen zum Beispiel darüber austauschen können, was die Zukunftstechnologien dem Einzelhandel für Möglichkeiten bieten. Michael Aechtler vom Projektberatungsunternehmen Drees und Sommer gibt Einblick, was das heißen könnte: So könnte perspektivisch der Kunde in der Brycke dank Künstlicher Intelligenz bald statt von echten Verkäufern von einem digitalen Helferlein beraten werden.