In einer Zelle wie dieser war die Frau im Polizeigewahrsam am Pragsattel untergebracht. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Weil sie verdächtig ist, in einen Versicherungsbetrug ihres Freundes involviert zu sein, kommt eine junge Frau für 22 Stunden in Polizeigewahrsam. Wie sich herausstellt, ist sie unschuldig. Die Lehrerin erhebt schwere Vorwürfe gegen die Beamten und erstattet Strafanzeige – jedoch ohne Erfolg.

Stuttgart - Die Staatsanwaltschaft Stuttgart verfolgt die Strafanzeige einer inzwischen 29 Jahre alten Lehrerin gegen Stuttgarter Polizeibeamte wegen des Verdachts auf Freiheitsberaubung im Amt, Beleidigung und Nötigung nicht weiter. Sie kann keine strafrechtlich relevanten Fehler der handelnden Personen erkennen. Man habe den Fall erneut geprüft, es gebe aber keine Anhaltspunkte, dass eine Straftat begangen worden sei, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Stuttgart unserer Zeitung.

Der Fall hatte sich am 16. Februar 2016 ereignet. Damals nahm die Stuttgarter Polizei die Frau vorläufig fest und für 22 Stunden in Gewahrsam. Sie stand im Verdacht, in krumme Geschäfte ihres damaligen und später wegen Untreue, Betrugs und Urkundenfälschung zu drei Jahren Haft verurteilten Freundes verstrickt gewesen zu sein. Veruntreute Gelder in sechsstelliger Höhe wurden auf einem gemeinsamen Konto geparkt.

Weil die Frau neben der deutschen auch die schweizerische Staatsangehörigkeit besitzt und ihren Freund nach Zeugenaussagen bei der Arbeit mit einer Reisetasche abholte, nahmen Polizei und Staatsanwaltschaft eine Fluchtgefahr an. Sie bejahten einen dringenden Tatverdacht.

Nicht in die Taten des Ex-Freundes involviert

Wie weitere Ermittlungen ergaben, war die Frau selbst nicht in die Taten des Ex-Freundes involviert und hatte keine Kenntnis von dem Geld. Sie erstattete über ihren Rechtsanwalt Frank-Ulrich Mann im Juli dieses Jahres Strafanzeige. Dieser erklärte, die Fesselung bei ihrer Festnahme sei rechtswidrig gewesen. Auch habe die Polizei den verfassungsrechtlich gebotenen Richtervorbehalt missachtet. Zudem sei die Frau beleidigt und entwürdigend behandelt worden.

Wie unsere Zeitung berichtete, hat der Fall bundesweit für Aufsehen erregt und unter anderem auch den Petitionsausschuss des Landtags und den Bürgerbeauftragten Volker Schindler beschäftigt.