Und noch ein Versuch: An der Ausfahrt Lorch-Ost hat das Land nun nicht nur Warnschilder anbringen lassen, sondern auch einen Rüttelstreifen, der Falschfahrer „wachrütteln“ soll. Foto: dpa

Baden-Württembergs Polizei hat die Falschfahrer-Unfälle falsch gezählt. Aber auch die neue Statistik gibt Rätsel auf: Warum steigt trotz aller Bemühungen die Zahl der Falschfahrer-Unfälle an?

Stuttgart - Auf Baden-Württembergs Autobahnen und Bundesstraßen gab es in den zurückliegenden zwei Jahren deutlich weniger Unfälle mit Falschfahrern als offiziell angegeben. In die entsprechende Statistik, die seit Juli 2015 geführt wird, wurden nämlich fälschlicherweise auch Unfälle in Einbahnstraßen aufgenommen. Erfasst werden sollen aber nur Unfälle auf mehrspurigen Fahrbahnen, die räumlich getrennt sind – so die offizielle Definition. Aufgrund dieses Fehlers kam es zu viel zu hohen Zahlen. So wies die bisherige Statistik für 2016 insgesamt 52 Falschfahrer-Unfälle im Südwesten auf – tatsächlich waren es nur 16, wie das Innenministerium am Dienstag auf Anfrage unserer Zeitung einräumte.

Echter Anstieg im ersten Halbjahr

2017 zeichnet sich allerdings ein echter Anstieg ab. Im ersten Halbjahr zählte die Polizei laut Innenministerium bereits 14 Falschfahrer-Unfälle im Land – also fast soviele wie im gesamten letzten Jahr. Bei neun dieser Unfälle kamen Personen zu Schaden – im Vorjahr waren es nur sieben. Auch die Zahl der Verletzten (14) ist jetzt schon höher als im gesamten vergangenen Jahr (10). Zwei Menschen kamen 2017 bei Falschfahrer-Unfällen bislang ums Leben – so viele wie im ganzen Jahr 2016.

Problem noch nicht gelöst

Das Stuttgarter Verkehrsministerium nimmt für sich in Anspruch, in den Jahren seit 2013 viel gegen Falschfahrer-Unfälle getan zu haben – zum Beispiel mit Pfeilen auf der Fahrbahn, besserer Beschilderung und einer klareren Spurführung. Vergangenen Samstag wurde zudem an der Abfahrt Lorch-Ost an der B 29 ein Rüttelstreifen eingeweiht, der Falschfahrer beim Auffahren auf die Bundesstraße „wachrütteln“ soll.

Umso irritierter war man im Verkehrsministerium, dass trotz aller Bemühungen die Unfallzahlen in der offiziellen S tatistik zuletzt recht hoch waren. Man könne sich dies nicht erklären, hieß es. Nun ist klar: Die Polizei hat falsch gezählt. Das Problem mit den Falschfahrern ist aber dennoch nicht gelöst.