Für eine Zeugensuche hatte die Mainzer Polizei unrechtmäßig die Daten der Luca-App eingesetzt. (Symbolfoto) Foto: dpa/Christoph Soeder

Nach einem Kneipenbesuch stürzt ein Mann und stirbt an den Folgen. Die Polizei will Besucher der Gaststätte als Zeugen gewinnen und nutzt die Daten der Luca-App. Das allerdings ist verboten – und Wasser auf die Mühlen der Luca-Kritiker in Baden-Württemberg.

Stuttgart - Nach einem Zwischenfall mit Daten aus der Luca-App in Mainz wird auch die Kritik an der Software für die Kontaktdatenverfolgung in Baden-Württemberg wieder laut. Während die Landesregierung an der App festhält, rufen Politiker von Grünen und FDP dazu auf, das digitale Tool von den mobilen Telefonen zu löschen und den auslaufenden Vertrag mit dem Anbieter nicht zu verlängern. Zuvor war bekannt geworden, dass die Mainzer Polizei bei Ermittlungen zu einem Todesfall unrechtmäßig auf Daten von Besuchern einer Gaststätte aus der Luca-App zugegriffen hatte.

Der Fall belege erneut die Datenschutz- und Sicherheitsprobleme der App, kritisierte der digitalpolitische Sprecher der FDP, der Landtagsabgeordnete Daniel Karrais, am Samstag. Außerdem nutzten die baden-württembergischen Gesundheitsämter die Daten kaum noch zur Kontaktverfolgung, auch die Gastronomie verzichte weitgehend. Für die einjährige Nutzung der Software bis zum kommenden März zahle das Land zudem einen Betrag von 3,7 Millionen Euro.

Corona-Warn-App sei gute Alternative

Eine gute Alternative sei die offizielle und kostenfreie Corona-Warn-App, die ebenfalls eine Check-In-Funktion habe. „Man fährt besser damit“, sagte Karrais der dpa. Zuvor hatte der Südwestrundfunk (SWR) über den Fall berichtet.

Auch der Grünen-Abgeordnete Alexander Salomon kritisierte die Software des Berliner Start-ups Nexenio scharf. „Deinstalliert die #LucaApp. Sofort. Und dann umgehend die #coronawarnapp nutzen“, twitterte der Fraktionssprecher für Medien- und Netzpolitik am Samstag. Die App sei auch zu langsam und werde nicht mehr von Seiten der Gesundheitsämter genutzt. Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) rief er über Twitter auf, sich ebenfalls von der Luca-App zu verabschieden.

Die Macher der App versprechen, dass die Einträge nur im Infektionsfall von den Gesundheitsämtern eingesehen werden - und das auch nur, wenn die Anwenderinnen und Anwender dem zustimmen. Das Verfahren sei durch eine doppelte Verschlüsselung abgesichert, hatten sie bislang erklärt. Unter anderen hatte der deutsche Rapper Smudo von den Fantastischen Vier die App beworben.