Gemessen an der Zahl der Unfälle belegt das Polizeipräsidium Ludwigsburg Platz vier im Landesvergleich. In vielen Bereichen entwickeln sich die Zahlen erfreulich. Sorgen bereiten hingegen Pedelec-Fahrer.
Die jährliche Unfallstatistik des Polizeipräsidiums Ludwigsburg offenbart erfreuliche Trends, zeigt aber auch, welche Verkehrsgruppen häufiger in Unfälle verwickelt waren als noch im Jahr zuvor. Die drei wichtigsten Erkenntnisse aus der Statistik 2024.
1) Weniger Unfälle insgesamt, aber mehr Leicht- und Schwerverletzte
Die Zahl der Unfälle ist 2024 nur leicht nach oben gegangen, im Kreis Ludwigsburg kam es mit 15 875 Unfällen zu 126 mehr als im Vorjahr. Insgesamt kamen dabei zwar weniger Personen zu Schaden, die Zahl der Leicht- und Schwerverletzten stieg jedoch. Im Kreis Ludwigsburg waren es 228 Schwerverletzte (222 im Vorjahr), 14 Menschen (9 im Vorjahr) starben. Die häufigste Ursache für schwere Unfälle ist laut Polizei die überhöhte oder nicht angepasste Geschwindigkeit.
Im Vergleich: In Baden-Württemberg sank die Zahl der Schwerverletzten und Verkehrstoten. „Das weist auf die Wirksamkeit von Sicherheitsmaßnahmen hin“, sagt Elias Schempf, Regionalbeauftragter für den Auto Club Europa (ACE). Dennoch bleibe die hohe Gesamtzahl der Unfälle besorgniserregend. Besonders bemerkenswert sei, dass 89 Prozent der Unfälle lediglich Sachschäden verursachen, „was darauf hindeutet, dass viele Kollisionen durchaus vermeidbar gewesen wären – etwa durch eine bessere Verkehrsführung, verstärkte Kontrollen oder den Einsatz technischer Assistenzsysteme.“
2) Mehr Tote im Radverkehr
Obwohl die Unfallzahlen, an denen Radfahrende beteiligt waren, dezent zurückgegangen sind, registrierte das Polizeipräsidium Ludwigsburg acht tödlich verletzte Personen – und damit sieben mehr als im Vorjahr. Über die Hälfte dieser Personen stürzte ohne die Beteiligung anderer. „Die Radverkehrsanlagen sind nicht an den gestiegenen Radverkehr angepasst worden. Oft sind sie zu schmal und zu unübersichtlich“, sagt Albrecht Kurz vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) Bietigheim-Bissingen.
Um das Gefahrenbewusstsein von Radfahrenden zu steigern, sei der direkte Kontakt zwischen Polizei und Radfahrenden besonders wichtig, sagt Erwin Grosser, Leiter der Schutzpolizeidirektion. „Wir wollen insbesondere vermitteln, wie (lebens-) wichtig eine geeignete Schutzausrüstung ist .“ Der Einsatz spezieller Fahrradgruppen solle „auf Augenhöhe“ die Akzeptanz der Präventions- und Kontrollmaßnahmen steigern. ADFC und ACE raten Pedelec-Fahrern ohne Erfahrung, ein Sicherheitstraining zu absolvieren.
3) Weniger junge Erwachsene bei Unfällen beteiligt
Weniger in Unfälle verwickelt waren 2024 hingegen Kinder und junge Erwachsene. „Diese Ergebnisse sind erfreulich, wenngleich der kontinuierliche Anstieg der Unfallzahlen bei der Gruppe der älteren Menschen eine beunruhigende Entwicklung darstellt“, so der Leiter des Polizeipräsidiums Ludwigsburg Thomas Wild. Die Zahl der Verkehrsunfälle unter Beteiligung von Seniorinnen und Senioren stieg im Landkreis Ludwigsburg mit 1354 Unfällen um 3,9 Prozent, in ganz Baden-Württemberg war mehr als jeder dritte Verkehrstote im Seniorenalter.
Der Verkehrsausschuss des Europäischen Parlamentes hat sich im Dezember 2023 für verpflichtende Gesundheitschecks bei der Ausstellung und Erneuerung eines Führerscheins ausgesprochen. Der ACE fordert stattdessen freiwillige Rückmeldefahrten, das bedeutet ältere Menschen erhalten nach einer Fahrt mit einem Fahrlehrer direktes Feedback zur eigenen Fahrsicherheit. Die Polizei rät: „Nehmen Sie regelmäßig freiwillige Gesundheitschecks wahr. Um am zwischenzeitlich recht anspruchsvollen Straßenverkehr aktiv teilnehmen zu können, müssen alle Sinne funktionieren.“