Schon in Karlsruhe beim VfB-Gastspiel am 30. Oktober 2016 waren Wasserwerfer aufgefahren. Foto: Pressefoto Baumann

Stuttgarter Polizei lässt die umstrittenen Einsatzfahrzeuge erstmals seit dem Schwarzen Donnerstag im September 2010 wieder auffahren – gegen Fußball-Gewalttäter aus Dresden und Karlsruhe.

Stuttgart - Mehr als sechs Jahre haben sich Polizei-Wasserwerfer nicht mehr in Stuttgart blicken lassen – eine Folge des Schwarzen Donnerstags im Schlossgartenim September 2010. Das ist nun vorbei: An den nächsten beiden Sonntagen rüstet die Polizei massiv auf, wenn der VfB Stuttgart zu den Hochrisiko-Heimspielen gegen Dynamo Dresden und den Karlsruher SC antritt. Es wird mit Hunderten gewaltbereiter Hooligans gerechnet, die ihre Fehden der traditionell verfeindeten Fangruppen auszutragen versuchen.

 

Drei Wasserwerfer sollen am 2. und 9. April an den Brennpunkten rund um die Mercedes-Benz-Arena auffahren, um das Großaufgebot der Polizei gegen mögliche Krawallmacher zu unterstützen. „Dass es zu Ausschreitungen kommen kann, haben vergangene Spiele in der zweiten Liga gezeigt“, sagt Polizeisprecher Stefan Keilbach. Aus Dresden werden am Sonntag mehrere Hundert Hooligans erwartet, die wohl wieder ihre Visitenkarten hinterlassen wollen – wie Ende Januar in Nürnberg. Feuerwerk brannte, Flaschen flogen. Es gab Verletzte und zehn Festnahmen.

Das Trauma der Wasserwerfer

Doch Wasserwerfer sind in Stuttgart mit einem Trauma verbunden. Bei einem außer Kontrolle geratenen Polizeieinsatz gegen Stuttgart-21-Gegner im Schlossgarten gab es am 30. September 2010 mindestens 164 Verletzte. Mehrere hochrangige Polizisten, unter anderem der damalige Stuttgarter Polizeipräsident Siegfried Stumpf, wurden wegen Körperverletzung im Amt zu Geld- und Bewährungsstrafen verurteilt. Außerdem musste das Land Schmerzensgeld an die Opfer zahlen. Dietrich Wagner, der durch einen Wasserstoß sein Augenlicht fast vollständig verloren hatte, bekam 120 000 Euro.

Sechseinhalb Jahre später ist alles anders. „Die Situation damals und heute ist nicht mehr vergleichbar“, sagt Keilbach. Es gebe neue Besatzungsmitglieder, verbesserte Konzepte, neue Fahrzeuge. „Die neuen Wasserwerfer aus Bruchsal haben sich schon einige Male bewähren können“, sagt Keilbach.

Hinspiel in Karlsruhe: 1:0 für die Polizei

Etwa im April vergangenen Jahres beim AfD-Bundesparteitag in der Landesmesse beim Stuttgarter Flughafen. Oder beim Heimspiel des Karlsruher SC gegen den VfB Stuttgart am 30. Oktober letzten Jahres. Dabei waren mehrere Wasserwerfer aufgefahren – mussten aber nicht eingesetzt werden. In Karlsruhe hatten 1000 Landes- und 350 Bundespolizisten sowie 600 Ordner größere Zusammenstöße der Fangruppen verhindern können. Damit das auch in Stuttgart so sein wird, rät Keilbach: „Alle echten Fans, denen es um den Fußball geht, sollten sich von Auseinandersetzungen fernhalten und nicht mit Gewalttätern solidarisieren.“