Dieser Fußstreife fällt jedes offene Fenster auf: die beiden Polizisten Manuel August und Annika Franzke waren in Vaihingen unterwegs. Foto: Kutzer

Die Polizei hat vor Ort darüber informiert, wie man sich vor Einbrechern besser schützen kann. Polizeihauptmeister Manuel August und Polizeikommissarsanwärterin Annika Franzke treffen bei ihrem Rundgang den richtigen Ton.

Vaihingen - Wenn die Tage kürzer werden, juckt es Einbrecher verstärkt in den Fingern. Unbeleuchtete Wohnungen verlocken besonders dann zum Einsteigen, wenn ein Fenster gekippt ist oder Gartenmöbel im Freien bereitstehen, die zum Erklimmen des Halbparterre-Balkons einladen. Die Stuttgarter Polizei reagiert nicht nur mit verstärkter Präsenz, sondern auch mit Aufklärungsarbeit vor Ort.

Es ist ein kalter, sonniger Mittwochvormittag, als sich Polizeihauptmeister Manuel August und Polizeikommissarsanwärterin Annika Franzke mit einem Stapel Informationsbroschüren in der Vaihinger Vollmoellerstraße auf den Weg machen. Zwar verkündete die Polizei im März einen Rückgang der Einbrüche in der Stadt um rund 30 Prozent. Vaihingen ist neben Bad Cannstatt und dem Stuttgarter Süden aber nach wie vor einer der Brennpunkte, wenn es um Wohnungsdelikte geht.

Einbrecher nutzen jede Gelegenheit

„Wir wollen dafür sensibilisieren, zumindest einfache Sicherheitsregeln zu beachten und die Bürger motivieren, sich Gedanken über eine Verbesserung des Einbruchsschutzes zu machen“, erklärt Franzke. Mit Nachdruck weist die 22-Jährige darauf hin, dass sich auch jene nicht in Sicherheit wiegen sollten, deren Häuser weniger nach Geld aussehen: „Unserer Erfahrung nach nutzen Einbrecher jede Gelegenheit, die sich ergibt. Wenn eine Wohnung leicht zugänglich wirkt, ist es zweitrangig, welche Beute sie verspricht.“

„Guck mal, hier ist ein Fenster offen“, schaltet sich ihr Kollege ein. „Lass uns mal klingeln.“ Sein Gespür erweist sich als goldrichtig. „Vor drei Jahren sind sie bei mir über den Balkon eingestiegen“, berichtet eine ältere Dame den Beamten. Damals sei vor allem Schmuck abhandengekommen. Die Fenster stünden nur zum Lüften offen, fügt sie hinzu. „Wenn ich das Haus verlasse, mache ich sie immer zu.“ Was die Wertgegenstände angeht, haben die Experten noch einen Tipp parat: Zum einen solle man sie nicht offen herumliegen lassen, zum anderen fotografieren. Das erleichtert die spätere Identifizierung.

Polizei informiert in der Broschüre „Ungebetene Gäste“

Ein paar Häuser weiter zeigt sich ein Anwohner besonders engagiert. Stolz präsentiert er die abschließbaren Fenster. Für einen Austausch der nicht eben robusten Wohnungstüren im Block will er sich bei der nächsten Mieterversammlung stark machen. Besonders hellhörig wird er, als die Polizeibeamten darauf hinweisen, dass die Aufrüstung in Sachen Einbruchssicherheit unter Umständen finanziell gefördert wird. Die Broschüre „Ungebetene Gäste“ hat einen weiteren dankbaren Abnehmer gefunden. Überhaupt wird die Fußstreife durch das Wohngebiet äußerst positiv aufgenommen. Niemand zeigt Skepsis angesichts der beiden Uniformierten. „Ich denke, die Präventionsmaßnahmen erhöhen das Sicherheitsgefühl“, überlegt Franzke. „Das ist natürlich willkommen.“ Manuel August ergänzt: „In der Innenstadt wäre das Klima möglicherweise ein bisschen anders. Ich habe Vaihingen schon immer als Ort wahrgenommen, wo die Menschen ziemlich umgänglich sind.“

Nicht unerheblich ist sicher auch, dass der 26-jährige Beamte und seine Begleiterin den richtigen Ton treffen. Sie bieten nicht nur Informationen, sondern haben auch ein offenes Ohr für den Gegenüber. Ob eine alleinstehende Frau über ominöse Anrufe klagt oder eine Anliegerin darauf hinweist, der Nachbar lagere eine ungesicherte Leiter auf dem Garagendach: August und Franzke nehmen sich Zeit, auf alles einzugehen. Ihre Visiten sind Begegnungen auf Augenhöhe. Dass durch die Präventionsmaßnahme auf Dauer Straftaten erschwert oder vereitelt werden, ist wünschenswert. Dass sich das Verhältnis zwischen Bürger und Polizei durch solche Aktionen verbessert, darf als sicher gelten.