Die Jungen strecken ihre Köpchen heraus, ein Alttier schaut nach dem Rechten. Foto: Claus König

Die Störche haben Nachwuchs. Für ein zweites Paar dürfte aber zu wenig Nahrung da sein.

Pleidelsheim - Lange Zeit wartete man im Raum Marbach vergeblich auf die Rückkehr der Störche. Im Jahr 2017 war es dann plötzlich so weit. Zwei der prachtvollen Vögel ließen sich im Pleidelsheimer Wiesental nieder. Und nicht nur das. Das Paar sorgte auch gleich für Nachwuchs. 2018 wiederholte sich das Natur-Schauspiel. Inzwischen steht fest: Auch in dieser Saison hat es erfolgreich geklappert bei dem Storchenduo. „Es dürften vier Junge sein. Sie sind ungefähr eine Woche alt“, berichtet der Ludwigsburger Ornithologe Claus König auf Nachfrage. Damit haben die Pleidelsheimer Vögel ihre übliche Quote erreicht. Denn auch in den vergangenen beiden Saisons brütete das Weibchen vier Eier aus. „Aber das ist Zufall“, sagt Claus König. In einem Storchennest könnten sich auch mal drei oder fünf Jungtiere tummeln.

Neu ist auf jeden Fall, wo die Adebare ihre gefiederten Zöglinge hochpäppeln. Bislang waren sie in einem Nest heimisch, das sie im Wiesental von anderen Vögeln übernommen hatten. Diesen Nistplatz wollten sie zunächst auch heuer wieder herrichten, dann kam ihnen allerdings ein Sturm im März dazwischen. „Der hat den Störchen nicht gepasst. Der Baum wäre fast abgebrochen“, berichtet Claus König. Also zogen sie ein paar Meter weiter zu einem Baumstumpf, der etwa fünf Meter in die Höhe ragt. Dort bauten sie ein völlig neues Nest. „Das ist wunderschön und der Stamm ist stabil“, konstatiert der Experte.

Claus König stellt auch gleich klar, dass die Tiere keineswegs von Reihern oder Kormoranen von ihrem Stammplatz vertrieben worden seien. Genau diese Vermutung war nämlich an ihn herangetragen worden. „Das ist aber Unsinn“, betont er. Die Störche seien stets der Chef im Ring, das lasse sich bei anderen Vogelkolonien ebenfalls beobachten.

Trotzdem kann man im Wiesental natürlich weiterhin auch andere fliegende Arten beobachten. Claus König hat unter anderem Nachtreiher, Nilgänse und Nachtigallen gesichtet. Ebenso sei der Pirol wieder da. Der Artenreichrum sei groß in dem Refugium, sagt er.

Allerdings bezweifelt Claus König, dass in dem Gebiet mehr als die eine Storchenfamilie heimisch werden kann. Das Nahrungsangebot sei nicht unbedingt üppig. „Bei einem zweiten Paar wäre es etwas kritisch“, vermutet er daher. Die beiden Adebare müssten schon jetzt relativ weite Strecken fliegen, um sich und ihren Nachwuchs adäquat zu versorgen. Manche Tour führe sie bis ins Blühende Barock nach Ludwigsburg, wo die Störche teilweise auch gefüttert würden.

Womöglich ist die Nahrungsknappheit auch ein Grund dafür, dass sich die Störche sonst nirgendwo in der Umgebung angesiedelt haben. Zum Beispiel auch nicht in Großbottwar, wo man so sehnlich auf die Rückkehr des Wappentiers hofft und wo sogar an mehreren Standorten Nester für die großen Vögel aufgebaut wurden. Der Großbottwarer Bürgermeister Ralf Zimmermann hat auf der Gemarkung bislang keinen Storch entdeckt und auch von keiner Sichtung gehört, wie er sagt. Claus König ist ebenfalls nicht bekannt, dass sich im Raum Marbach andere Adebare niedergelassen hätten. In Vaihingen-Horrheim gebe es allerdings ein Paar, das einen Sendemast in Beschlag genommen habe.