Fischsterben im Neckar – für die Wasserschutzpolizei Stuttgart herrschte zunächst großer Alarm. Am Tatort in Remseck stellte sich heraus, dass man es weniger mit einem Umweltproblem, sondern mit einem Fall von Tierquälerei zu tun hat. Die Ermittlungen laufen.
Remseck/Stuttgart - Mit einem rätselhaften Fischsterben im Neckar muss sich die Wasserschutzpolizei Stuttgart beschäftigen. Bei Remseck, unterhalb der Hochberger Straßenbrücke, waren am Mittwochabend knapp 40 tote Fische im Uferbereich gefunden worden. Das Besondere dabei: Bei den Tieren handelt es sich um eine exotische Wels-Art, die im Neckar gar nichts zu suchen hat: Froschwelse. Wie kamen sie dorthin? Die Ermittler suchen jetzt unbekannte Tierquäler.
Wie die Polizei am Donnerstag mitteilte, trieben die Fischkadaver in der Nähe der Anlegestelle der Neckarpersonenschifffahrt Hochberg (Kreis Ludwigsburg) in einer Bucht im Wasser. Als das Stuttgarter Revier der Wasserschutzpolizei am Mittwoch gegen 19 Uhr alarmiert wurde, sah zunächst alles wie ein Fischsterben aus – etwa durch Schadstoffe oder Sauerstoffmangel. Allerdings ergaben die Wasserproben keine Auffälligkeiten. Auch die zuständige Umweltbehörde des Landratsamts Ludwigsburg schloss eine Gewässerverunreinigung aus. Dabei waren auch nicht alle Fische betroffen – sondern nur diese grau-braune Fischart mit den auffälligen Barteln. „Unter den Beamten der Wasserschutzpolizei ist ein staatlich geprüfter Fischaufseher, der diese Art eindeutig identifizieren konnte“, sagt der Polizeisprecher Roland Fleischer. Ein Froschwels, eigentlich in Sri Lanka, Ostindien, Malaysia beheimat – weshalb der englische Name Philippine Catfish lautet. Für den Neckar ziemlich exotische Tiere.
Die Fischart gilt als besonders anspruchsvoll
Die Ermittler der Wasserschutzpolizei fischen da noch im Trüben – sind sich aber in einem Punkt recht sicher: „Diese etwa 40 Zentimeter langen Fische sind irgendwo gehalten worden“, sagt Polizeisprecher Fleischer, „und wurden dann im Neckar entsorgt.“ Offenbar waren die Welse schon tot, als sie im Wasser landeten. Die Polizisten suchen nun nach örtlichen Züchtern, die mehr zu den Hintergründen beitragen können.
Der Froschwels gilt unter Experten als Fisch mit zweifelhaftem Ruf, dessen Haltung überaus anspruchsvoll ist. Unter anderem sind sehr große Aquarien notwendig, ein einzelnes Tier benötigt nach Informationen aus Fachforen mindestens 300 Liter. Die Welsart sei überaus gefräßig, könne als Allesfresser so viel verschlingen, dass der Bauch golfkugelgroß anschwillt. Berichtet wird darüber, dass viele Aquarianer unterschätzten, dass man dieser Art mehr als zehn Jahre in einem geräumigen Becken einräumen müsse. Man lasse sich bei den Händlern von noch kleinen jungen Tieren blenden, die dann den Besitzern über den Kopf wachsen. In Fachforen werde von stets wiederkehrenden Annoncen „Froschwelse umständehalber abzugeben“ berichtet.
Bei der großen Anzahl der entsorgten Tiere spricht allerdings weniger dafür, dass hier ein Privat-Aquarianer seine Fische entsorgt hat. Auf die Beamten der Wasserschutzpolizei warten spannende Ermittlungen. Wer am Neckarufer Verdächtiges beobachtet hat, wird gebeten, sich unter der Rufnummer 07 11 / 21 80 50 10 bei der zuständigen Dienststelle zu melden.