Ein Schacht der ehemaligen Julia/Thorez Zeche im polnischen Waldenburg (Walbrzych), der heute als Museum dient. Foto: dpa

Die Ankündigung, einen Zug voller Nazi-Gold gefunden zu haben, machte Andreas Richter und Piotr Koper berühmt. Doch der Zug tauchte nie auf. Nun trennt sich das Duo.

Waldenburg/Walbrzych - Sie waren felsenfest davon überzeugt, in einem Tunnel im niederschlesischen Waldenburg (Walbrzych) einen Panzerzug voller Nazigold entdeckt zu haben. Drei Jahre nach der spektakulären Ankündigung gehen die beiden Hobbyschatzsucher Andreas Richter und Piotr Koper getrennte Wege. „Jetzt ist Schluss“, sagte Richter der Nachrichtenagentur dpa, „ich werde keine Dummheiten mehr machen“. Den Glauben, dass der Zug in 70 Meter Tiefe auf seine Entdeckung wartet, hat der Deutsche hingegen nicht verloren. „Ich bin zu 95 Prozent sicher, dass es ihn gibt.“ Doch die Hoffnung, ihn zu finden, hat er anscheinend aufgegeben.

Gerüchte über einen Zug voller Nazigold nahe Waldenburg hatte es schon direkt nach Kriegsende gegeben. Im August 2015 sorgten Richter und Koper dann weltweit für Schlagzeilen. Mit Hilfe von Bodenradaraufnahmen hätten sie am Kilometer 65 der Bahnstrecke zwischen Waldenburg und Breslau einen Tunnel entdeckt, in dem ein mit Kriegsbeute beladener Panzerzug stehe, den die Nazis gegen Ende des Zweiten Weltkriegs vor der vorrückenden Sowjetarmee versteckt hätten, erklärten sie vollmundig.

Doch die Grabungen verliefen ergebnislos – trotz technischer Hilfe des polnischen Militärs. Dann stellte sich heraus, dass es sich bei den Bodenradaraufnahmen um Fälschungen handelte, auch verkündeten polnische Wissenschaftler, dass an der besagten Stelle definitiv kein Zug existiere. Doch Richter und Koper heizten die Spekulationen immer wieder an und erklärten Reportern, noch tiefer graben zu wollen, bis Richter nun die Reißleine zog.

Finanzielle Fragen sorgen für Reibereien

Man habe sich im Guten getrennt, betont er, doch das vertrauen in seinen polnischen Partner hat spürbar gelitten „Die Suche war nicht transparent“, kritisiert Richter die Arbeitsweise Kopers. Dem deutschen Ahnenforscher war sie zu ungenau. Auch der Ablauf war nicht nach seinem Geschmack. „Die erste Suche scheiterte, weil wir nicht tief genug gegraben haben.“ Die zweite Grabung sei erst gar nicht zustande gekommen, da Koper sie immer wieder verschoben habe. „Das ist mir irgendwann sauer aufgestoßen.“

Für Reibereien sorgte offensichtlich auch das Geld. „Mit den Arbeits- und Technikkosten sowie mit meiner eigenen Ausfallzeit im Job beliefen sich meine Ausgaben auf etwa 80 000 Euro“, erzählt Richter und lässt durchblicken, dass er die Verteilung der Lasten nicht gerecht fand. „Sagen wir mal so: Das war einer der Gründe, warum die Zusammenarbeit scheiterte.“ Koper hatte die Kosten des Duos in einem Interview auf etwa 20 000 Euro beziffert.

Koper will alleine weitermachen

Einig sind sich Richter und Koper beim Verdienst: Im Gegensatz zu anderen hätten sie keinen einzigen Cent mit dem Rummel um den Goldzug verdient. Dem 116 000-Einwohner-Ort Walbrzych bescherte Kopers und Richters Suche dagegen eine millionenschwere Werbekampagne. Zudem lockte die Schatzsuche bis zu ein Drittel mehr Besucher in die niederschlesische Stadt. „Schlesien und Waldenburg haben durch uns Millionen verdient“, sagt Richter. „Trotzdem gab es von den Nutznießern keine finanzielle oder sonstige Unterstützung.“ Die Schatzsucher, die sogar Markenschutzrechte am Goldzug angemeldet hatten, gingen leer aus. Dennoch bereue er seinen Einsatz nicht, betont Richter: „Ich hatte eine gute Zeit und habe viel gelernt.“

Koper lässt sich vom Ausstieg seines deutschen Partners nicht entmutigen. „Im Winter geht es weiter“, kündigte der Pole an. „Für die Suche nach dem Zug ist das die beste Zeit.“ Bis dahin habe er auch die nötigen Genehmigungen und finanziellen Mittel beisammen. Möglicherweise wird das Geheimnis um den sagenumwobenen Panzerzug aus der Nazizeit, in dem tonnenweise Kriegsbeute vermutet wird, also doch noch gelüftet – allerdings ohne Andreas Richter.