Max Herre Foto: Ronald Dick

Max Herre, Philipp Poisel und Cro tummeln sich an der Spitze der Albumcharts und haben auch sonst viel gemeinsam.

Stuttgart - Nur Alanis Morisette hat es geschafft, sich zwischen die neue Stuttgarter Pop-Connection zu mogeln. Wenn die Marktforscher von Media Control am Freitag die offiziellen Albumcharts vorlegen, werden Platz eins, drei und vier von Stuttgarter Jungs belegt – oder zumindest von solchen, die es mal waren.

Max Herre lebt zwar seit neun Jahren in Berlin, ist aber im Herzen immer noch Stuttgarter. „1992“ heißt ein Lied auf seinem neuen Album „Hallo Welt“, in dem sich der Rapper an damals erinnert: an die Stuttgarter Kolchose und auch an seine Anfänge als Rapper. In anderthalb Minuten erzählt er vom „Jungen in Stuggi“, der in seinem Zimmer sitzt, mit seinem Finger schnippt und davon träumt, auf der Bühne zu stehen. Heute – zwanzig Jahre später – steht Herre nicht nur auf der Bühne, sondern auch auf Platz eins der deutschen Albumcharts.

Dort in den Top Five wird er von zwei anderen Stuttgarter Jungs in Empfang genommen, die im Jahr 1992 gerade zwei und neun Jahre alt waren. Wie Herre haben es aber auch sie in den vergangenen Wochen geschafft, Platz eins der Charts zu erobern – der Songwriter Philipp Poisel mit der Live-Platte „Projekt Seerosenteich“, der Rapper Cro mit seinem Debüt „Raop“.

Die drei haben aber mehr gemeinsam, als erfolgreich und aus Stuttgart zu sein. Sowohl Poisel als auch Cro haben auf Max Herres „Hallo Welt“ Gastauftritte. Alle drei traten Ende Juli bei den Hip-Hop Open auf dem Cannstatter Wasen auf – und propagieren das Auflösen der Genregrenzen. Während Poisel mit seinen hübsch vernuschelten romantischen Balladen, die sich zwischen Indiepop und Kuschelrock ausbreiten, noch am ehesten in eine Schublade gepackt werden könnte, gehen Cro und Herre explizit gegen stilistische Zuschreibungen vor. „Dieses Genreding ist heute nicht mehr eminent. Man macht einfach Musik“, sagt Max Herre. So ist beispielsweise auch Sophie Hunger auf „Hallo Welt“ zu Gast. Er sei nervös gewesen, als er das erste Mal Indie-Darling Hunger begegnet sei, sagt Herre. Es stellte sich allerdings heraus, dass die Endzwanzigerin und Botschafter-Tochter jeden Text des Freundeskreis-Albums „Quadratur des Kreises“ auswendig kannte – jener Platte, mit der Herre 1997 von Stuttgart aus seine Karriere begann.

Bei Cro spiegelt sich die Forderung nach Offenheit für andere Genres sogar im Albumtitel wider: Die Wortschöpfung „Raop“ steht für die Verbindung aus Rap und Pop. Der Begriff ist neu, die Musik nicht wirklich. Letztlich haben die Fantastischen Vier in ihrem Gesamtwerk nichts anderes gemacht, als Hip-Hop und Pop zusammenzubringen.

Doch das schadet dem Höhenflug der Stuttgarter Pop-Connection kein bisschen. Und so resümiert Max Herre im Duett mit Poisel sanft-dramatisch, wie es sich auf „Wolke 7“ anfühlt, und mit Cro stellt er zu einem übermütigen Beat fest: „Es fühlt sich wie fliegen an.“

Max Herre kehrt am 29. Oktober nach Stuttgart zurück und stellt im Theaterhaus sein Album „Hallo Welt“ vor; Cro tritt am 6. November in der Schleyerhalle auf; Philipp Poisel gastiert am 14. Januar 2013 im Beethovensaal der Liederhalle; Tickets unter: 07 11 / 7  22  11 05.