In der Galar-Region gibt es gigantische Pokémon. Foto: Nintendo

Mit „Pokémon Schwert und Schild“ erschien im November ein neuer Titel für die Nintendo Switch. Nach „Pokémon Let’s Go“ ist es das erste eigenständige Pokémon-Game mit einer komplett neuen Story für die Hybridkonsole.

Stuttgart - Man steht mitten in der Arena, das Publikum tobt und die Stimmung ist regelrecht geladen. Mitten drin stehen zwei Pokémon-Trainer, die gegeneinander antreten. Mit „Pokémon Schwert und Schild“ hat Game Freak jetzt den ersten Haupttitel des Spiels für die Switch herausgebracht und und mit der Galar-Region eine Welt geschaffen, in der Pokémonkämpfe besonders populär sind.

Im Gegensatz zu „Pokémon Let’s Go“, das ein Remake der Roten/Blauen Edition war, erzählt dieser Teil der Reihe eine komplett neue Geschichte. Dabei gibt es wie gewohnt Bekanntes und auch Neues zu entdecken. Wie auch bei anderen Spielen der Reihe, unterscheiden sich die beiden Editionen lediglich in den legendären und einigen weiteren Pokémon, die immer nur in einer Edition zu fangen sind. Zusätzlich gibt es jeweils zwei exklusive Arenaleiter.

Darum geht es

Wie auch bei den anderen Teilen der Reihe spielen wir in „Pokémon Schwert und Schild“ einen jungen Trainer, der der Champ in seiner Heimatregion werden möchte. Und so darf sich der Spieler wie gewohnt zu Beginn zwischen den drei Startern Chimpep, Hopplo und Memmeon entscheiden.

Schnell stellt man fest: In Galar ist die sogenannte „Arena Challenge“ eine ganz große Sache. Es gibt Fans, riesige Stadien und sogar die Bösewichte von „Team Yell“ sind eine Fangruppierung, die ihren Favoriten unterstützt. Außerdem soll natürlich wieder der Pokédex vervollständigt, das Geheimnis um ein mysteriöses Pokémon und die sogenannte Dynamaxierung geklärt werden. Im Gegensatz zu „Pokémon Let’s Go“ wird wieder auf das klassische Fangsystem gesetzt, sodass das Game auch wieder besser im Handheldmodus gespielt werden kann.

Die Region Galar kommt in einem liebevoll gestaltetem 3D daher und ist dem vorindustriellen Großbritannien nachempfunden. Die Macher haben es geschafft, die verspielte Welt der Pokémon so auf die Switch zu heben. Die niedlichen Details trösten da auch schon mal über die ab und an fehlerhafte Grafik hinweg.

Neue und bekannte Elemente im Game

In „Pokémon Schwert und Schild“ hat Game Freak sowohl Fanwünsche umgesetzt, als auch lieb gewonnenes aus dem Spiel entfernt.

Begleitet wird man auf der Reise durch die Galar-Region wie gewohnt von einem Rivalen, der genau wie wir die Arena Challenge bestreiten möchte. Neben anderen Charakteren begegnen wir ihm auf unserer Reise regelmäßig und messen uns mit ihm. Den Status des fiesen Rivalen hat er jedoch wie in anderen Teilen schon lange nicht mehr. Wer sich mit den Arenaleitern messen möchte, der muss vorher kleinere Minigames oder Rätsel lösen.

Stärken

Mit der „Naturzone“, die auf den Reisen immer wieder durchquert werden muss, haben die Macher dem Ruf nach einer „Open World“ zu einem gewissen Teil nachgegeben. Hier trifft man unter anderem auch auf ungewöhnlich starke Pokémon oder Exemplare, die erst mit einigen Orden in der Tasche gefangen werden können. In der Naturzone gibt es zudem Pokémonnester, die gemeinsam mit Freunden oder generierten Mitstreitern bekämpft werden können.

Besiegen muss man in dem Fall aber erst einmal riesige Dynamax-Pokémon. Auch gegen die Arenaleiter gibt es die Dynamax-Kämpfe, die die Fights so ein wenig spannender machen. Mega-Evolutionen gibt es hingegen nicht mehr. Auch wenn die Naturzone zunächst sehr weitläufig und riesig erscheint, so stößt man doch schnell an die Grenzen. Außerdem wirkt das Gebiet oft leer und ein wenig lieblos. Allerdings sorgt sie auch nach der beendeten Kampagne für einige Stunden Spielspaß.

Der Freund und Rivale Hop leitet den Spieler mehr oder weniger durch das Game und auch ansonsten wird man zwischen den einzelnen Stationen liebevoll von Ziel zu Ziel gelotst. Im Gegensatz zu anderen Teilen der Reihe wird man also auf der Suche kaum alleine gelassen. Was bei manchen Zockern, die sich im Spiel gerne mal verloren gefühlt haben, sicher hilft, sorgt allerdings dafür, dass man Galar kaum noch auf eigene Faust erkundet. Auch auf knifflige Höhlen und verlassene Häuser wurde großteils verzichtet. Einsteigern wird das Spiel so leichter gemacht. Ohnehin merkt man dem Spiel an, dass alte und neue Fans gleichermaßen auf ihr Kosten kommen sollen. Das gelingt den Machern größtenteils hervorragend.

Das Kampfsystem wurde ausbalanciert, sodass man immer wieder auf Gegner trifft, an denen man ordentlich zu knabbern hat. Ein einfacher Durchmarsch wie bei „Pokémon Let’s Go“ ist darum nicht möglich, auch wenn der Standardmäßige EP-Teiler einem einiges an Trainingsaufwand abnimmt.

Zusätzlich zu den Kämpfen in der Liga Challenge, sind auch online Matches in „Pokémon Schwert und Schild“ möglich. Hier hat der Spieler die Wahl zwischen Rangkämpfen, Online-Turnieren oder zwanglosen Kämpfen. So können sich die Spieler nach der beendeten Kampagne mit anderen Trainern messen.

Hier können Sie sich den Trailer zum Spiel ansehen:

Schwächen

Wie schon im Vorgänger auf der Switch, kann auch in „Pokémon Schwert und Schild“ das Verhältnis zu den Teammitgliedern verbessert werden. Dazu muss man sein Pokécamp aufschlagen, dort kann man mit seinen Teammitgliedern spielen und in einem Minigame Curry zubereiten. So genesen verwundete Pokémon wieder, außerdem können Erfahrungspunkte gesammelt werden, wenn man seinen Pokémon beispielsweise einen Ball zuwirft.

Dadurch kann zwar ordentlich Geld gespart werden, da man nicht dauernd neue Tränke und Beleber kaufen muss, allerdings unterbricht es den Fortgang der Story massiv und und einem virtuellen Haustier Bälle zuzuwerfen und Curry umrühren, ist definitiv für die jüngere Zielgruppe geeignet. Der zugehörige Currydex, eine Sammlung von Rezepten, gehört zu weiteren Spielereien, die das Spiel nicht aufwerten. Stattdessen hätte Game Freak den Fokus auf andere Details legen sollen oder mehr Pokémon ins Game holen.

Für massive Kritik hatte vorab der die deutlich reduzierte Anzahl an Pokémon gesorgt, denn es wird erstmalig keinen nationalen Pokédex geben. Statt 900 Pokémon sind gerade einmal 435 im Spiel verfügbar, 90 davon sind in „Pokémon Schwert und Schild“ neu. Als Grund für die massive Streichung hatte Game Freak angegeben, dass neue Animationsmodelle zu viel Zeit in Anspruch nehmen würden. Die neuen Pokémon haben dafür immerhin aufwendige Animationen erhalten, ganz anders wirken jedoch die Monster aus älteren Generationen, die nach wie vor einfach hin und her wackeln.

Außerdem ist es lassen sich nicht wie in früheren Spielen die kleinen Monster nachträglich eintauschen. Mit Bisasam und Schiggy wird es also kein Wiedersehen geben.

Gotta catch em all

Der Slogan der Reihe sagt es schon: Neben dem Ziel Champ zu werden, geht es natürlich auch darum, alle Pokémon zu fangen und den Pokédex zu vervollständigen. Wie gewohnt lohnt es sich im Spiel alle herumstehenden Figuren anzusprechen, so erhalten die Spieler von Pokémon Let’s Go zum Beispiel Evoli oder Pikachu und auch andere Charaktere bieten Pokémon im Tausch an.

Zusätzlich können über den Link „Tausch Pokémon“ mit Spielern in der Nähe getauscht werden. Dazu muss man die Konsolen recht nah nebeneinander platzieren, da kommen schon fast Retrogefühle auf. Darüber hinaus ist online ein Glückstausch möglich. Hierzu wählt man selbst ein Pokémon zum Tausch aus, und das Spiel sucht online nach einem Tauschpartner. Was man dafür bekommt, kann man allerdings nicht selbst bestimmen.

Fazit

Der erste eigenständige Teil der Reihe hat es geschafft, das Flair der bisherigen Spiele auf eine neue Konsole zu bringen und umzusetzen. Trotz kleinerer Schwächen in der Grafik und besonders in der Naturzone, hat es Game Freak geschafft, ein neues Pokémonspiel auf den Markt zu bringen, das eine spannende Geschichte erzählt und die Spieler einige Stunden unterhalten kann.

Wem „Pokémon Let’s Go“ zu einfach war, der dürfte hier wieder auf seine Kosten kommen, da hier noch einmal am Schwierigkeitsgrad gedreht wurde.

„Pokémon Schwert und Schild“ ist ab sechs Jahren freigegeben und nur für die Switch und Switch Lite erhältlich. Das Spiel kostet 50 Euro und ist sowohl als physisches Spiel als auch als Download erhältlich.

Wertung

Grafik: 3 von 5

Spielspaß: 4 von 5

Atmosphäre: 4 von 5