In der Weiherstraße in Sindelfingen hatte der Tatverdächtige am 31. August mit seinem Auto einen Polizeibeamten mitgeschleift. Foto: SDMG/Dettenmeyer

Der Mann, der am 31. August bei einer Polizeikontrolle in Sindelfingen einen Polizisten mitgeschleift hatte und durch einen Schuss verletzt wurde, ist festgenommen worden.

Sindelfingen/Berlin - Der Mann ist ein Berliner, hinlänglich polizeibekannt und sitzt nun in Untersuchungshaft. Der 33 Jahre alte mutmaßliche Autodieb, der in der Nacht zum 1. September in Sindelfingen mit einem unterschlagenen Fahrzeug einen Polizisten auf der Flucht mitgeschleift hat und von einer Polizeikugel getroffen wurde, ist nach neun Tagen in Berlin gefasst und inhaftiert worden. Ihm droht eine mindestens einjährige Haftstrafe.

Über seine Schussverletzungmacht die Polizei keine Angaben. Ganz offensichtlich ist der 33-Jährige trotz allem haftfähig – und sitzt deshalb in einer Berliner Justizvollzugsanstalt ein. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart wirft ihm einen gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr vor. „Das ist ein Verbrechenstatbestand, und die Fluchtgefahr ist überdies ein Haftgrund“, sagt die Staatsanwaltssprecherin Melanie Rischke. Der Mann wurde bereits am vergangenen Donnerstag in Berlin gefasst, ein Ermittlungsrichter erließ am Freitag Haftbefehl.

Die Fahndung galt erst einem anderen

Der Beschuldigte soll einen 24-jährigen Polizisten, der ihn am 31. August gegen 22.50 Uhr auf einem Parkplatz auf der Weiherstraße in Sindelfingen kontrollieren wollte, auf der Flucht beim Rückwärtsrangieren etwa 15 Meter weit mitgeschleift haben. Als der Wagen dann nach vorne wegfuhr, gab der Beamte einen Schuss aus seiner Dienstwaffe ab. Gegen 0.40 Uhr wurde der Wagen dann verlassen auf einem Parkplatz vor dem Sindelfinger Krankenhaus gefunden. Die Lage vor Ort und Blutspuren im Auto deuteten daraufhin, dass der Fahrer verletzt wurde. Eine groß angelegte Suche und Aussagen von Zeugen, die angaben, einen verletzten Mann in einer Stuttgarter U-Bahn gesehen zu haben, blieben zunächst erfolglos. Die DNA-Untersuchung der im Fluchtfahrzeug sichergestellten Blutspuren führten schließlich zum polizeibekannten 33-jährigen Berliner. Nach ersten Angaben hatte der Polizist Schürfwunden erlitten. „Der Beamte ist weiterhin dienstunfähig“, sagt Polizeisprecher Stefan Hermann, ohne sich weiter zur psychischen Verfassung des Beamten zu äußern.

33-Jähriger sitzt in einer JVA

Dabei hatte die Sindelfinger Polizei zunächst nach einem 23-Jährigen gefahndet. Der hatte in Berlin-Charlottenburg ein Audi-A 5-Cabrio gemietet und es nicht wie vereinbart am 30. August zurückgegeben. Nachdem der Vermieter am nächsten Tag Anzeige wegen Unterschlagung erstattet hatte, wurde der Wagen über Satellitenortung in Sindelfingen aufgespürt. Doch da hatte wohl längst der 33-Jährige den Wagen im Besitz.

Wer ermittelt nun gegen wen?

Wie er an den Audi kam und in welcher Beziehung er zu dem 23-Jährigen steht, wird noch ermittelt. „Der 33-Jährige macht zu den Vorwürfen keine Angaben“, so Polizeisprecher Hermann. Um den 23-Jährigen kümmern sich andere: „Der Vorgang Unterschlagung wird aufgrund des Tatortprinzips vorerst in Berlin bearbeitet“, sagt der Berliner Polizeisprecher Martin Dams. Die Stuttgarter Staatsanwaltschaft konzentriert sich derweil auf den 33-Jährigen. Bei gefährlichem Eingriff in den Straßenverkehr liegt die Mindeststrafe bei einem Jahr Haft. Doch auch der mitgeschleifte Polizist steht im Fokus: Die Strafverfolger untersuchen den Schuss des 24-Jährigen aus dessen Dienstwaffe auf seine Rechtmäßigkeit hin.

Die Stuttgarter Staatsanwaltschaft will „aus ermittlungstaktischen Gründen“ zum jetzigen Zeitpunkt keine Aussagen machen.