Bis zum Jahr 2020 sollen alle Güterzüge auf Deutschlands Schienen mit sogenannten Flüsterbremsen ausgestattet sein. Foto: Horst Rudel/Archiv

Der von Güterzügen ausgehende Krach belastet immer mehr der im Neckartal lebende Menschen. Die Bürgermeister fordern die Politiker und die Deutsche Bahn zum Handeln auf.

Plochingen - Die Gemeinden im Neckartal fordern seit langem einen besseren Schutz gegen den durch die Bahn verursachten ständig steigenden Lärmpegel. Die im Jahr 2009 und 2012 bei zwei sogenannten Lärmschutzgipfeln getroffenen Absprachen zu Schutzmaßnahmen seien nur zum Teil umgesetzt worden, monierte der Plochinger Bürgermeister Frank Buß kürzlich bei einem Treffen in Plochingen. Dieses hatten die CDU-Gemeinderatsfraktionen der betroffenen Kommunen angeregt und dazu unter anderem die Bürgermeister, die CDU-Bundestagsabgeordneten Norbert Barthle und Markus Grübel sowie Verantwortliche der Deutschen Bahn eingeladen.

Frank Buß sparte bei seiner Präsentation nicht mit Kritik. Allein in seiner Gemeinde sei die Zahl der durch den Schienenverkehrslärm belasteten Menschen laut einer Analyse im Lärmaktionsplan des Gemeindeverwaltungsverbands Plochingen-Altbach-Deizisau im Zeitraum von 2010 bis 2016 von 5300 auf 5460 gestiegen. Auch in Altbach und in Deizisau sei die Zahl der vom Krach betroffenen Einwohner gestiegen. Diese Zahlen lägen deutlich über jenen einer bis zum Jahr 2014 reichenden Erhebung durch das Eisenbahn-Bundesamt.

Voraussetzungen haben sich verändert

Frank Buß appelliert deshalb an die Politik, im Neckartal die Anforderungen an den Lärmschutz „neu zu bewerten“, da sich die Voraussetzungen verändert hätten. Die Bürgermeister und Gemeinderäte stünden unter „Dauerdruck“, wie er anmerkte. Denn die Situation werde nicht besser, „und wir müssen den Bürgern erklären, warum sie nicht besser wird“.

Da wird es der Plochinger Rathauschef gerne vernommen haben, dass der Deutsche Bundestag am Ende der vergangenen Woche ein Gesetz beschlossen hat, wonach Güterzüge künftig verboten werden, sollten sie nicht mit leiseren Bremsen ausgerüstet werden. Laut Norbert Barthle ist es das Ziel, dass bis zum Jahr 2020 alle Güterzüge auf die sogenannten Flüsterbremsen umgerüstet sind. Ansonsten drohe ein Fahrverbot, stellte der Staatssekretär des Bundesverkehrsministeriums klar. Freilich sei der bisherige Stand nicht zufriedenstellend. Denn erst 31 Prozent der auf deutschen Schienen rollenden Güterzüge seien leise, „50 Prozent sollten es eigentlich sein“, räumte der CDU-Politiker Barthle ein. Laut dem Bundesverkehrsministeriums und der Deutschen Bahn soll der Pegel generell um zehn Dezibel sinken, was für die Anwohner einer gefühlten Halbierung des Krachs entspreche. Zudem stünden pro Jahr rund 150 Millionen Euro für aktive und passive Lärmschutzmaßnahmen zur Verfügung, erklärte Norbert Barthle.

Schallschutzmaßnahmen im Landkreis

Davon hat laut der Deutschen Bahn auch der Landkreis Esslingen profitiert, denn es seien entlang der Schienen auf einer Länge von insgesamt neun Kilometern Schallschutzmaßnahmen umgesetzt worden.

„Lärm- und Umweltschutz ist Teil unserer DNA“, beteuerte Andreas Gelhaar, der bei der Deutschen Bahn den Bereich Umwelt leitet. Letztlich sei es „eminent wichtig“, den Verkehr von der Straße auf die Schiene zu verlagern. Dazu bedürfe es der Akzeptanz der Menschen und die sei nur „durch eine Reduzierung des Lärms“ zu erreichen.