Gemeinsames Lernen: Oberstufenschüler im Lichthof des frisch sanierten Gymnasiums Foto: Karin Ait Atmane

Schüler und Lehrer sind zufrieden: Ihr neues Schulgebäude bietet neue Technik, kürzere Wege und viel Licht. Auf der Baustelle kehrt mehr Ruhe ein. Auch bei der Kostenentwicklung.

Hier wird nicht nur in Klassenzimmern und Fachräumen gelernt, sondern auch auf den Fluren. Sogar am späten Nachmittag sitzen noch Grüppchen von älteren Schülern in den „Lerninseln“ zusammen. Das Gymnasium Plochingen hat seinen sanierten Hauptbau wieder bezogen, und so anstrengend die Bauzeit für alle war, so groß ist jetzt die Freude über die freundliche Atmosphäre und die neuen Möglichkeiten.

 

Zum neuen Schuljahr ist der Hauptbau wieder in Betrieb. Davor, im ersten Bauabschnitt, wurden das Gebäude F saniert und der neue Fachbau gebaut. Jetzt geht es mit der Sanierung des Unterstufenbaus, der „kleine Turnhalle“ und des Baus an der Tannenstraße weiter. Auch die Außenanlagen fehlen noch größtenteils, rund ums Schulhaus sieht es weiterhin recht wild aus. Kürzlich haben die Bauarbeiten – wahrscheinlich das Sägen von Stein – so viel Staub verursacht, dass Feueralarm ausgelöst wurde.

Aber Schulleiter Heiko Schweigert ist froh darüber, dass sich die Stadt für die komplette Sanierung entschieden hat. Zeitweise stand das auf der Kippe: Als die Kosten immer weiter kletterten, war die Frage, ob man bis zu Ende „durchzieht“ oder nach dem Hauptbau stoppt. Der Gemeinderat hat dann mit deutlicher Mehrheit fürs Weitermachen gestimmt, womit einheitliche Standards in allen Gebäuden erreicht werden, nicht nur bei der Optik und der Ausstattung, sondern auch in Sachen Medientechnik. In allen Klassen- und Fachräumen wird dann ein System installiert sein, bei dem sich die Tablets der Lehrkräfte automatisch einloggen. So kann der Unterricht direkt starten, wobei neben der modernen Präsentationstechnik mit Beamern nach wie vor klassische Kreidetafeln das Bild prägen. Das scheint kurios, war aber eine bewusste und pädagogisch begründete Entscheidung. „Wir halten das für sinnvoll“, sagt der Schulleiter. Kreidetafeln seien „für die Lehre, wenn man gemeinsam etwas entwickeln will, nach wie vor ein sehr gutes Medium.“

Wieder kürzere Wege

Die weitere Sanierung bringe natürlich noch Einschränkungen, sagt Schweigert. Aber vor allem durch die wieder kürzeren Wege werde der Schulalltag leichter. Während man jahrelang lange Kreise um die Gebäude herum ziehen musste, hat das Gymnasium mit dem Hauptbau nun wieder ein Zentrum, indem sich alles kreuzt. Und dieses ist freundlicher als vorher, „viel heller, viel lichter“, so Schweigert. Das liegt am anderen Glasdach über dem Lichthof, der seinen Namen jetzt verdient, und auch daran, dass im Erdgeschoss eine vorher teils verbaute Glasfront zum Schulhof hin geöffnet wurde. Das Lehrerzimmer ist jetzt so groß, wie es die Richtlinien vorschreiben. Ein weiterer Aufenthalts- und Arbeitsbereich für Lehrkräfte wurde in der ehemaligen Hausmeisterwohnung eingerichtet.

Ein paar Details der Ausstattung fehlen zwar noch, vor allem in Sachen Veranstaltungstechnik. Der Schulbetrieb läuft aber, und er höre viele positive Reaktionen vom Kollegium ebenso wie von den Schülerinnen und Schülern, so Schweigert. Der Pausenverkauf einer örtlichen Bäckerei kann wieder im Schulhof stattfinden, auch die SMV und die Oberstufe haben ihre Aufenthaltsräume zurückbekommen.

Die ehemalige Mensa im Gymnasium kommt allerdings nicht zurück. Sie ist schon seit Bauabschnitt eins geschlossen und mittlerweile ein Fachraum. Der Mensaverein besteht zwar noch auf dem Papier, hat aber keine Aufgabe mehr. Die Gymnasiasten seien aber in der gemeinsamen Mensa in der Realschule willkommen, betont Schweigert. Sie liegt rund 200 Meter weit entfernt, und auf dem Weg dorthin muss eine Straße gequert werden. Das ist nicht optimal, aber doch deutlich näher als die Imbisse der Innenstadt, die viele der Schüler gern aufsuchen. Den bisherigen Erfahrungen nach sei der Platz in der Mensa derzeit ausreichend, sagt Schweigert, zumal durch das „neue G 9“ weniger Nachmittagsunterricht anfalle. Sobald das Gymnasium ein Ganztagsangebot machen wolle, worüber nachgedacht wird, sei die Mensa aber eine zwingende Voraussetzung.

Bei den Schülerinnen und Schülern ist jetzt vor allem noch ein Wunsch offen, den Heiko Schweigert häufig vernimmt: Sie warten auf die Rückkehr der Fische ins Becken im Lichthof.

Angebote der Gewerke liegen unter Kostenberechnung

Nahtloser Übergang
Die Bauteile C, D und E des Gymnasiums werden jetzt noch saniert, die Arbeiten haben bereits begonnen. Der Unterstufenbau wird dabei wie vor ihm der Hauptbau komplett entkernt und dann wieder ausgebaut. Grundlegend saniert werden auch die kleine Turnhalle und der Bau an der Tannenstraße.

Die Kostenentwicklung
Die Gesamtkosten für die Sanierung des Gymnasiums sind vom Gemeinderat auf maximal 57,8 Millionen Euro gedeckelt, der vorgesehene Puffer ist praktisch aufgebraucht. Da das Budget nicht überschritten werden darf, drohen möglicherweise Kürzungen. Derzeit sieht die Entwicklung aber ganz erfreulich aus. Die Zeit der überhitzten Kostensteigerungen scheint vorbei zu sein. So hat die Stadt für die aktuell ausgeschriebenen Gewerke zahlreiche Angebote erhalten; bei den Fassadenarbeiten waren es sogar 15. In der Summe lagen die Angebote für die sechs ausgeschriebenen Gewerke rund 170 000 Euro günstiger als die Kostenberechnung. Allerdings kommt es erfahrungsgemäß auch häufig zu Nachforderungen. Weitere Gewerke sind aktuell ausgeschrieben.