Ralf Trettner und Samuel Hartmann (von rechts) lassen mit ihrem Mahl die Herzen der Bürger höher schlagen. Foto: Frank Wittmer

Bürgermeister Ralf Trettner und Pfarrer Samuel Hartmann servieren gemeinsam 400 Portionen leckeres Chili.

Pleidelsheim - Pfarrer Samuel Hartmann hatte beim Straßenfest im Sommer 2016 mit Bürgermeister Ralf Trettner gewettet, dass Pleidelsheim als Dorf es nicht schafft, in 222 Tagen 333 Spenden in Höhe von 111 Euro für die Renovierung der Mauritiuskirche zusammen zu bringen. Trettner hatte mit einem fröhlichen „Wir schaffen das!“ dagegengehalten.

Gestern ist also die Dorfwette zu Ende gegangen. Und nur fürs Protokoll: Pfarrer Samuel Hartmann hat die Wette verloren. Investigative Recherchen unserer Zeitung haben es an den Tag gebracht: Der Pfarrer und der Bürgermeister als freiwilliger Helfer haben das leckere Chili gar nicht selber gekocht. Ein Team von zehn Personen um Andrea Bender und Gerda Bollinger haben gestern seit dem frühen Morgen geschnippelt und gebraten was das Zeug hält. „Geholfen haben die beiden aber schon“, berichtet Anke Frühling-Spiegel vom Küchenteam. „Die haben auf exakt vier Millimeter genormte Gemüsewürfel geschnitten.“

Kein Wunder also, dass die beiden Herren gar nicht so ganz genau wissen, warum das Chili so lecker schmeckt, das die beiden Wettbrüder in trauter Eintracht vor der Pfarrscheuer mit großen Kellen servieren. Neben 30 Kilo Hackfleisch, Bohnen, Paprika, Zwiebeln und Lauch machen Knoblauch, Kreuzkümmel, Limetten und – man lese und staune – starker Kaffee die besondere Würze des Chili aus. Und eine Gewürzmischung, die selbst hergestellt und daher wirklich geheim ist. „Ich nenne es ,Magic Dust‘“, verrät Anke Frühling-Spiegel. Das ganze musste dann drei Stunden vor sich köcheln.

Vor Weihnachten sah es noch knapp aus. Aber auf den letzten Metern hat die Dorfwette mächtig Fahrt aufgenommen. „Wir haben 400 Spender und deutlich mehr als 40 000 Euro eingesammelt“, gab Pfarrer Hartmann gestern bekannt. „Das bedeutet, dass ich die Wette verloren habe. Aber das mit einem fröhlichen Gesicht!“

„Bei dieser Wette gibt es keine Verlierer“, so Trettner. „Wir haben alle gewonnen!“ Für Pleidelsheim sei die Dorfwette eine sehr schöne Idee der evangelischen Kirchengemeinde gewesen, die für das Gemeinschaftsgefühl eine tolle Sache war.

Und die zahlreichen Esser strahlten mit den beiden Gewinnern um die Wette. Und wem’s noch nicht lustig genug zumute war, konnte nach Belieben nachwürzen. 200 Portionen galt es zu vertilgen, und die waren reichlich bemessen. Bis in den Abend wurde in der Pfarrscheuer und dank der milden Temperaturen auch im Hof fröhlich gefeiert. Wer wollte, durfte auch den Fortgang der Arbeiten in der Mauritiuskirche besichtigen. Elektrik, Lampen, Lautsprecheranlage, Wände und Kirchenbänke sollen bis September gerichtet werden. Es darf weiter gespendet werden. Von den 500 000 Euro Gesamtkosten muss die Kirchengemeinde die Hälfte finanzieren.