In Mazedonien ist die Polizei mit Blendgranaten und Tränengas gegen Migranten vorgegangen. Foto: dpa

Mit Gewalt versucht Mazedonien, den Flüchtlingszustrom aus Griechenland aufzuhalten. Tausende Menschen sitzen an der Grenze fest. Sie leiden unter Hitze und Erschöpfung - und immer mehr Migranten stoßen dazu.

Belgrad - Die Flüchtlingskrise an der griechisch-mazedonischen Grenze ist am Freitag eskaliert. Mit Blendgranaten und Tränengas versuchte die mazedonische Polizei, Hunderte Migranten am Überschreiten der Grenze von Griechenland nach Mazedonien zu hindern. Bei den Ausschreitungen wurden mindestens zehn Flüchtlinge durch Blendgranaten verletzt, wie die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) mitteilte. Sie wurden in der griechischen Grenzstadt Idomeni medizinisch versorgt. Nach Angaben der Helfer kamen mindestens vier Migranten ins Krankenhaus.

Mit einem in der Nacht errichteten Zaun versuchten mazedonische Beamte, den Flüchtlingen den Weg zu versperren, wie der mazedonische Sender A1 berichtete. Die Absperrung wurde von Polizisten in Schutzausrüstung bewacht. Auch das Militär habe den Grenzraum in der Nähe der Stadt Gevgelije kontrolliert, berichtete das Nachrichtenportal Plus Info.

Später gelang es trotzdem Hunderten Flüchtlingen, die Grenze zu überqueren. Zeitweise saßen Tausende im Niemandsland fest. Hilfsorganisationen bekamen offenbar keinen Zugang zu den Flüchtlingen aus Syrien, Afghanistan und anderen Ländern, obwohl das Rote Kreuz, Ärzte ohne Grenzen und das UN-Hilfswerk UNHCR Mitarbeiter auf beiden Seiten der Grenze hatten. Viele andere Flüchtlinge legten sich aus Protest gegen die Blockade auf die Bahngleise in der Nähe des Grenzübergangs Gevgelije.

Mazedonien erklärt den Notstand

Mazedonien hatte wegen der angespannten Flüchtlingssituation an seinen Grenzen zu Griechenland und Serbien am Donnerstag den Notstand erklärt und den Übergang an einer wichtigen Route blockiert. Tausende Menschen strandeten zwischen Griechenland und Mazedonien. Hitze, Erschöpfung und Hunger setzten ihnen zu. Rund 100 Menschen mussten am Donnerstag von Helfern behandelt werden, wie Ärzte ohne Grenzen mitteilte. Darunter seien auch eine Schwangere und ein Kleinkind gewesen.

Am Freitag stieg die Zahl der im Grenzraum gestrandeten Migranten auf 4000. Sie sind auf dem Weg nach Westeuropa. Die meisten von ihnen sind vor dem Bürgerkrieg in Syrien geflüchtet.

Mazedonien rechtfertigte sein Vorgehen damit, den starken Flüchtlingszustrom besser bewältigen und die Sicherheit in den Grenzsiedlungen erhöhen zu wollen. Zudem sollte der Druck auf die mazedonische Grenzstadt Gevgelije gemindert werden. Von dort versuchen jeden Tag Hunderte Flüchtlinge, einen von drei Zügen in Richtung Serbien zu nehmen. Mazedonischen Medienberichten zufolge wurden in den Grenzstädten Gevgelije im Süden und Tabanovtse im Norden des Landes bereits deutlich weniger Migranten gesehen.

UNHCR kritisiert Sperrung der Grenze

Die Internationale Organisation für Migration zeigte sich über die Lage besorgt und forderte rasche Hilfe. Das UNHCR kritisierte die Sperrung der Grenze. „Es handelt sich hier um Flüchtlinge auf der Suche nach Schutz, sie dürfen davon nicht abgehalten werden“, sagte Sprecherin Melissa Fleming. Sie forderte Europa auf, eine Lösung zu finden. Mazedonien und Serbien dürften mit der großen Zahl von Flüchtlingen nicht alleingelassen werden.