Der Abstand von Bahnsteigkante und Einstieg ist in Plochingen für Rollstuhlfahrer und Rollatornutzer schier unüberwindbar. Foto: Rudel

Die Grünen-Abgeordneten Matthias Gastel und Andreas Schwarz können die Argumente der Bahn für eine Ablehnung einer barrierefreien Sanierung des Plochinger Bahnhofs nicht nachvollziehen. Der Konzern pocht unter anderem auf eine finanzielle Beteiligung der Stadt.

Plochingen - Der Filderstädter Bundestagsabgeordnete Matthias Gastel und der Kirchheimer Landtagsabgeordnete Andreas Schwarz (beide Bündnis 90/Grüne) fordern von der Deutschen Bahn, den Plochinger Bahnhof barrierefrei umzubauen. Auf einen entsprechenden Brief hat die Bahn jedoch ablehnend reagiert und erklärt, das Vorhaben scheitere daran, dass die Stadt Plochingen offenbar nicht in der Lage sei, sich an einer Finanzierung zu beteiligen.

Diese Begründung stellt die beiden Politiker indes nicht zufrieden. „Wir sehen das nicht als Aufgabe der Stadt Plochingen“, erklärt Schwarz auf Nachfrage. Eine Sanierung würde acht Millionen Euro kosten, von denen die Stadt nach Vorstellung der Bahn zwei Millionen Euro übernehmen sollte. „Das können wir nicht schultern“, stellt Michael Hanus, der Beigeordnete der Stadt Plochingen, klar.

Wer an der Plochinger Station mit dem Rollstuhl, Rollator oder Kinderwagen ankomme und dann in einen Fern- oder Regionalzug einsteigen wolle, stehe vor einem bis zu 76 Zentimeter hohen Absatz zwischen Bahnsteig und Einstieg, erklären die Abgeordneten. Das ist für Gastel und Schwarz nicht hinnehmbar, zumal Plochingen ein wichtiger Umsteigebahnhof und Knotenpunkt des Schienenverkehrs sei.

Die Bahn pocht auf eine Rahmenvereinbarung

Michael Groh, bei der Bahn der Leiter des Regionalbereichs Südwest, erkennt jedoch keine herausragende Notwendigkeit für Maßnahmen zur barrierefreien Sanierung des Plochinger Bahnhofs. In seinem Antwortschreiben bezeichnet er diesen aufgrund zweier Aufzüge und Anlege-Rampen für den Einstieg in die S-Bahnen als „teilweise barrierefrei“. Deshalb besitze er gegenüber anderen noch nicht barrierefreien Knotenbahnhöfen im Land bahnintern „keine herausragende Priorität“.

Groh pocht zudem auf die im Jahr 2009 mit dem Land abgeschlossene Rahmenvereinbarung mit dem Titel „Bahnhofsmodernisierungsprogramm Baden-Württemberg“ (BMP). In diesem sei Plochingen zunächst enthalten gewesen. Doch in der Vereinbarung sei auch festgelegt, dass sich die Kommunen an einer Finanzierung beteiligen, was bei der Modernisierung der Bahnhöfe im Land „seit vielen Jahren gelebte Praxis“ sei. Doch Plochingen könne den kommunalen Anteil der Kosten nicht beisteuern, weshalb eine Modernisierung dieses Bahnhofs im Rahmen des BMP „leider nicht mehr erfolgen“ könne, antwortet Groh den beiden grünen Abgeordneten.

Bei diesen stößt er mit seiner Argumentation auf Unverständnis. Zum einen berücksichtigt er Gastel zufolge die Bedeutung dieses Bahnhofs „nicht angemessen“. Denn dieser werde als Umsteigebahnhof in und aus der Richtung Tübingen, Reutlingen und Nürtingen „noch nicht einmal überwiegend“ von Bürgern aus Plochingen genutzt. Zum anderen könne nicht die Kommune zur Mitfinanzierung eines barrierefreien Umbaus in die Pflicht genommen werden. Denn schließlich erhalte die Bahn für jeden im Bahnhof Plochingen haltenden Fernzug ein sogenanntes Stationsentgelt, erklärt Andreas Schwarz. Außerdem stünden dem Konzern für solche Maßnahmen Geld vom Bund aus der sogenannten Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung zur Verfügung.

Die Stadt kann eine Mitfinanzierung nicht schultern

„Wir würden das schon mitfinanzieren, wenn wir es schultern könnten“, erklärt Michael Hanus, der Beigeordnete der Stadt Plochingen. Denn „uns ist wichtig, dass das umgesetzt wird“. Aber bei all den in einer Kommunen anstehenden Ausgaben sei eine Freiwilligkeitsleistung in dieser Höhe nicht drin. Zumal alle Maßnahmen allein Grundstücke beträfen, die der Bahn gehörten. Zudem finanziere die Stadt Plochingen – unterstützt von Bund und Land – im Rahmen eines Sanierungsprogramms für das Bahnhofsareal beispielsweise die geplante Aufwertung des Vorplatzes: „Davon profitiert die Bahn schließlich auch.“

Allerdings scheint das letzte Wort noch nicht gesprochen zu sein. Denn Michael Groh hat den beiden Abgeordneten ein Gespräch über „Möglichkeiten für eine Verbesserung der Situation am Bahnhof Plochingen“ angeboten. Das haben die Politiker laut Gastel „sofort angenommen“.