Das Foto „Chimbu Big Man“ ist in der Ausstellung von Ilona Leinert in der Geschäftsstelle der Deutschen Polizeigewerkschaft in der Kernerstraße 5 in Stuttgart zu sehen. Foto: DPolG/Leinert

Polizei und Kunst? Passt das überhaupt zusammen? Warum die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) in Baden-Württemberg jetzt Ausstellungen in Polizeidienststellen bringt, verrät deren Landesvorsitzender Ralf Kusterer im Interview.

Stuttgart -

– Herr Kusterer, die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) in Baden-Württemberg zeigt eine Fotoausstellung. Wie kommt es dazu?
Wir haben in den vergangenen zwei Jahren unterschiedliche Begegnungsformen für Polizei, Politik auf allen Ebenen, Personalräte, gewerkschaftliche Mandatsträger, wirtschaftliche Partner und der Gesellschaft geschaffen. „DPolG goes Art“ reiht sich hier ein, ist aber ein neues Format, das Begegnungen im Lichte künstlerischen Schaffens und abseits des polizeilichen Alltags ermöglichen soll. Den Auftakt hat eine Veranstaltung in den Räumen unserer Landesgeschäftsstelle in Stuttgart gebildet. Die Ausstellung unserer Auftaktkünstlerin Ilona Leinert wandert in den nächsten Monaten durch Polizeidienststellen. Sie wird dabei zuerst nach Villingen-Schwenningen gehen und dann den Weg durch das Land fortsetzen. Sie kommt damit auch an die gewerkschaftliche Basis.
Welche Ziele verfolgen Sie damit?
Die Arbeit der Polizeibeschäftigten ist vielfach von den weniger schönen Seiten geprägt. Die Polizei und ihre Aufgaben erfasst bei deren Beschäftigten den ganzen Menschen und prägt diesen wie nur in wenigen Berufen. Wenn Sie sich treffen, auch im privaten Bereich, nimmt die Polizei sofort den Raum ein. Es wäre schön, wenn die verschiedenen Kunstarten zu einem kurzen Verweilen und Abschweifen führen würden, wenn sich diejenigen, die quasi rund um die Uhr arbeiten, ablenken und einlassen würden. Und wenn wir damit in das Innere der Polizei vordringen könnten. Und zwar ganz bewusst außerhalb unserer sonstigen gewerkschaftlichen Themen.
Welche Parallelen sehen Sie sonst – ganz generell – zwischen Kunst und der Polizei?
Ich würde hier weniger von Parallelen sprechen. Polizei und deren Aufgabenwahrnehmung hat nur selten etwas mit schönen, inspirierenden oder musischen Dingen zu tun – auch wenn wir dafür sogar eine eigene Profi-Abteilung haben: das Landespolizei Musikorchester. Aber es geht auch um Menschen in der Polizei. Menschen, die selbst Ruhe und Ausgleich als Kunstschaffende in unterschiedlichen Bereichen suchen. Sie werden überrascht sein, welche Polizei-Künstlerinnen und -Künstler wir im Rahmen dieses Formats noch Raum geben werden.
Ilona Leinert präsentiert Fotografien aus Papua Neuguinea – warum ausgerechnet aus Papua Neuguinea?
Wer anregen will, muss Aufmerksamkeit erreichen. Das gelingt ihr mit dieser Ausstellung. Das Thema Sicherheit spielt in ihren Erzählungen zur Entstehung der meist sehr farbenfrohen Fotografien aus einer Reise zu den Urbewohnern Papua Neuguineas eine große, besondere Rolle. Das passt wunderbar zur Polizei. Der Künstlerin ist es offensichtlich gelungen beim Fotografieren in einen Dialog mit den Menschen vor der Kamera zu treten und diese dazu zu bewegen, dass diese sich ihr zuwenden. Das spürt man umso mehr, wenn man sich vorstellt, dass diese Bilder teilweise in gefährlichen Situationen entstanden sind.
Sie starten das Format mit Ilona Leinert. Warum haben Sie diese Fotokünstlerin gewählt?
Ilona Leinert stammt aus Österreich, lebt aber in Stuttgart und ist hier verwurzelt. Vor einigen Monaten hatte sie eine Ausstellung auf dem Killesberg, zu der ich eingeladen wurde. Ich war begeistert, sie ist eine beachtenswerte Künstlerin mit einer tollen fotografischen Leistung. Wir kamen ins Gespräch – und sie war gerne bereit, mit uns gemeinsam ein Konzept zu entwickeln. Die professionelle Zusammenarbeit hat mich wirklich beeindruckt.