Der Biber wurde von Beamten in einer Mülltonne „festgesetzt“, erst dort beruhigte er sich langsam. Foto: Polizei

Dass sich ein Biber nach Herrenberg verirrt wie am frühen Donnerstagmorgen geschehen, ist gar nicht so ungewöhnlich. Im vergangenen Jahr endete solch ein Ausflug für einen der Nager aber leider tödlich.

Herrenberg - Mit einem ungewöhnlichen Klienten bekam es die Polizei in der Nacht zu Donnerstag in Herrenberg (Kreis Böblingen) zu tun: Passanten hatten um 3 Uhr einen Biber durch die Bahnhofstraße irren sehen. Die Polizisten verfolgten das Tier durch die Unterführung in der Nagolder Straße. In der Zwischenzeit hatte es einen Passanten gebissen, der mit leichten Verletzungen ins Krankenhaus kam. Auf einem Firmengelände konnten die Beamten den Nager schließlich einkesseln, allerdings zwängte er sich unter einem Zaun hindurch und flüchtete erneut. Dabei machte sich der Biber so geschickt aus dem Staub, dass die Polizisten ihn zunächst aus den Augen verloren. Schließlich entdeckten sie ihn auf dem Gehweg in der Nagolder Straße und manövrierten ihn mit Hilfe von zwei Besen in eine leere, umgelegte Mülltonne . Erst dort beruhigte sich das aufgeregte Tier allmählich. Die Polizisten setzten den Biber schließlich am nahen Fluss Ammer wieder aus.

Biber in Herrenberg – das ist nicht so ungewöhnlich, wie es zuerst klingt, sagt Silvia Huber, die bei der Nachbargemeinde Ammerbuch für den Naturschutz zuständig ist. Nicht weit entfernt, bei Unterjesingen (Kreis Tübingen), habe sich sogar eine Biberfamilie an der Ammer angesiedelt. Generell gebe es im Neckareinzugsgebiet einige Biber, die Jungtiere zögen dann auf der Suche nach einem eigenen Revier die Flüsse entlang, etwa zu den Ammerquellen bei Herrenberg. Schon im Mai 2017 hatte ein Biber offenbar diesen Weg genommen, war dann allerdings in der Daimlerstraße in Herrenberg überfahren worden. „Wie man sieht haben Biber keine Scheu, durch die Stadt zu laufen“, sagt Huber.

Der Biber könnte wieder auf Wanderung gehen

Aggressiv seien die unter Schutz stehenden Tiere aber eigentlich nicht, sie würden sich eher verstecken. „Dieses Tier stand wohl wirklich unter Stress“, glaubt die Expertin. Wenn man einen der nachtaktiven Nager sehe, solle man ihn am besten in Ruhe lassen und das angenagte Holz nicht wegräumen. Immerhin sei es der Futtervorrat des Bibers. Wie die Zukunft des jetzt polizeibekannten Bibers aussieht, ist noch unklar. Die Ammerquellen seien vielleicht nicht der ideale Lebensraum für das Tier, sagt Huber. Es könne daher gut sein, dass es demnächst erneut auf Wanderschaft gehe.