Nach ihrer Wahl durfte Nowak sogar Playboy-Gründer Hugh Hefner (89) in dessen legendärer Villa in Los Angeles treffen. Foto: dpa

Sie war Playmate des Jahres, saß im Promi-Big-Brother-Haus. Demnächst bekommt sie ihre eigene Sendung: Sarah Nowak ist ein aufgehender Star am Promi-Himmel.

Stuttgart - „Ich hatte Bock drauf.“ Das ist so ein Satz, mit dem Sarah Nowak vieles erklärt. Zum Beispiel, warum sie vor zwei Jahren ein paar Fotos von sich an die Redaktion des „Playboy“ schickte. Oder warum sie sich für die RTL-Kuppelshow „Der Bachelor“ bewarb.

Und natürlich auch, warum sie ihren Fans auf den Internetplattformen Facebook und You Tube zeigt, wie sie sich einen Dutt macht oder wie sie mit einem Plüschtier kuschelt. Sarah Nowak hat einfach Bock darauf, in der Öffentlichkeit zu stehen – da ist sie ganz ehrlich. Und wahrscheinlich ist das auch schon ein Teil der Erklärung, warum sie es tatsächlich innerhalb eines knappen Jahres von der Bankkauffrau aus der bayerisch-schwäbischen Provinz zu einem aufsteigenden Stern am Privatfernsehhimmel geschafft hat, der ab 2016 eine eigene Fernsehshow haben wird. Aber es ist eben nur ein Teil der Erklärung.

Für das Treffen hat Sarah Nowak das Café Maximilian auf dem historischen Marktplatz ihrer Heimatstadt Günzburg vorgeschlagen. Hier ist sie zur Grundschule gegangen, hier hat sie ihre Banklehre gemacht. Das Maximilian ist ihr Stamm-Café, sie wohnt um die Ecke. „Bringsch mer bitte einen Milchkaffee“, sagt sie zur Bedienung. Sie ist dezent, aber professionell geschminkt, trägt ein legeres Shirt, Lederjacke, einen dicken Schal. Trotzdem drehen sich die Menschen nach der silberblonden jungen Frau um. Am Nebentisch raunt ein mittelalter Mann seiner Frau zu, ob das diese Sarah Nowak sei. Die nickt.

Sie wollte so leben wie die Mädchen in der Playboy-Villa

Diese Sarah Nowak. Bis vor kurzem noch kannten ihren Namen allenfalls die Kunden, die sie als Bankberaterin in Finanzsachen betreute. Aber Sarah wollte schon länger mehr. Sie wollte sich präsentieren, wie sie sagt, und vielleicht auch irgendwann so leben wie die Mädchen aus der amerikanischen Doku-Sendung „The Girls of the Playboy Mansion“, in der das Leben der Frauen gezeigt wird, die sich für das Männermagazin ausziehen. „Ich fand deren Leben so toll. Die sind viel verreist, hatten Spaß, haben das Leben genossen.“ Eine Art Gegenentwurf zur sauberen, ruhigen, seriösen Bankenwelt sei das gewesen. Also schickte Sarah Nowak ein paar Fotos von sich per E-Mail an die Redaktion des Heftes. Sie bekam ihre erste Bilderstrecke, wurde Cover-Girl und Playmate des Jahres 2015.

Heute gehört Sarah Nowak zu der Sorte Menschen, die man nicht kennen muss, aber kennen kann, wenn man regelmäßig durch die Privatsender zappt oder bunte Blätter liest. Mit der Sendung „Der Bachelor“, in der 22 Frauen um einen Mann buhlen, bekam ihre Karriere Anfang des Jahres den richtigen Anschub. Zwischen den ziemlich langweiligen Kandidatinnen stach die 24-Jährige hervor. Sie kam sympathisch und natürlich rüber, war schlagfertig. Dass sie sich für den „Playboy“ ausgezogen hatte, sorgte für das nötige bisschen Verruchtheit.

„Nach dem ,Bachelor‘ ging es richtig los“, sagt Sarah Nowak. Seither ist Thomas Mai ihr Manager, der unter anderem auch Comedian Oliver Pocher, den Sänger Michael Wendler und den Rapper Kay One aus der Casting-Show „Deutschland sucht den Superstar“ unter Vertrag hat. Seither hat sie in der Vox-Sendung „Promi Shopping Queen“ mit anderen Prominenten um die Wette eingekauft und wurde im „Promi Big Brother“-Haus von Comedian Desiree Nick zum Weinen gebracht („Du bist Playmate des Jahres? Da muss ich lachen.“). Seither wird sie zu Autogrammstunden, in den Münchner Promi-Club P1, ins Oktoberfest-Zelt oder auf den Wasen eingeladen und bekommt für Zwei- bis Drei-Stunden-Auftritte bis zu bis 3000 Euro. Bei der Bank hat sie nicht gekündigt, aber sie hat sich vorerst freistellen lassen.

Man hat das Gefühl, sie schon lange zu kennen

Sarah Nowak hat das, was man gemeinhin ein einnehmendes Wesen nennt. Im Gespräch blickt sie einem direkt in die Augen, sie lacht oft und ehrlich, versucht gar nicht ihren schwäbischen Einschlag zu verleugnen. Immer wieder wechselt sie unbewusst vom Sie ins Du. Ein bisschen gibt sie einem das Gefühl, man könnte sich schon lange kennen. Auch das ist sicherlich ein Teil des Erfolgs.

Ein „Reality-Star“ sei sie, das sagt Sarah Nowak über sich selbst. Das heißt, sie ist dafür bekannt, ihr Leben multimedial mit anderen zu teilen. Weibliche Vorbilder gibt es genug. Verona Pooth, ehemals Feldbusch, war eine der ersten Frauen, von denen keiner so genau wusste, wofür sie bekannt sind, aber die trotzdem viele gern sehen wollten. Seit sechs Jahren treibt Daniela Katzenberger dieses Prinzip zur Perfektion. 2009 begleitete ein Fernsehteam die scheinbar naive Blondine aus der Pfalz bei ihrem Versuch, in Amerika den „Playboy“-Gründer Hugh Hefner zu treffen (Sarah Nowak hat das übrigens schon geschafft). Es folgten mehrere Doku-Formate. Derzeit breitet Katzenberger ihr Leben mit Freund und Baby in einer wöchentlichen Sendung aus – und ist längst Millionärin.

Auch Sarah Nowak teilt ihren Alltag mit ihren Fans auf Facebook, der Bilder-Plattform Instagram oder auf ihrem eigenen You-Tube-Kanal. Dort erklärt sie zum Beispiel, wie sie sich den Dutt macht, den sie auch an diesem Tag trägt. Oder wie ihre Lippen mit einer Pumpe voller werden. Sie zeigt ihr entzündetes Auge, Urlaubsbilder aus Miami oder ein Video von einer Zugfahrt mit ihren Freundinnen. Man glaubt ihr, dass ihr das alles tatsächlich Spaß macht. „Bei dir hat man immer voll das Gefühl, dass man dich kennt, dass das echt ist“, schreibt ein Fan auf Facebook. Aktuell folgen ihr rund 114 000 Menschen auf dem sozialen Netzwerk. Noch nicht viele im Vergleich zu Katzenberger (zwei Millionen), aber schon mehr als Verona Pooth (74 000) und auf jeden Fall nicht schlecht für eine, die erst vor etwa einem halben Jahr auf der medialen Bildfläche erschienen ist. Laut Manager Thomas Mai wird sie ab Januar eine eigene Reality-Sendung im Stile der Katzenberger haben. Den Sender könne er aber noch nicht nennen.

Das Geschäft mit den Promis

„Es ist wieder Sarah-Time“, sagt Sarah Nowak, wenn sie ein neues Video für ihre Fans hochlädt, die dann virtuelle Zeit mit Sarah verbringen könnten. Man könnte es aber auch so übersetzen, dass dies ganz einfach Sarahs Zeit ist. Noch nie war es so einfach, wenigstens für einen kurzen Moment berühmt zu werden. Reality- und Casting-Formate im Fernsehen, You Tube, Instagram, Blogs und Facebook im Internet geben heute jedem die Chance, zumindest für einen kurzen Moment berühmt zu werden. Die Prophezeiung des Künstlers Andi Warhol, dass irgendwann jeder seine 15 Minuten Ruhm bekomme, sie hat sich scheinbar eingelöst.

Von einer „Demokratisierung der Prominenz“ schreibt der Medienpsychologe Jo Groebel, von einer „Casting-Gesellschaft“ spricht der Tübinger Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen. Das System sei durchlässiger geworden. Aus denen vor dem Fernseher könnten schnell diejenigen im Fernseher werden. „Nicht-Prominente sehen sich heute zunehmend als Noch-nicht-Prominente“, sagt Pörksen.

Sendungen wie „Deutschland sucht den Superstar“ oder „Germany’s next Topmodel“ spülten fast jeden Tag „ein riesiges Heer namenloser Kandidaten“ auf den Markt, „getrieben von der Hoffnung auf eine Karriere“. Prominenz verliert ihre Exklusivität, das Besondere. Jemand wie Sarah Nowak ist niemand, den man auf ein Podest stellt, sondern dem man nacheifert. Für ihre Fans ist sie auch das Versprechen, es vielleicht irgendwann selbst vom Büro auf die ganz große Bühne schaffen zu können.

„Ich habe kein Talent“, sagt Sarah Nowak über sich selbst

Sarah Nowak ist sich durchaus bewusst, auf welchem Prinzip ihr Erfolg beruht. „Die Menschen können sich mit mir identifizieren“, sagt sie. Ihre Authentizität sei Teil des Erfolges. Und: „Ich bin kein Stefan Raab oder Dieter Bohlen, die ein Talent haben und deshalb bekannt sind. Von deren Privatleben hört man so gut wie nie etwas. Ich habe kein Talent. Deshalb muss ich viel mehr von mir preisgeben.“

Ähnlich realistische Worte über das Geschäft mit den Promis kann man von ihrem Manager Thomas Mai hören. Mit gerade mal 19 Jahren gründete Mai, der aus Wäschenbeuren bei Göppingen stammt, 2007 seine Agentur TM Event & Entertainment Network. Mai ist Manager und Booker, das heißt er verdient sein Geld damit, Promis, die er unter Vertrag hat oder die er kennt, an Veranstalter zu vermitteln. Zum Beispiel für einen Auftritt beim Ski-Opening in Ischgl oder auf Mallorca, als DJ im Stuttgarter Club Penthouse oder an die Selfie-Wand in einem Wasen-Zelt. Sein vielleicht größter Coup war es vor ein paar Jahren, die Hotelerbin und Reality-Königin Paris Hilton nach Stuttgart zu bringen. Seine wichtigsten deutschen Zugpferde sind derzeit sicherlich Oliver Pocher, Kay One und eben Sarah Nowak.

Thomas Mai hat aber auch schon einige Casting- und Reality-Show-Kandidatinnen unter Vertrag gehabt, die es nicht geschafft haben, ihre 15 Minuten Ruhm in eine Karriere zu verwandeln, von der sie dauerhaft leben können. „Nach einem Auftritt zum Beispiel beim ,Bachelor‘ hält die Aufmerksamkeit vielleicht ein, zwei Monate an. Danach ist es harte Arbeit, Aufträge und Angebote zu bekommen.“ Aber die wenigsten hätten die Disziplin. Sie feierten und tränken zu viel, würden unzuverlässig und damit uninteressant. Veranstalter wollen Promis, die funktionieren.

Sie profitiert von der schwäbisch-bodenständigen Erziehung

Sarah Nowak sei da anders, sagt Mai. Derzeit ist sie zwischen Fotoshootings, Auftritten und Aufnahmen fast täglich zwölf Stunden unterwegs. Bis Mitte Januar hat sie keinen freien Tag mehr. Allein 26 Disco-Buchungen stehen an. Dazu Werbekampagnen, TV-Auftritte, unter anderem in der Mario-Barth-Show, im Pro-Sieben-Jahresrückblick und im SWR- „Nachtcafé“. Sie kann gar nicht mehr alle Angebote annehmen. Sarah Nowak selbst erklärt sich ihre Disziplin mit ihrer schwäbisch-bodenständigen Erziehung. Ihr Vater ist Fernfahrer, ihre Mutter arbeitet im Supermarkt. Sarah Nowak ist mit drei Geschwistern und den Großeltern unter einem Dach aufgewachsen. „Fleißig sein, sich etwas erarbeiten, das war mir schon immer wichtig“, sagt Sarah Nowak. „Von 500 Euro Lehrgeld kamen immer 300 Euro aufs Konto.“ Und klar, sie hat auch einfach Bock auf das alles.

„Keine Skandale, wenig Alkohol, viel Selbstbeherrschung“, heißt Thomas Mais Erfolgsrezept für Sarah Nowak. Sie muss sich deutlich abheben vom Schmuddelimage einer Gina Lisa Lohfink. Ihre Rolle ist das saubere Sexy-Mädchen von nebenan. Das momentane Ziel Mais: „Wir wollen täglich mehrere Tausend Euro verdienen.“ Das Fernziel: eine Marke aufbauen, wie sie Daniela Katzenberger ist. Mit eigener Kosmetik- und Modelinie. Mit Shows und Apps.

Ganz klar: Sarah Nowak muss ihre Zeit nutzen, solange die Leute Bock auf sie haben.