Der OB und sein Baubürgermeister wollen im Kreistag in der Stadtbahndebatte mehr Flagge zeigen. Foto: factum/Weise

Bislang konnte Landrat Rainer Haas im Ludwigsburger Kreistag schalten und walten. Doch nun wird er etwa in der Stadtbahndebatte zwei prominente Gegenspieler im Kreisparlament haben.

Ludwigsburg - Seit fünf Jahren klafft im Kreistag eine politische Lücke. Während der OB von Bietigheim-Bissingen Jürgen Kessing sogar SPD-Fraktionschef ist und die meisten anderen OBs wie der Vaihinger Gerd Maisch Mandate und Funktionen haben, sitzt keiner der drei Ludwigsburger Bürgermeister im Kreisparlament. Nur Hans Schmid (CDU), der bis 2013 Baubürgermeister war, hält bisweilen die Fahne der Kreishauptstadt hoch – vertritt aber oft andere Positionen als das Rathaus.

Das dürfte sich mit der Kommunalwahl 2019 ändern. Am Rande einer Pressekonferenz erklärt der OB Werner Spec auf Nachfrage: „ Das ist für mich ein Thema.“ Gerade in der Stadtbahndebatte hätten sich die Gräben vertieft, da könne eine Ludwigsburger Präsenz nicht schaden. Spec sieht seine mögliche Kandidatur auch als Signal, dass die Barockstadt Teil des Landkreises bleiben will, selbst wenn sie bald die Marke von 100 000 Einwohnern erreichen wird. „Anders als in Reutlingen ist es für uns kein Thema, kreisfreie Stadt zu werden“, sagt Spec. Auf welcher Liste er kandidiert, will der 60-Jährige noch nicht verraten.

Fünf Jahre vertrat Werner Spec die CDU

Von 2009 bis 2014 saß er bereits für die CDU im Regionalparlament. Wie zu hören ist, soll er diesmal eher die Freien Wähler als Ziel auserkoren haben. „Ich bin noch in der Überlegungsphase“, sagt Spec dazu nur, die Freien Wähler selbst wollen sich zu der Personalie nicht äußern.

Offiziell verkündet wurde am Montagabend hingegen auf einer Versammlung des Ortsverbandes ein anderer prominenter Name auf der Kreistagsliste: Baubürgermeister Michael Ilk. „Ich möchte die Stadt vertreten“, erklärt er auf Anfrage, „ich habe Lust auf die politische Arbeit in den Gremien.“ Die Freien Wähler seien parteipolitisch neutral und ließen Platz für unterschiedliche Meinungen. Die gibt es etwa in Sachen Parkplätze und autofreier Innenstadt durchaus.

Und auch bei der Stadtbahn gelten die „Freien“ eher als Skeptiker, während Ilk für die Stadt plant. Jochen Zeltwanger, der Vorsitzender des Ludwigsburger Freie-Wähler-Ortsverbandes, sagt dazu: „Michael Ilk ist eine gute Ergänzung der Liste, es darf bei uns auch kontrovers diskutiert werden.“ Da nur Mitglieder der Ludwigsburger Ortsgruppe aufgestellt würden, ist Ilk bereits Anfang des Jahres eingetreten und hat schon einige Versammlungen besucht.

Die Freien Wähler müssen noch diskutieren

Diese Regel gilt auch für Werner Spec, wenn er sich für die Freien Wähler entscheidet. Was nicht ohne Brisanz ist, weil das Stadtoberhaupt bisher großen Wert auf parteipolitische Neutralität gelegt hat. Nun sind die Wähler keine politische Partei, doch stellen sie im Stadtrat die drittstärkste Fraktion und vertreten unter ihrem Sprecher Reinhardt Weiss oft andere Positionen als die Stadtverwaltung.

Daher könnte eine Kandidatur von Spec durchaus für Diskussionen sorgen. Zumal man nicht für Spec’ Streit mit Landrat Rainer Haas instrumentalisiert werden möchte. Klar ist: Zugkräftige Kandidaten wären beide allemal und würden den Freien Wählern Tausende von zusätzlichen Stimmen bringen. Pikant könnte dabei die Frage werden, wer vorne auf der Liste steht. Bislang sitzen der Stimmenkönig Bernd Kirnbauer, Gabriele Moersch und Hermann Dengel für die Ludwigsburger „Freien“ im Kreistag. „Es ist klar, dass wir einen Michael Ilk nicht auf Platz sechs oder sieben stellen“, sagt dazu der Ortsvorsitzende Jochen Zeltwanger. Das würde natürlich um so mehr für Werner Spec gelten.

Ein Gegenspieler für Rainer Haas im Kreistag?

Interessant dürfte auch die Konstellation im neu gewählten Kreistag von Herbst 2019 an werden, wenn die Kontrahenten OB Werner Spec und Landrat Rainer Haas direkt aufeinander treffen. Bislang war das Kreisparlament die Domäne des letzteren. Gerade in der Stadtbahnfrage hat er dieses Gremium geschickt genutzt, um zusammen mit den Nachbarkommunen Stimmung für eine Hochflurbahn zu machen.

In manchen Debatten zu dem Thema entstand gar der Eindruck einer einhelligen Front gegen die Barockstadt – künftig dürften dieses Stimmungsbild gleich zwei Spitzenpolitiker aus Ludwigsburg verändern. Zudem nehmen Spec und Ilk direkt an der Kreispolitik inklusive informeller Absprachen teil, anstatt diese nur aus der Ferne zu beobachten.

Einer hat übrigens auf Nachfrage klar gestellt, dass er nicht kandidiert. Konrad Seigfried, Sozialbürgermeister und der hauptamtliche Vertreter des OB: „Ich konzentriere mich gerne ganz auf die Stadt.“