Der Schweizer Bundespräsident Guy Parmelin mit Winfried Kretschmann. Foto: dpa/Marijan Murat

Beim Besuch in der Schweiz zeigt sich Ministerpräsident Winfried Kretschmann etwas auf Krawall gebürstet. Im Visier: Die eigene Partei. Und Vögel.

Der Schutz von Vögeln ist für den grünen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann absolut kein Argument gegen den Bau von Windrädern. 290 Millionen Vögel würden jedes Jahr „gekillt“, sagte der baden-württembergische Regierungschef am Donnerstag bei einem Podiumsgespräch in Zürich.

120 Millionen durch Glasscheiben, 100 Millionen durch Katzen, 70 Millionen durch Autos und Züge, 1 Million durch Jäger - und nur 100 000 durch Windräder. Die meisten davon sterben nach seinen Worten zudem nicht durch den Flug gegen die Rotorblätter, sondern prallen gegen den Turm. Das könne man vermeiden, indem man die Türme anmale. „Der Zusammenhang zwischen Windkraft und Vogelsterben ist künstlich und quantitativ gar nicht erheblich“, so Kretschmann.

Kretschmann geht auf Konfrontation

Kretschmann räumte ein, dass Windräder einen starken Einschnitt in die Landschaft bedeuteten, aber das müsse man halt hinnehmen. „Man kann sie ja nicht in den Keller bauen, also sieht man sie.“ Wenn man das aber nicht mache, werde der Klimawandel die Landschaften so stark zerstören, dann gebe es den deutschen Wald nicht mehr. Er versprach erneut, die Planungsverfahren für die Windkraft enorm zu beschleunigen. Das dürfte Naturschützern nicht gefallen, die sich seit Jahren für den Schutz streng geschützter und vom Aussterben bedrohter Vogelarten einsetzen.

Kretschmann ging bei einem anderen Thema ganz direkt auf Konfrontation zur eigenen Partei. Er sprach sich wegen des Ukraine-Kriegs für eine rasche Ratifizierung des europäisch-kanadischen Handelsabkommens Ceta aus, das die Grünen jahrelang ausbremsen wollten. „Das ist jetzt eine Ansage an den eigenen Laden“, sagte der Grünen-Politiker. „Wenn wir nicht mal mit Kanada ein Freihandelsabkommen machen können, mit wem dann?“, fragte er. Man dürfe sich nicht mehr verhaken im Kleinteiligen. Spätestens wegen des Ukraine-Kriegs müsse man nun die großen Probleme besser in den Blick nehmen.