Geht auch anders: ungewöhnlicher virtueller Rundflug über Zürich Foto: Lichtgut/Iannone

Sind die Schweizer eher „bünzelig“ oder „gwundrig“? Um die Stuttgarter darüber aufzuklären, luden die Eidgenossen dazu ein, die Schweiz spielerisch im Pop-up- Switzerland-House zu entdecken.

Stuttgart - Auf dem T-Shirt von Myrta steht „So bünzlig“. Sie kommt aus der Region Basel Land und ist in Wirklichkeit sicher alles andere als „bünzlig“. Das bedeutet nämlich, wie die junge Frau aufklärt, in Schwyzerdütsch spießig und ist eines der vielen Klischees, mit denen sich die Schweizer völlig falsch eingeschätzt und beurteilt fühlen. Damit wird nun im Pop-up-House-of-Switzerland, das in der Calwer Straße seit 1. Juli auf 2000 Quadratmetern zu einem Kurztrip in die Eidgenossenschaft einlädt, (selbst-)ironisch, spielerisch und lehrreich aufgeräumt.

Ein Spieleplausch, lernt man, ist ein Treffen zum Spielen. Mit einer Auswahl raffinierter Spiele des Helvetiq-Verlags und der Einladung „so zämme!“, der am Samstag Familien und Kinder wie die Brüder Luca (12) und Moritz (10) Bader gefolgt sind. Nein, sie waren noch nicht in der Schweiz, erzählen die Buben, aber beim Quiz Geographica lernen sie jetzt schon alles Wissenswerte über Helvetien: Wie viele Kantone es gibt, wie die Fahnen und Wappen aussehen, wo Deutsch, Französisch, Italienisch gesprochen wird und wo das Rätoromanische zu Hause ist: richtig, in Graubünden. Und Matthias Pfister bekennt, dass er „gerade erst gelernt hat, dass es auch einen Kanton Schwyz gibt“.

„Wir wollen das Bild von der Schweiz auf den Kopf stellen“

Erfunden hat das Spiel Hadi Barkat, ein Algerier, der Schweizer werden wollte, erzählt Clelia Kanai, die Kommunikationschefin im Schweizer Haus, die Entstehungsgeschichte des 2008 gegründeten Helvetiq-Verlags: Aus den vielen Fragen, die er selbst für die Einbürgerung beantworten musste, machte er das Spiel und einen Riesenerfolg, dem weitere, durchaus anspruchsvolle Spiele folgten. Mit den farbig markierten Holzklötzchen von Team-up Häuser und Türme passend auf eine Europalette zu setzen, ist gar nicht so einfach, aber Myrta gibt Hilfestellung. Und beim Kartenspiel Kompromat erfährt man alles über die Welt der Spione.

Warum stehen die Häuser auf dem großen Foto im Eingangsbereich auf dem Kopf? „Weil wir hier das Bild von der Schweiz auf den Kopf stellen wollen“, lacht Clelia Kanai. Sich selbst kopfüber auf die Flugmaschine zu wagen, wird mit einem virtuellen Rundflug über Zürich belohnt. Man muss nur, wie der Schweizer sagt, „gwundrig“ genug sein. Neugierig halt.