In ihrer Freizeit gibt sich die Band gerne leger in Lederhose, beruflich tragen drei der Musiker jedoch Uniform – sie sind Polizisten. Foto: dpa

Seit einem Vierteljahrhundert rockt die Band Crimestop die Konzertsäle – nicht nur der Republik. Die überwiegend aus Polizisten bestehende Gruppe spielte schon in Afghanistan und im Kosovo. Was steht nach solchen Erlebnissen noch auf der Wunschliste?

Esslingen - Eines Abends hört der Keyboarder Uli Stöckle seinen Kollegen Gerd Kannemann, genannt Kanne, auf der Esslinger Polizeiwache vor sich hin trällern. Prompt lädt der Polizist seinen Kollegen zum Vorsingen in ihren Proberaum ein. Damals, also 1990, finden die ersten Gehversuche der Gruppe Crimestop noch in einem Keller statt. Schon bald aber traut sich das Quintett, das überwiegend aus Polizeibeamten besteht, vor ein Publikum. Zunächst spielen sie bei Polizeiveranstaltungen, doch dabei soll es nicht bleiben. Heute blickt die Band auf 25 Jahre zurück und auf Auftritte in der Mercedes-Benz-Arena, im Kosovo bis hin zu einer kurzen Tour durch Afghanistan.

„Klar waren Afghanistan und der Kosovo absolute Höhepunkte unserer Bandgeschichte“, sagt Uli Stöckle, der heute Kripobeamter in Göppingen ist. Besonders die kleine Tour in Afghanistan 2008 war ein großes Abenteuer, das dank einem Kontakt über den leitenden deutschen Polizeibeamten in Kabul zustande kam. Nachdem sie den enormen Papierkrieg bewältigt hatten, ging es für die fünf Musiker Mitte Oktober vom Militärflughafen in Köln-Bonn mit einem Airbus der Luftwaffe an den Hindukusch. Vier Auftritte absolvierten sie. Einer in der deutschen Botschaft in Kabul sowie drei vor Soldaten in den Militärlagern Kunduz, Mazari-Sharif und Kabul. „Wir waren sehr stolz, dass wir das machen durften“, erinnert sich Stöckle. Chauffiert wurden sie aus Sicherheitsgründen in gepanzerten Fahrzeugen, geschlafen wurde in den Militärlagern. Das schweißt zusammen. „Durch solche Gruppenerlebnisse lernt man sich gegenseitig riechen“, sagt Uli Stöckle.

Fast 700 Auftritte und kein Ende in Sicht

Damit das mit dem sich riechen können auch so bleibt, fahren die fünf Männer einmal im Jahr auf eine Hütte auf der Alb. Dann studieren sie die ganze Nacht über neue Songs ein. „Wir erweitern unser Repertoire auch mit aktuellen Chartbreakern“, sagt der Keyboarder. Wenn es nach dem Hard-Rock-Fan gehen würde, ginge es bei den Coversongs doch etwas härter zur Sache. „Mir ist die Band manchmal zu soft. Aber mir ist auch klar, dass dann die Säle doch schneller leer würden, und wir nicht mehr ganz so viele Auftritte bekämen“, räumt er ein und lacht.

Ob sich in den 25 Jahren etwas geändert hat? „Na ja, wir proben nicht mehr so viel“, sagt Stöckle. Die Hits von Sunrise Avenue, Deep Purple, Steppenwolf und Uriah Heep sitzen nach all den Jahren. Aber die Band hat mit rund 25 Auftritten im Jahr doch ein relativ straffes Programm. „Wir gehen mittlerweile auf unseren 700. Auftritt zu“, sagt Stöckle. Das wüssten sie so genau, weil ihr Gitarrist eine Exceltabelle führe. „Er ist Verwaltungsbeamter, er kümmert sich auch um die Finanzen“, sagt Stöckle.

Der Traum? Ein halbes Jahr auf Tour gehen

Nach so vielen Auftritten im In- und Ausland – einmal spielten sie vor 50 000 Zuschauern bei einem VfB-Spiel in der Mercedes-Benz-Arena, die damals Neckarstadion hieß – träume man nur noch in Superlativen, sagt Stöckle. Wenn er sich etwas wünschen könnte, dann wäre es wie folgt: „Ein halbes Jahr auf Tour gehen, jeden zweiten Tag einen Auftritt in einer anderen Stadt, das wäre ein Traum von mir.“ Natürlich hätte man dann auch die Roadies dabei, also einen ganzen Trupp, der sich um den Transport und den Aufbau kümmern würde. Doch auch wenn dies nicht eintrifft, ans Aufhören denken die Männer, die alle Anfang 50 sind, noch lange nicht.

Ihr Band-Jubiläum feiert Crimestop an diesem Freitag, 19.30 Uhr, in der Blues Base, Talstraße 15, in Wernau. Das Konzert ist kostenlos, es wird aber um Spenden für die Wernauer Tafel gebeten.