Schöne Ausstellungsstücke bei der Polizeikontrolle – doch dürfen die Boliden auch fahren? Foto: 7aktuell.de/ Gruber

Sie dröhnen, sie röhren, und sie sind schick: Tiefer gelegte Boliden sind am Wochenende in Stuttgart von der Polizei unter die Lupe genommen worden.

Stuttgart - Manchmal trifft es einen auch fernab der Stuttgarter Partymeile. Nicht in der nächtlichen Tempo-30-Zone der Theodor-Heuss-Straße, sondern weiter weg in der Cannstatter Straße – sinnigerweise bei der städtischen Müllabfuhr. Dort landeten chromglitzernde und felgenglänzende Sportwagen aus der Region bei einem unfreiwilligen Boxenstopp der Polizei. Die Beamten hatten in der Nacht zum Sonntag zusammen mit dem Technischen Hilfswerk eine Großkontrolle gegen die motorisierte Vergnügungsszene aufgebaut.

Die Cannstatter Straße gilt trotz Feinstaubalarm und stationären Blitzern immer noch als beliebte nächtliche Rennstrecke zwischen Innenstadt und Bad Cannstatt. Auf der geraden Strecke werden gerne mal Hunderte PS für kurze Beschleunigungsfahrten ausgespielt. Darum ging es den Beamten aber weniger: Sie gingen eher der Frage nach, ob die PS-Boliden so überhaupt fahren dürfen.

Was hat der denn in der Fahrertür stecken?

Die Sportwagen mussten durch eine Engstelle, wurden dann zum Boxenstopp auf dem Gelände der städtischen Betriebe Abfallwirtschaft gelotst. „Insgesamt wurden 120 Fahrzeuge und 253 Personen kontrolliert“, bilanziert Polizeisprecher Martin Schautz. Das heißt auch, dass so ein Sportwagen im Schnitt mindestens mit zwei Personen besetzt ist. Für knapp zehn Prozent der kontrollierten Boliden war das Rennen gelaufen: Bei elf Fahrzeugen galt wegen baulicher Veränderungen die Betriebserlaubnis nicht mehr. „Vier Fahrzeuge wurden sichergestellt“, so Schautz.

Dabei gab es aber auch noch ganz andere Dinge zu entdecken: Ein Mercedes-Fahrer wurde angezeigt, weil er einen Teleskopschlagstock griffbereit in der Fahrertür platziert hatte. Ein anderer Fahrer hatte einen baseballschlägerähnlichen Prügel an Bord. Ganz offensichtlich handelte es sich hier nicht um Pannenwerkzeuge. Die Beamten notierten außerdem sechs Ordnungswidrigkeiten – wegen Mängeln am Licht oder einem Sprung in der Frontscheibe. Drei Fahrer bekamen wegen zu viel Alkohol oder Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz Probleme.

Das Gute zum Schluss

Man kann den Besitzern von 300-PS-Boliden vieles nachsagen – in einem Punkt aber ist die Kontrollbilanz vorbildlich: „Es wurde kein einziger Gurt- oder Handyverstoß festgestellt“, sagt Polizeisprecher Schautz. Zum Telefonieren hat man schließlich einen Kumpel oder eine Dame auf dem Beifahrersitz.

Freilich ist das Protzen mit PS kein Stuttgarter Phänomen allein. Im Kampf gegen sogenannte Autoposer arbeitet die Polizei in den Rhein-Nachbarstädten Mannheim und Ludwigshafen künftig enger zusammen. „Wir haben bereits gemeinsam in Ludwigshafen kontrolliert - das war ein böses Erwachen für manchen Mannheimer, der dachte, er sei in Ludwigshafen sicher vor uns“, sagt der Mannheimer Oberkommissar Ralf Mayer der Deutschen Presse-Agentur. Umgekehrt seien Polizisten aus Ludwigshafen mehrfach in Mannheim gewesen, um von der Erfahrung der dortigen Kollegen zu profitieren. 2016 und 2017 stammten etwa 80 Prozent der beanstandeten Fahrzeuge aus Mannheim. 2018 kam dagegen erstmals die Mehrzahl der manipulierten Autos aus dem Randgebiet. Mannheim, so Ralf Mayer, sei für diese Orte offenbar ein Magnet.