Die Beute des Fuchses finden Spaziergänger meist unversehrt wieder. Foto: privat

Im Osten Plochingens ist ein pelziger Schuhdieb unterwegs. Anwohner haben Meister Reineke beobachtet, wie er sich mit Tretern im Maul davonmacht.

Wer macht denn so etwas? Auf den Wiesen und Feldern hinter der Siedlungsgrenze im Osten Plochingens Richtung Reichenbach finden Spaziergänger mitten auf weiter Flur immer wieder einzelne Schuhe. „Die Leute im Mühlhaldenweg und in den Lettenäckern haben sich gewundert“, berichtet der Anwohner Hartmut Wiegmann. Lange wurde innerhalb der Nachbarschaft gerätselt. Inzwischen sei aber klar, wie die Latschen zu ihren ungewöhnlichen Fundorten kommen, so Wiegmann. Verschiedene Zeugen hätten einen Vierbeiner der Gattung Vulpes vulpes beobachtet, der es auf Schuhe abgesehen habe, welche auf Terrassen, in Hauseingängen oder Gärten abgestellt waren.

Geruch weckt Neugierde

Vollkommen ungewöhnlich ist das Verhalten des Fuchses nicht, wie der Wildtierbeauftragte des Landkreises Esslingen, Daniel Ulmer, erklärt. Meistens seien es Fuchsfähen, also weibliche Tiere, die Schuhe oder ähnliche Gegenstände verschleppen. Der Wildtierbeauftragte vermutet, dass die Tiere die Gegenstände an den Bau zu ihren Jungen als Spielzeug bringen.

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Im Landkreis Esslingen sind dem Wildtierbeauftragten derzeit keine vergleichbaren Fälle bekannt. Deutschlandweit kommen schuhklauende Füchse aber immer wieder vor. Es gibt zahlreiche Berichte darüber. Dass die Schuhe im Freien gelassen werden, hängt oft mit dem Geruch der Treter zusammen. Dieser wird von den Trägern als unangenehm wahrgenommen. Deshalb sollen die Latschen nicht im Haus oder der Wohnung abgestellt werden. Doch gerade der von Menschen als unangenehm empfundene Geruch weckt die Neugierde der kleinen roten „Raubtiere“. Die Teile könnten nicht nur als Spielzeug für die Kleinen dienen, sie könnten auch beuterelevant sein. Scheinbar erinnert der Fußgeruch mancher Menschen an den Geruch von verwesenden Tierkadavern. Zerkaut sind die gefundenen Schuhe in der Regel nicht. Offenbar lässt das Interesse des pelzigen Kleptomanen rasch nach.

Keine Gefahr für den Menschen

Eine Gefahr für Menschen geht von Füchsen in der Regel nicht aus. Nichtsdestotrotz sollten Schuhbesitzer, denen der Fuchs die Latschen stiehlt, nicht versuchen, um die Beute zu kämpfen. Sollte sich der Fuchs in Bedrängnis sehen, kann er schon zuschnappen. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, sollte seine Schuhe einfach nicht im Freien stehen lassen. Angst vor einer nicht provozierten Attacke müssen Menschen aber nicht haben. „Füchse sind in der Regel nicht angriffslustig, wie jedes Wildtier können aber auch Füchse teils unberechenbar sein“, erklärt der Wildtierbeauftragte Ulmer. Es sollte stets ein Sicherheitsabstand zu dem Tier eingehalten werden. Um die Tiere auf Abstand zu halten, genügt meist bereits ein lautes Klatschen und Schreien. Hunde sollten ebenfalls ferngehalten werden.

Waschbären im Kreis Esslingen

Dass Füchse dem Menschen zuweilen nahekommen, ist meist der Neugier der Tiere geschuldet. Oft sind es junge Tiere, die sich zeigen und nicht gleich Reißaus nehmen. „Das ist normales Erkundungsverhalten, Neugier und fehlende negative Erfahrungen durch Menschen“, erklärt Ulmer. Eine Krankheit wie Tollwut hinter weniger scheuen Füchsen zu vermuten, sei in der Regel unbegründet. „Deutschland gilt seit 2008 frei von terrestrischer Tollwut“, berichtet der Wildtierbeauftragte.

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Mensch und Fuchs können laut Ulmer auch in dicht von Menschen besiedelten Gebieten wie dem Neckartal sehr gut nebeneinander leben. Selbst mit neuen tierischen Nachbarn kommt der Fuchs zurecht. Seit einigen Jahren leben Waschbären im Landkreis Esslingen, die ebenfalls Allesfresser sind. Eine Verdrängung des Fuchses findet aber nicht statt. Die Tiere gingen sich aus dem Weg, sagt Ulmer.