Beschädigtes Polizeiauto beim Einsatz auf der A 8 bei Leonberg Foto: 7aktuell/Nils Reeh

Eine verzweifelte Frau rast über die A 8 von Ulm nach Stuttgart – und die Polizei braucht alle Kräfte, um sie zu stoppen. Am Ende ist die Autobahn bei Leonberg drei Stunden gesperrt.

Leonberg - Insgesamt 14 Streifenwagenbesatzungen im Einsatz, eine stundenlang gesperrte A 8, mehrere Kilometer Stau, mehr als 10 000 Euro Schaden – aber am Ende ein gerettetes Menschenleben. Dies ist die Bilanz einer gut 60 Kilometer langen Verfolgungsjagd auf der Autobahn, die sich eine verzweifelte 35-Jährige am Montagabend mit der Polizei geliefert hat. „Sie ist verletzt, aber nicht lebensbedrohlich“, sagt Polizeisprecher Peter Widenhorn zu dem Großeinsatz, der bei Leonberg endete.

Der Fall nahm im Süden Bayerns seinen Anfang. Die 35-Jährige, die aus dem Landkreis Garmisch-Partenkirchen stammt, soll gegen 15 Uhr das Wohnhaus ihrer Familie in einer psychischen Ausnahmesituation verlassen haben und war mit ihrem BMW in unbekannte Richtung davongefahren. Weil sie angekündigt hatte, sich etwas anzutun, alarmierte die Familie die Polizei. Die Angehörigen berichteten zudem, dass die Frau wohl eine Schusswaffe dabeihatte.

Ein erster Anhalteversuch scheitert

Die Polizeiinspektion Garmisch-Partenkirchen leitete eine Fahndung ein, die am frühen Abend zu einem ersten Erfolg führte: Eine Streife des Polizeipräsidiums Ulm entdeckte den BMW auf der A 8 in Fahrtrichtung Stuttgart und versuchte, die BMW-Fahrerin gegen 18.45 Uhr zu einer Kontrolle zu lotsen. Dazu sollte die Frau auf den Parkplatz Kornberg bei Gruibingen (Kreis Göppingen) geleitet werden.

Die Frau gab jedoch Gas und fuhr mit hoher Geschwindigkeit Richtung Stuttgart weiter. Weil sie sich nach Kirchheim unter Teck dem Zuständigkeitsbereich der Verkehrspolizei des Polizeipräsidiums Ludwigsburg näherte, wurden auch dort die Einsatzkräfte alarmiert. Die Beamten entdeckten den BMW im Bereich des Stuttgarter Flughafens und verfolgten die Fahrerin weiter in Richtung Karlsruhe.

Die Fahrerin greift noch zur Pistole

Die Fahrzeuge hatten gegen 19.15 Uhr das Dreieck Leonberg und die Ausfahrt Leonberg-West in Richtung Karlsruhe passiert, als sich die Polizei zum Zugriff entschied. Etwa auf Höhe der S-Bahn-Unterführung, nach knapp 60 Kilometer Verfolgungsfahrt, bremsten zwei Polizeiautos den BMW aus und stoppten ihn. Die Fahrerin fuhr auf die beiden Streifenwagen auf.

Die Beamten öffneten das Fahrzeug und überwältigten die Fahrerin, die zuvor eine Pistole gezückt hatte. Damit brachte sie sich Verletzungen am Oberkörper bei. „Sie hat die Waffe aber nicht auf die Beamten gerichtet“, sagt Polizeisprecher Widenhorn. Die mitgeführte Schreckschusswaffe lag im Wagen und wurde sichergestellt. Die Frau wurde in ein Krankenhaus gebracht. Ein Beamter wurde beim Zugriff leicht verletzt.

Drei Stunden Tatortarbeit

Die A 8 musste in Fahrtrichtung Karlsruhe gesperrt werden. Der Verkehr wurde an der Ausfahrt Leonberg-West ausgeleitet, Autofahrer mussten über Leonberg und Rutesheim ausweichen. Der Lkw-Verkehr blieb indes in einer Staukolonne. „Wegen der notwendigen Tatortarbeit musste der Bereich länger gesperrt werden“, sagt Widenhorn. Erst gegen 22.20 Uhr konnte die Strecke wieder freigegeben werden.

Sie haben suizidale Gedanken? Hilfe bietet die Telefonseelsorge. Sie ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr unter 0 800 / 111 0 111 und 0 800 / 111 0 222 und unter https://ts-im-internet.de/ erreichbar. Eine Liste mit Hilfsangeboten findet sich auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention: https://www.suizidprophylaxe.de/