Etliche Windräder, die am Hang über Plüderhausen aufragen könnten, führen im Ort nun zu kontroversen Diskussionen. Foto: dpa

Die 15 möglichen Windräder um Plüderhausen seien ein zu großer Eingriff in die Landschaft, schreibt Bürgermeister Andreas Schaffer in einen Brief an den Verband Region Stuttgart. Der Bürgermeister handele ohne Zustimmung des Gemeinderats, wenn er so etwas äußere, hält der SPD-Fraktionschef Klaus-Harald Kelemen dagegen.

In der Gemeinde Plüderhausen spitzt sich zurzeit die Diskussion in Sachen Windkraft zu. Der 9000-Einwohner-Ort liegt im Tal zwischen zwei geplanten Windkraftstandorten auf der Höhe: dem Standort GP-01 mit sechs Anlagen im Süden und dem Gebiet WN-29 um den Hohberg im Norden – letzterer ist eine der höchsten Erhebungen im mittleren Remstal. „An beiden Standorten wären die Eingriffe in Natur, Landschaft und für die Bevölkerung unverhältnismäßig“, hat der Plüderhäuser Bürgermeister Andreas Schaffer jetzt in einem Schreiben an den Planungsdirektor des Verbands Region Stuttgart, Thomas Kiwitt, bemängelt.

Der SPD-Fraktionschef im Plüderhäuser Gemeinderat, Klaus Harald Kelemen, hat wiederum wenig später in einer E-Mail die Kritikpunkte Schaffers in Frage gestellt. Die Sorge, Plüderhausen könnte von Windkraftanlagen umzingelt werden, teile er nicht, hält Kelemen dagegen.

Tatsächlich gibt es einen drei Jahre alten Gemeinderatsbeschluss, in welchem sich der Gemeinderat Plüderhausens positiv zur Windkraft gestellt hat. Doch die Stimmung habe sich seither gedreht, sagt der Bürgermeister Andreas Schaffer. Inzwischen habe sich im Ort eine Bürgerinitiative formiert, die bereits 700 Unterschriften gegen die Windkraft gesammelt habe. Auch er persönlich sei, nachdem er sich mit dem Thema beschäftigt habe, zu der Auffassung gelangt, dass es die Windenergie nicht rechtfertige „in solche sensiblen Gebiete einzugreifen“.

In seinem Schreiben an den Planungsdirektor Thomas Kiwitt bemängelt Schaffer die extremen Eingriffe in das Landschaftsbild, die Zerstörung des Waldgebietes für Erholungszwecke und die energiepolitische Fragwürdigkeit. Es sei „verantwortungslos, angesichts deutlich unwirtschaftlicher Stromerzeugungsanlagen in einem Schwachwindgebiet eine intakte und hochwertige Kulturlandschaft zu zerstören“, argumentiert der Rathauschef.

Der SPD-Fraktionschef Klaus-Harald Kelemen kritisiert das Schreiben aus dem Rathaus. Ihn störe daran besonders, dass es seit dem zustimmenden Beschluss des Gemeinderates vor drei Jahren kein neues Votum zu dem Thema gegeben habe. „Im Ort hat sich eine Bürgerinitiative gegründet und der Bürgermeister ist auf dieses Thema aufgesprungen“, so erklärt sich Kelemen die jüngste Meinungsäußerung Schaffers. Mit seiner Nachricht an den Regionalverband, sagt Kelemen, habe er deutlich machen wollen, dass Schaffer nicht für den gesamten Gemeinderat spreche.

Er werde sich dafür einsetzen, dass das Thema im September auf die Tagesordnung des Gemeinderats komme, so Kelemen. Inhaltlich widerspricht der SPD-Fraktionschef dem Schultes in allen Punkten. Vom Ort aus könne man „unmöglich alle Maschinen auf einmal sehen“, schreibt Kelemen. Der Wald bleibe Wald, „auch wenn zwischendurch ein Windrad rausschaut“, und gefährdete Vogelarten wie den roten Milan „hat mancher noch nicht einmal richtig schreiben können, bevor es die Windkraftdebatte gab“.

Beide, Schaffer wie auch Kelemen, warten nun auf das Ergebnis der Windmessungen, die in den kommenden Monaten für beide Gebiete bekannt gegeben werden sollen. Bereits mehrere solcher Projekte seien an zu wenig Windaufkommen gescheitert, sagt Schaffer. Der Standort GP-01 wird laut Schaffer von der EnBW geplant, WN-29 von einem Konsortium der Stadtwerke Heidenheim und Stuttgart sowie einer Tochtergesellschaft der Landesbank.