In Baden-Württemberg wurde ein Mitglied einer italienischen Mafia festgenommen. Foto: dpa

Italienische und baden-württembergische Polizisten haben ein Mitglied der apulischen Mafiavereinigung Sacra Corona Unita festgenommen. Der Mann soll jetzt ausgeliefert werden.

Stuttgart - Seit Jahrzehnten nutzt die italienische Mafia die Nähe zu Baden-Württemberg als Rückzugsgebiet. Spezialkräften beider Länder gelang nun ein Zugriff gegen einen 25 Jahre alten Mann, Mitglied in der apulischen Mafiavereinigung Sacra Corona Unita. Der Verdächtige soll an illegalen Rauschgiftgeschäften und Erpressungen in Italien beteiligt gewesen sein, wie das Landeskriminalamt (LKA) am Montag in Stuttgart mitteilte.

Der Mann war bereits am 19. Januar im Kreis Esslingen gestellt worden. Er wird in den nächsten Tagen nach Italien ausgeliefert. Ihm droht dort eine Freiheitsstrafe von bis zu 24 Jahren. „Allerdings haben wir im Raum Esslingen kein Mafia-Netzwerk“, sagte der Leiter der Inspektion Organisierte Kriminalität im LKA, Sigurd Jäger, der Deutschen Presse-Agentur. Im Südwesten leben rund 180 Menschen, die der italienischen Mafia angehören. Das ist deutschlandweit im Vergleich die höchste Anzahl. Kriminell aktiv sind oder waren sie jedoch woanders.

Baden-Württemberg ist für sie nach Auskunft von Sicherheitsbehörden weniger Aktionsraum als ein Rückzugs- und Ruheraum. „Meist finden Mitglieder nach Straftaten im Ausland in Baden-Württemberg Unterschlupf“, sagte Jäger. Aktive Gruppen sind ‚Ndrangheta (80/Kalabrien), Stidda (40/Sizilien), Camorra (35/Großraum Neapel), Cosa Nostra (15/Sizilien) und die Sacra Corona Unita (bis zu 8 Mitglieder/Apulien).

Jäger teilte mit, dass es innerhalb der organisierten Kriminalität pro Jahr 40 Ermittlungskomplexe gebe. „Davon sind 3 bis 5 immer mit Bezug zur italienischen Mafia“, betonte Jäger. Drogenhandel, Kokain, Falschgeld und Autoschiebereien seien beliebt.

Die Präsenz der Mafia in Baden-Württemberg ist schon sehr lange bekannt. „Im Zuge der Gastarbeiterbewegung in den 60er Jahren sind auch Mafiastrukturen miteingewandert“, sagte Jäger. Die meisten Italiener in Deutschland leben in Baden-Württemberg. In der Bundesrepublik finden sich nach Expertenmeinung Hinweise darauf, dass die Mafia ‚Ndrangheta in Restaurants und Catering-Betriebe investiere - ebenso wie die Cosa Nostra, die auch im Baugewerbe und bei Bekleidungsläden auffällig werde. Der sechsfache Mafia-Mord von Duisburg im August 2007 geht auf das Konto zweier seit langem verfeindeter ‚Ndrangheta-Clans. Das Europäische Parlament hatte im Herbst 2013 festgestellt, dass schätzungsweise 3600 Gruppierungen der organisierten Kriminalität in der EU ihr Unwesen treiben.

„Insieme si può!“ (Gemeinsam schaffen wir es!) ist eine Initiative des Landeskriminalamts und italienischer Kooperationspartner gegen die Organisierte Kriminalität. Dafür wurde eine zentrale Ansprechstelle eingerichtet, an die sich alle Bürger mit Hinweisen wenden können. Italienischsprechende Mitbürger können ihre Angaben auch in ihrer Muttersprache hinterlassen.