Flüchtlinge treiben oft hilflos im Meer – Rettungsorganisationen helfen ihnen, was zu Konflikten führt. Foto: Archiv (dpa)

Der stellvertretende SPD-Ortsvorsitzende Daniel Haas hält an seinem Plan fest, als ehrenamtlicher Helfer auf der SeaEye im Mittelmeer Flüchtlinge vor dem Ertrinken zu retten. Doch derzeit ist noch unklar, ob er überhaupt in See stechen kann.

Pleidelsheim - Daniel Haas möchte vom Wochenende an als ehrenamtlicher Helfer auf der Sea-Eye mit anpacken und im Mittelmeer Flüchtlinge vor dem Ertrinken retten. Doch es ist zurzeit alles andere als klar, ob das Schiff mit dem Pleidelsheimer Ortsvorsitzenden und stellvertretenden Kreisvorsitzenden der SPD überhaupt in See stechen kann. Die politischen Wellen um Rettungsorganisationen wie Ärzte ohne Grenzen oder Sea-Eye sind in den vergangenen Tagen hochgeschlagen – im italienischen Wahlkampf sind die Flüchtlinge Thema. Das weiß auch der 29-jährige Haas, der trotzdem unbeirrt an seinem Plan festhält und Menschenleben retten will. „Ich fliege am 18. August nach Malta und gehe davon aus, dass unser Schiff am 19. August einsatzbereit ist.“

Rettungsschiff mit Warnschüssen vertrieben

Fraglich ist der Einsatz der Retter geworden, weil ein Schnellboot der libyschen Küstenwache das Schiff der spanischen Rettungsorganisation Open Arms mit Warnschüssen vertrieben hatte, wie unter anderem „Spiegel Online“ meldete. Die Regierung in Tripolis habe eine riesige Seerettungszone über die eigenen Hoheitsgewässer hinaus ausgerufen. Private Helfer dürften sie nicht befahren, heißt es in dem Bericht. Wenn nur noch libysche Schiffe und allenfalls die EU-Einsatzkräfte der Mission Sophia Flüchtlinge vor dem Ertrinken retten, werde „dort eben wieder mehr gestorben“.

Obwohl Sea-Eye eigene Rettungsaktionen vorerst eingestellt hat, rechnet Daniel Haas mit einem Einsatz. „Die Situation kann sich täglich ändern.“ Gemeinsam mit den acht anderen Crew-Mitgliedern werde er sich bereithalten, um möglichst bald auslaufen zu können. Die Sea-Eye befinde sich derzeit auf dem Rückweg aus der Meerenge zwischen Tunesien und der italienischen Insel Lampedusa. Dort werden die Flüchtlinge abgesetzt und auf europäischem Boden versorgt.

„Ich bin bei der Feuerwehr, da ist es normal, dass man Menschen rettet“

Dass aufgrund der Rettungsschiffe mehr Flüchtlinge motiviert sind, ihr Leben im Mittelmeer aufs Spiel zu setzen, bezweifelt Daniel Haas. „Eine Studie der Universität London hat gezeigt, dass die Seenotretter kein Faktor sind“, sagt er. Die Flüchtlingszahlen seien schon vorher gestiegen. „Die Menschen wollen den katastrophalen Zuständen in den Flüchtlingslagern in Libyen entfliehen“, sagt Haas. Sollte er in See stechen, erwartet er Situationen, die sich tief in sein Gedächtnis einbrennen werden. „Ich bin bei der Feuerwehr, da ist es normal, dass man Menschen rettet“, sagt er. Aber er werde dann – wie die anderen Crew-Mitglieder – psychologisch betreut.