Manfred Unterweger hat ein besonderes Faible für diese Installation. Foto: Martin Bernklau

Lebensbilder: Künstler Manfred Unterweger ist nicht nur mit seinen „Shots“ immer politischer geworden. Neben der Todesstrafe thematisiert er in seiner Kunst auch den amerikanischen Waffen-Fetischismus.

Vaihingen - Als Manfred Unterweger vor ein paar Monaten mit seinen Künstlerfreunden Klaus-Dieter Jaensch und Marcelino Varas die Themenausstellung „Altlast“ in der Kunst am Kelterberg vorstellte, da hätten Besucher meinen können, er habe immer schon so schockierende politische Kunst gemacht. Seine Arbeit „Last Statements“ über die letzten Worte amerikanischer Todeskandidaten vor ihrer Hinrichtung war in ihrer dokumentarischen Schlichtheit von solch aufwühlender, aufrüttelnder und anklagender Wucht, dass die Erschütterung sich auch in Tränen ausdrückte. So etwas kann gute Konzeptkunst, als visuell umgesetzte Idee.

Auch der amerikanische Waffen-Fetischismus ist Thema

Neben dieser Installation gegen die Todesstrafe - 32 Textfahnen an Drähten eines elektrischen Weidezauns – ging es ihm in weiteren Serien von Fotos und Objekten auch um die „zivilisatorische Altlast der Todesstrafe“ in China und um den amerikanischen Waffen-Fetischismus. Manfred „Undi“ Unterweger hat sich dieses Themas angenommen mit seiner Serie „Shots“, in der die Silhouette eines Smith & Wesson-Revolvers, Kaliber 45, das Leitmotiv bildet. Bei einer Version bestand die Waffe aus 200 Gummibärchen. Er arbeitet an einer Variante mit weißen Vogelfedern, hängt aber besonders an einem Exemplar, bei dem er eine gemahlene Mischung aus stumpf-warmer Holzkohle und blau schimmernder Steinkohle anwendet. „Das Schwarz trifft das Bedrohliche am genauesten“, findet er.

Überall in seinem Atelier am Kelterberg, das er 2009 bezogen hat, stehen übrigens auch diese roten Dosen („da ist Pichelsteiner Eintopf drin“), die an Andy Warhol und seine Campbells-Soup-Ikone genauso erinnern wie an Coca-Cola. Nur dass der jugendstilig verspielte Schriftzug der weltweiten Ami-Brause bei Unterweger „Justice“ heißt und Gerechtigkeit fordert. Im Kleingedruckten sind alle US-Staaten verewigt, die an der Todesstrafe festhalten.

Die Hälfte seiner Arbeitszeit widmet er der Kunst

Richtig politisch ist Manfred Unterweger erst vor gut drei Jahren geworden mit seiner Kunst, als er auf ein Künstlertreffen von Stuttgarts russischer Partnerstadt Samara eingeladen wurde und als bisheriger Objekt- und Materialkünstler „eigentlich ein Thema suchte“. Inspiriert hatte ihn aber auch sein Schwiegervater aus zweiter Ehe, Marinus van Aalst. Dessen Ästhetik bei der Konzept-Aussage seiner politischen Materialbilder hat ihn vielleicht noch mehr geprägt als Joseph Beuys, Anselm Kiefer oder Jannis Kounellis.

Er sei ein „Beuysianer“, sagt Unterweger. Vor seiner Arbeit mit diesen verfallenden, harten und „armen“ Materialien in der Beuys-Tradition von Schutthaufen, Filz, Fell und Fettecken war der „zeitweise modelastige“ Werbemann mit vernetzter Agentur als Fotograf in den Künstlerverband Württembergs aufgenommen worden. Werbung hat der 1956 eingeborene Stuttgarter an der Fachhochschule in Pforzheim studiert. Das hat ihn damals wie heute interessiert, und das liefert ihm immer noch die materielle Lebensgrundlage. Aber die Hälfte seiner Arbeitszeit widmet er inzwischen der Kunst. „Ich mag Ironie und Sarkasmus in der Kunst. Aber auch ein ästhetisch harmonisches Gesamtbild ist mir wichtig“, sagt er. „Und ich will einen Denkprozess auslösen.“