Salz überall – das ist das Prinzip des Baby-Beaches in Plüderhausen. Foto: Gottfried Stoppel

Salzspielplätze wie der „Baby Beach“ sind im Trend. Alleine im Rems-Murr-Kreis gibt es inzwischen zwei davon. Was steckt hinter dem Konzept? Und was sagen Ärzte dazu?

Klamm fühlt es sich an, wenn man mit seinen Socken auf dem Boden des Baby Beaches herumgeht. Der Stoff nimmt die Feuchtigkeit der Salzkristalle auf, die etwa so groß sind wie grober Sand und über den ganzen Raum verteilt auf dem Boden liegen. Die Schicht ist so dick, dass die Fläche darunter nicht mehr zu sehen ist. Darauf stehen Spielzeuge wie auf einem Kinderspielplatz: ein grünes Häuschen mit einer roten Rutsche, ein übergroßes rosafarbenes „Vier-gewinnt“-Spiel, kleine Spielzeug-Bagger aus Plastik. Das Salz hat sich bereits in die Oberflächen gefressen und etwas von der Farbe abgelöst.

 

Aus einem weißen Rohr neben der Tür strömt Salzlösung in Form von leichtem Nebel, über die Zeit wird die Luft dicker und schwerer. „Es soll sein wie am Meer“, sagt Maria von Lupin, die seit etwa zweieinhalb Jahren den Salzspielplatz „Baby Beach“ in Plüderhausen betreibt.

Was sind Salzspielplätze – und wo gibt es sie?

Baby-Beach-Salzspielplätze sind im Trend. Im Rems-Murr-Kreis gibt es zwei davon, einer in Backnang und den von Maria von Lupin in Plüderhausen. Über Deutschland verteilt gibt es inzwischen mehr als 70 Filialen. Die Idee dahinter: Die Kinder spielen mit den Salzkristallen, haben Spaß und atmen dabei die salzige Luft ein. Das Inhalieren könne laut den Anbietern unter anderem bei Asthma, chronischer Bronchitis, Allergien und Hautproblemen unterstützen.

Während die Kinder im Salz spielen, bietet die Betreiberin Maria von Lupin den Eltern Getränke an. Foto: Stzn/Isabell Erb

Maria von Lupin leitet zwei solche Spielplätze – einen in Plüderhausen und einen in Esslingen. Die Lizenz für ihre Standorte hat sie von Gründerin Irina Eirich erworben, die das Konzept 2010 ins Leben rief und 2017 in Hanau die erste Filiale eröffnete. Inspiration für die Idee seien die Salzgrotten für Erwachsene gewesen. „Dort waren die Kinder aber eher ein Störfaktor“, erzählt Maria von Lupin.

Mit den Baby Beaches sei das Konzept auf Kinder ab drei Jahren zugeschnitten worden. Aber auch Babys und Kleinkinder unter drei Jahren können schon kommen. „Wir haben einen separaten Babybereich, dass auch die kleinsten in Ruhe inhalieren können“, sagt Maria von Lupin. Für Kinder unter drei Jahren ist das Angebot kostenlos.

Wie läuft eine Sitzung auf dem Baby Beach ab?

Wenn Kinder in den Salzspielplatz kommen, ziehen sie erst einmal ihre Schuhe aus. Ins Zimmer dürfen sie nur mit weißen Socken, „sie würden sonst auf das Salz abfärben“, sagt von Lupin. Danach dürfen die Kinder ihre Zeit nach Belieben gestalten, sich Spielzeuge aus den beiden großen Spieltaschen nehmen, das bunte Glockenspiel an der Wand bespielen oder die kleine Murmelbahn aus Holz benutzen. In den ersten 15 bis 20 Minuten wird der Nebel mit der Solelösung im Raum verteilt, danach schalten die Mitarbeiter den Diffuser aus.

Eine Sitzung im Baby Beach dauert 45 Minuten, berichtet Maria von Lupin. „Nach 20 Minuten ist der Effekt aber schon da“, sagt sie. Die restlichen 25 Minuten dürfen die Kinder danach einfach so weiterspielen. „Damit es nicht zu kurz ist.“ Platz haben immer acht Erwachsene mit ihrem Nachwuchs – wobei ein Elternteil auch mit zwei Kindern gleichzeitig kommen kann.

Wer sind die Besucher des Baby Beaches?

Aber – wer sind die Besucher von Maria von Lupins Baby Beach eigentlich? „Es sind vor allem Eltern mit Kindern, die in die Altersgruppe fallen“, sagt die Betreiberin: „Kinder, die in der Kita sind, Asthmatiker, die das früh diagnostiziert bekommen und ganz, ganz viele mit Allergien“. Viele davon kämen ein- bis zweimal die Woche, besonders im Winter, wenn die Krankheitszeit hoch ist. Manche ihrer Gäste seien auch schon im Jugendalter, sie kämen meistens wegen ihrer chronischen Bronchitis. Sie setzen sich dann mit Kopfhörern oder einem Buch ins Zimmer.

Während die Kinder im Spielzimmer sitzen, können es sich die Eltern an der Bar im Eingangsbereich gemütlich machen. Maria von Lupin und ihre Kolleginnen bieten dort Kaffee, Tee oder Fruchtschorlen an. Für die Kinder gibt’s im Anschluss einen „Kinderccino“ – also eine Tasse mit warmer Milch.

Wirksamkeit nicht medizinisch belegt

Ärzte verschiedener Fachrichtungen, wie etwa Allergologen, Lungenärzte und Hausärzte, stehen den Salzspielplätzen eher kritisch gegenüber. So auch der Allgemeinmediziner Jens Steinat aus Oppenweiler. „Es gibt keine medizinische Evidenz für die Wirkung“, sagt der Arzt. Die Salzkristalle in der Luft seien viel zu groß, um überhaupt in die Bronchien zu gelangen und dort einen Effekt auszulösen. Gerade bei leichteren Infekten empfiehlt er, auf die bekannten Hausmittel und ein Nasenspray zu setzen. Als gesundheitsgefährdend schätzt er die Spielplätze aber nicht ein. „Ich hätte keine Bedenken, wenn man es mal ausprobiert“, sagt er. „Es kann einem ja subjektiv guttun, auch wenn es keine wissenschaftliche Evidenz gibt.“

Das hebt auch Baby-Beach-Betreiberin Maria von Lupin hervor. „Wir machen keine Heilversprechen, ihr müsst schauen, ob es euch guttut“, sagt sie. „Ich habe an mir selbst gemerkt, dass es funktioniert“. Sie bedauert, dass es noch keine Studien zur Wirksamkeit gibt und will das nun ändern. „Wir planen gerade, eine Fallstudie zu machen“, sagt sie. Dafür suche sie aktuell Betriebsärzte von Orten, die in der Erkältungszeit besonders große Probleme haben – aus Altenheimen, Kitas und der Pflege etwa. Im kommenden Herbst will sie damit starten.