Elisabeth (Verena Altenberger) muss gegen ihre Kollegen ermitteln. Foto: BR/Maze Pictures/Hendrik Heiden

Der viel gerühmte Regisseur Dominik Graf („Der Fahnder“) macht es uns schön ungemütlich. In der Münchner „Polizeiruf 111“-Folge „Die Lüge, die wir Zukunft nennen“ ist auch den Cops nicht zu trauen.

München - Jetzt geht es ab. Irgendwer hat die Handlung zerschossen. Wie messerscharfe Glasscherben sausen wilde Szenen umher, nichts weist darauf hin, dass sie mal ein Stück waren, geschweige denn zusammengehören könnten. Oberkommissarin Elisabeth „Bessie“ Eyckhoff (Verena Altenberger) gibt auf einer heißen Kostümparty einen enthemmten Charlie Chaplin. Oberkommissar Wolfgang „Wolfi“ Maurer (Andreas Bittl) hat Sex mit einer Frau, mit der er wohl keinen haben sollte. Eine ganze Polizistentruppe sieht aus wie aus dem Zirkus durchgebrannt und feiert exzessiv. Und irgendwas ist da am Laufen unter den ganzen Kollegen.

Bessie und die anderen

Dem Zuschauer fliegen Bildersplitter um die Ohren, erst nach und nach wächst der knallharte Münchner Polizeiruf „Die Lüge, die wir Zukunft nennen“ narbig zusammen. Die Zumuter Dominik Graf (Regie) und Günter Schütter (Buch) verlangen auch Bessie in ihrem zweiten Fall fast Unzumutbares ab. Ausgerechnet die Menschlichste unter den Menschen muss gegen ihre Kollegen ermitteln.

Es geht um Börsenschiebereien, Lukas Posse (Wolf Danny Homann) von der Börsenaufsicht wird Bessie für ihre Kollegen-Schwein-Arbeit an die Seite gestellt. Sie liegt aber bald unter oder über ihm, Bessie eben, ganz Mensch. Ihren Kollegen will sie bei aller hormoneller Ablenkung trotzdem helfen. Die sind längst dabei, mehr zu verlieren als Geld und Freundschaft. Graf und Schütter packen den Zerfall in messerscharfe Bilder – und machen den Sonntagabend richtig gut ungemütlich.

Ausstrahlung: Sonntag, 8. Dezember 2019, 20.15 Uhr