Der Reigen der Instrumenten präsentierte sich in perfektem Einklang. Foto:  

Musiker aus Jerusalem haben mit ihrer Musik und ihrem Humor für Unterhaltung gesorgt. Den Gästen hat es gut gefallen.

Pleidelsheim Klezmer ist nicht nur Musik. Klezmer ist ein Lebensgefühl.“ Das sagt Avrum Burstein, der Sohn des Gründers der Jerusalem Klezmer Association. Und diese Einschätzung scheint sich auch hierzulande herumgesprochen zu haben. Großen Zuspruch nämlich hat das Konzert am Mittwoch in der Pfarrscheuer erfahren, mit dem die fünf Musiker aus Jerusalem ihr Publikum bezaubert haben.

Weitere Stühle mussten angeschleppt werden, um schließlich allen Besuchern im Charme der rustikalen, aber unbeheizten Scheuer Platz zu bieten. Trotz vollen Hauses wurde es rasch bitterkalt. Das Wetter, so gar nicht dem Wonnemonat Mai entsprechend, sorgte nicht gerade für Behaglichkeit. Doch das quirlig-unterhaltsame Auftreten der Klezmer-Musiker, die weit mehr als Musik boten, hat glücklicherweise das Frieren in den Hintergrund treten lassen.

Dass es zu einem Wiedersehen mit den Freunden kam, die mittlerweile ihr zweites Konzert in Pleidelsheim aufführten, liegt an den Kontakten von Jakobus Hartmann. Der 26-Jährige hatte in Jerusalem für ein Jahr lang seine Theologie-Studien fortgeführt und ist dort auf Avrum Burstein gestoßen. Naheliegend, dass er seinen Bruder, den Pleidelsheimer Pfarrer Samuel Hartmann, wie auch dessen evangelische Gemeindeglieder, von seiner Entdeckung profitieren lässt. Letzter hatte die Musiker bereits im Jahr zuvor eingeladen. Zur Freude der Klezmer-Fans traten die Musiker in diesem Jahr gleich zweimal auf. Außer dem Konzert am Mittwoch gab es am Donnerstag noch ein Konzertessen, das den Besuchern das koschere Essen nahe brachte und sie ebenfalls in die virtuos-mitreißende Welt der Klezmer-Klänge entführte. Mit Akkordeon, Schlagzeug, Bassgitarre, Tamburin und der erzählenden Klarinette. Die schnatterte lebhaft in allen Tönen, jubilierte, klagte oder tröstete und glitt geheimnisvoll ins Ohr. Häufig scheint es, als führe das Instrument ein Eigenleben und ist doch – in der musikalischen Abstimmung immer ein Teil des Ganzen.

Mit der Spielfreude der Musiker aber präsentierte sich auch die jiddische Lebenswelt auf charmante Art: mit jiddischen Liedern, die mit ihrer Vielfalt der Emotionen das Herz mühelos öffnen. Doch dem noch nicht genug: Denn die Jerusalem Klezmer Association sorgt für ausgelassene Stimmung nicht nur mit den Instrumenten. Ebenso goutiert wurde vom Publikum auch der feinsinnige Humor, den Avrum Burstein mit allen Sinnen auslotet.

Der Mann bewegt sich sichtbar gerne auf der Bühne, liebt die szenischen Darbietungen, mit denen er das jiddische Familienleben im Detail zelebriert. Seine Ausführungen und Erklärungen durchleuchteten beispielsweise, wie seine Eltern zu einem Paar wurden und so auch für die eigene Existenz gesorgt haben. Seine Worte richtete er vorab im sprachlichen Kauderwelsch von Jiddisch, Englisch, Hebräisch und Deutsch an die Zuhörer und sorgte damit sichtlich für großes Vergnügen. So etwa auch das ernsthaft geführte Gespräch eines Vaters mit dem Sohnemann, der in der Schule „lieber dem Gezwitscher der Veigelen lauscht, als aufzupassen“. Den kurzen, augenzwinkernd dargebotenen Schauspielsequenzen folgten im Anschluss daran die Gesangs-Stimme im Verbund mit den Instrumenten: Sie ließen ihre eigene, melodische Version von dem Erzählten ertönen.