Grund zur Freude: Mit „An der Saale hellem Strande“ führt sich das neue Halle-Team beim „Polizeiruf 110“ großartig ein.
Stuttgart - „Das ist doch der Koitzsch“, flüstert der eine Hallenser Streifenpolizist zum anderen, als sie einen Autofahrer kontrollieren, der zwar nur im geparkten Wagen sitzt, aber offensichtlich angedudelt ist. Die Namensnennung klingt ein wenig furchtsam und ein bisschen respektvoll.
Der von Peter Kurth gespielte Kriminalhauptkommissar Henry Koitzsch wird in „An der Saale hellem Strande“, im ersten Fall eines neuen „Polizeiruf 110“-Teams aus Halle (das vorige nahm 2013 seinen Abschied), als ein Typ vorgestellt, mit dem nicht immer gut Kirschen essen ist. Wie Koitzsch aber diese Alkoholkontrolle unter Kollegen vermasselt, das erzählt auch von seiner leutseligen Verzweiflung. Er hat seinen Job wohl mal so ernst genommen, dass er sich und die Welt jetzt eben nicht mehr immer ernst nehmen kann. Obwohl ihm dann doch wieder mal nach Zorn und Dreinhauen zumute ist.
In der Spitzengruppe
Das klingt vielleicht ein bisschen nach Klischee, nach dem ramponierten Bullen mit der losen Schraube, den dicken Fäusten und der weichen Stelle am Herzen. Aber „An der Saale hellem Strande“ ist von Thomas Stuber („In den Gängen“, „Cruso“) so stimmig wie eigenwillig inszeniert und vom Autor Clemens Meyer („Im Stein“, „Die stillen Trabanten“) fast schon dreist großartig geschrieben, also ganz anders. So gut nämlich, dass er vom Fleck weg in die Spitzengruppe aller „Polizeiruf“- und „Tatort“-Folgen je gehört.
Aus unserem Plus-Angebot: 50 Jahre „Polizeiruf 110“
Schon das Team – Peter Schneider als Kommissar Lehmann hält mit Kurth mit, legt zugleich aber den idealen Kontrasttypen hin – ist mitreißend. Aber Nebenfiguren und Milieus, Schnitt und Kamera, Musik und die generelle Distanz zum Kennen-wir-doch-alles-Zugriff anderer Krimis verdrehen einem bei dieser Ermittlung in einem Mordfall richtig den Kopf. Was für ein Geschenk zum 50. Geburtstag dieser Reihe.