Leon Draisaitl wurde von den NHL-Profikollegen zum besten Passgeber der Liga gewählt. Foto: imago/Vincent Ethier

Der Eishockey-Star visiert mit den Edmonton Oilers den Gewinn des Stanley-Cups an – dabei soll auch ein ehemaliger Spieler der Stuttgart Wizards helfen.

Ein Sportprofi darf schon stolz sein, wenn die Kollegen ihn in einer Kategorie zu ihrem Besten wählen. Leon Draisaitl wurde in einer Umfrage der Spielervereinigung der NHL zum besten Passgeber der Liga gekürt – der Stürmer der Edmonton Oilers lag mit 17,7 Prozent der Stimmen vor Patrick Kane (15,6) von den Chicago Blackhawks. Bei solchen Wahlen tauchten auch einst die Namen der Großen des Gewerbes auf wie Wayne Gretzky, Mario Lemieux, Jaromir Jagr, Sydney Crosby. „Das macht schon stolz, wenn der Name auf einer Liste mit den Legenden steht“, sagte Draisaitl gewohnt zurückhaltend, „ich mag mich nicht selbst loben, denn mir haben viele dabei geholfen.“

Die Art-Ross-Trophy für den besten Scorer (Tore und Vorlagen) der Hauptrunde hat der 26-Jährige nicht wie 2020 abgeräumt, er kam auf 110 Punkte (je 55 Tore und Assists). Die Trophäe sicherte sich wie 2021 Oilers-Kollege Connor McDavid mit 123 Zählern. Auszeichnungen wie diese mögen schmückend sein – der erfolgreichste Deutsche in der Eliteliga ist der gebürtige Kölner ja längst –, was zählt, ist aber der Titel „Stanley-Cup-Gewinner“, und vielleicht dazu die Auszeichnung „wertvollster Spieler der Finalserie“. Den 20 Kilogramm schweren Cup möchte Draisaitl stemmen – dazu muss zunächst ein Sieg über die Los Angeles Kings her.

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Die Oilers müssen das Team aus Kalifornien, bei dem Ex-Bundestrainer Marco Sturm als Co-Trainer arbeitet, in der ersten Play-off-Runde ausschalten. „Wir haben keine Wette laufen“, verriet Draisaitl.

Die Best-of-seven-Serie hat in der Nacht zum Dienstag begonnen. Seit der Nationalspieler 2016 zum Oilers-Stammpersonal zählt, hat sich der Club entweder nicht für die K.-o.-Partien qualifiziert oder ist früh gescheitert. Über Runde zwei kam das Team nie hinaus. „Ich glaube, dass man in einer kanadischen Stadt immer Erfolgsdruck hat. Das haben wir hier in Edmonton seit Jahren“, sagte Draisaitl. In Edmonton gilt das ganz besonders, denn die älteren Fans schwärmen immer noch von den goldenen 1980ern, als Wayne Gretzky der Inbegriff der Oilers war und „The Great One“ viermal den Stanley Cup mit in den Nordwesten Kanadas brachte. „Die Fans wurden damals verwöhnt“, sagte Draisaitl, der mit Sturmpartner McDavid (25) gerne eine ähnliche Ära in den 2020ern starten würde. „Wir wollen das Team sein, das die alten Zeiten zurückbringt“, betonte er.

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Damit die Oilers überhaupt in die Play-offs gelangten, packten die Bosse den eisernen Besen aus und fegten im Februar Trainer Dave Tippett vor die Tür, als die Qualifikation in Gefahr geriet. Sie holten Jay Woodcroft als Chefcoach an die Bande, der in der Saison 2004/2005 als Stürmer im Trikot der Stuttgart Wizards übers Oberliga-Eis gewirbelt war (49 Scorerpunkte in 36 Spielen). Der Kanadier änderte das Spielsystem, gestaltete die Defensive widerstandsfähiger – und im März ging es aufwärts. Im April holten die Oilers in 14 Spielen elf Siege.

Ein anderer wichtiger Grundstein war vor Woodcrofts Verpflichtung gelegt worden: Der Kader hat nun mehr Tiefe. „Vorn haben wir drei, vier Reihen, die viele Minuten abspulen und offensive Akzente setzen können“, sagte Draisaitl, „wir haben mehr Leute in der Truppe, die schon was gewonnen haben, aber immer noch heiß sind.“

Der Mittelstürmer, der in der NHL 254 Treffer erzielt hat, ist zuversichtlich, dass es etwas wird mit dem Cup. „In den vergangenen zwei Monaten sind wir unter den Top Drei der Liga gewesen und haben sehr, sehr gutes Eishockey gespielt“, sagte Draisaitl. Wayne Gretzky wird in den Play-offs genau hinschauen, auch wenn der 61-Jährige seit Mai 2021 nicht mehr in der Chefetage der Oilers Entertainment Group sitzt.