Isolation Berlin: „Vergifte dich“ Foto: Caroline/Universal

Großtstadtpoesie jetzt! Schon auf „Und aus den Wolken tropft die Zeit“, dem Debüt seiner Band Isolation Berlin, hat sich Tobi Bamborschke als ein großartiger Poplyriker erwiesen, der das Leiden an der urbanen Tristesse in schwermütige, sperrige, schöne Songs übersetzt. Jetzt folgt das Album „Vergifte dich“ und es ist so gut, dass es kaum auszuhalten ist.

Berlin - Zum verkaterten Klimpern eines Honkytonk-Klaviers erzählt Tobi Bamborschke von einem, der sich wie besessen durch die Betten der Stadt kämpft, um der Einsamkeit zu entkommen, die ihm am Morgen dann doch wieder einholt und sich auf leisen sanften Sohlen in das kühle Loch in seiner Brust zurückzieht.

Auch wenn diese Boheme-Fantasie namens „In deinen Armen“ mit kreischenden Gitarren endet, ist „Vergifte dich“, das zweite Album von Bamborschkes Band Isolation Berlin, ein eher still-melancholisches Großstadtalbum, das schlurfend, schunkelnd, torkelnd oder gehetzt stampfend durch die urbane Tristesse irrt – mal von Schrammelgitarren, mal von Postpunk-Riffs begleitet.

Man begegnet still Verzweifelnden am Pfandflaschenautomaten („Serotonin“), Verlorenen, die mit trüben Blick Zügen hinterherschauen und sich vor dem neuen Tag fürchten („Antimaterie“), untröstlichen Mädchen („Marie“) – und immer wieder einem lyrischen Ich, das vom Abgestumpftsein erzählt („Kicks“) und seine Depressionen grandios in matten Farben ausmalt.

Am 23. März treten Isolation Berlin in Reutlingen im FranzK auf.