Eine Abschiebung in Echterdingen lief am Dienstag aus dem Ruder. Foto: vario images

Die vierköpfige Familie soll bereits seit über einem Jahr in Echterdingen wohnen. Jetzt droht die Abschiebung nach Italien. Das stößt auf Unverständnis.

Echterdingen - Am Dienstagvormittag versuchte die Polizei, eine vierköpfige Flüchtlingsfamilie aus dem Iran, ein Ehepaar und seine beiden Kinder, aus Stetten nach Italien abzuschieben. Es blieb beim Versuch, weil der zwölfjährige Sohn kurz vor der Abschiebung davonlief. Die Polizei fahndete mit einem Hubschrauber und einer Reiterstaffel nach ihm. Zudem sei die Mutter kollabiert und hätte ins Krankenhaus gebracht werden müssen, sagt Andrea Kopp, Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Reutlingen. Weil der Ehemann so aufgebracht gewesen sei, wurden weitere Polizeistreifen zur Unterkunft angefordert.

Wiederaufgetaucht sei der Junge am Nachmittag zwar noch nicht. „Aber es besteht ein telefonischer Kontakt zwischen Vater und Sohn“, sagt Kopp. Da man aus diesem Grund ausschließen könne, dass Gefahr für den Jungen besteht, habe man auch die Fahndung wieder abgebrochen.

Vorwurf: Abschiebungen erfolgen willkürlich

Bei einer Frau, die die Familie aus der Kirchengemeinde kennt, stößt die Abschiebung auf Unterverständnis. „Die Familie lebt schon seit mehr als einem Jahr hier“, sagt sie. Sie sprächen bereits gut Deutsch und die Kinder würden hier zur Schule gehen, der Vater mache ein Praktikum. „Und jetzt leben sie hier in Angst oder bringen sich sogar, wie der Junge, in Gefahr“, fügt sie hinzu.

Die Familie soll nach Italien abgeschoben werden, weil sie dort innerhalb der EU zum ersten Mal registriert worden seien. „Aber jetzt hört man doch, dass Italien gar keine Flüchtlinge mehr aufnehmen will und auch keine zurücknehmen“, sagt die Bekannte. Dass die Familie dennoch abgeschoben werden soll, sei für sie ein klares Zeichen dafür, „wie krank dieses System mit den Abschiebungen ist“.

Wie es nun für die Familie weitergeht, weiß noch niemand. „Vorläufig ist die Abschiebung ausgesetzt“, sagt Polizeisprecherin Kopp. Wichtig sei jetzt vor allem, dass der Junge bald wieder zurück zu seiner Familie kommen würde.